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Mord ohne Leiche

Mord ohne Leiche

Titel: Mord ohne Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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sagte Jack
wehmütig.
    »Und wissen Sie, wie es funktioniert?«
fuhr Willie fort. »Ehrlichkeit. Ich liebe meine Kunden, jeden einzelnen. Das
kommt in den Spots heraus. Sie kommen rein, brauchen einen lausigen Kredit und
kriegen keinen mehr, und ich helfe ihnen. Die Werbespots? Die schreibe ich mir
selbst. Nicht so einen Scheiß wie diese politischen Redenschreiber. Ich sage
einfach nur, was ich fühle, und schon kommt die Kundschaft angelaufen.« Er
zwinkerte mir zu. »Und mit ihr das Geld.«
    »Entschuldigen Sie«, sagte Jack noch
einmal.
    »Sagen Sie, wo kriegt man hier einen
Drink?« fragte Willie.
    »Vorne.« Ich zeigte in die Richtung.
    »Ich glaube, ich schnappe mir mal
einen. Wir setzen uns später zusammen und reden ein bißchen. Ich will alles
wissen, was mit Ihnen zu tun hat.«
    Als Willie den Flur zurückschlenderte,
seufzte Jack erleichtert auf. Ich trat zur Seite, damit er mit der Platte
vorbeikam, ging dann zu Hanks Büro und klopfte an die halb geschlossene Tür.
    Hank saß vor seinem Schreibtisch mit
Rollaufsatz, den Sessel nach hinten gekippt. Den Raum erhellte nur seine Lampe
mit dem grünem Glasschirm. Hanks Mantel hing über dem Kopf einer ausgemergelten
Indianerstatue, wie man sie aus Zigarrenläden kannte. Seit kurzem hatte er
angefangen, sein Büro todschick aufzumöbeln, und hatte dazu den Schreibtisch
und den Indianer gekauft. Das hätte auch ein gutes Zeichen dafür sein können,
daß er weniger schlampig wurde und mehr Wert auf seine Umgebung legte, doch ich
betrachtete es mit Besorgnis. Die Verschönerungen waren das Ergebnis der
Tatsache, daß er jetzt mehr Zeit hier verbrachte als in der Wohnung, die er und
Anne-Marie in Noe Valley besaßen. Auch verbrachte er mehr Zeit in der Remedy
Lounge an der Mission Street, wo er flipperte und zu viel trank.
    Jetzt sah ich die Scotch-Flasche auf
dem Tisch und den glasigen Blick, den nicht einmal seine dicke Hornbrille
verbergen konnte, und ich merkte, daß er ziemlich betrunken war. Ich trat ins
Zimmer, schloß die Tür hinter mir und setzte mich in den Besuchersessel.
    »Ein glückliches neues Jahr«, sagte
Hank. Er zeigte auf die Flasche. »Einen Drink?«
    »Du weißt, ich trinke keinen Scotch.«
    Er zuckte mit den Schultern und goß
sich selbst ein.
    »Was machst du hier?« fragte ich.
»Warum bist du nicht auf der Party?«
    »Keine Lust. Wie geht es dir? Ich sehe
dich kaum noch.«
    Ich hatte schon die Antwort auf der
Zunge, er könne mich ja auch kaum sehen, da ich nicht meine ganze Zeit im
Remedy verbringe, aber ich hielt mich zurück. »Ich weiß. Wir müssen das
ändern.«
    »Woran arbeitest du gerade?«
    »An der Foster-Sache, für Jack.«
    »Jack ist ein guter Mann. Er hängt an
dir, weißt du das?«
    »Jack ist in einem Stadium, in dem er
an jeder Frau hängt, die freundlich zu ihm ist.«
    »Dir könnte Schlimmeres passieren. Mir
ist Schlimmeres passiert.« Er unterbrach sich, um zu trinken. »Greg ist hier.
Hast du ihn schon gesehen?«
    »Noch nicht.«
    »Er hat Schluß gemacht mit — wie hieß
sie noch?«
    »Das hat er mir gesagt.«
    »Du hast dich mit ihm getroffen?«
    »Ich treffe ihn ab und zu. Aber es gibt
nichts zwischen — «
    »Greg hängt an dir. Hat er immer
getan.«
    »Wenn man dich anhört, hängt alle Welt
an mir.«
    Er drohte mir mit dem Finger. Fast wäre
dabei der Sessel hintenüber gekippt. Er richtete ihn mit übertriebener Würde
wieder auf. »Du tätest gut daran, meinen Rat zu befolgen.«
    »Wieso versuchst du dauernd, über mein
Liebesleben zu bestimmen?«
    »Irgendwer muß das ja machen. Du
brauchst einen Mann mit Sch-..., mit Substanz. Solide, wie Greg oder Jack. Sieh
dich nur mal an.«
    »Was ist denn los mit mir?«
    »Wenn das kein Kleid für den Männerfang
ist, dann weiß ich es nicht.«
    »Tatsächlich?«
    »Wenn ich dich also nicht bei der Hand
nehme und dir Bescheid scha... sage, dann fällst du noch mal auf so einen
Gigolo wie diesen Diskjockey herein, den du gerade losgeworden bist. Gott weiß,
was dir beim nächstenmal passiert. Wieder so ein Schlawiner, wahrscheinlich...«
    Da war ich zu ihm gekommen, um mit ihm
über seine kriselnde Ehe zu reden, und er hatte den Spieß umgedreht und
zerpflückte jetzt meine romantischen Erlebnisse. »Der Gigolo liegt weit zurück.
Das war zur High-School-Zeit. Hank, wo ist Anne-Marie?«
    »Zu Hause. Scheiß drauf.«
    Das schockierte mich so sehr, daß mir
keine Antwort einfiel.
    »Sie will zu Hause bleiben, sich mit
den Ärschen von obendrüber amüsieren. Soll

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