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Mord ohne Leiche

Mord ohne Leiche

Titel: Mord ohne Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Monat
gekündigt. Da hab ich beschlossen, lieber ins All Souls zu ziehen.«
    Ich stützte die Stirn auf eine Hand und
seufzte. Schließlich sagte ich: »Eine so hübsche Wohnung wird doch leicht
wieder zu vermieten sein.«
    »Wieder jemanden für die Wohnung zu
finden, macht mir keine Sorgen«, sagte er, »eher die Vorstellung, für den Rest
meines Lebens auf der All-Souls-Couch zu schlafen.«
    Ich wußte, wovon er sprach. Die Couch
war ein braunes Relikt aus den dreißiger Jahren mit lauter gebrochenen
Sprungfedern.
    Bevor ich ihm aber eine optimistische
Prognose stellen konnte, winkte Brian mich zum Telefon. »Wir reden nachher
weiter«, sagte ich zu Hank und ging zum Ende der Bar, um mich zu melden.
    Georges Stimme am anderen Ende der
Leitung war hoch und zitterte, und es schwang etwas darin mit, auf das ich
nicht gefaßt war. Als er sagte: »Sharon? Deine Assistentin sagte mir, ich kann
dich dort erreichen«, da hörte ich so etwas wie Freude — nein, Begeisterung.
    »Was ist passiert?«
    »Ich habe gerade mit Detective Gurski
gesprochen. Über die Identifikation anhand der zahnärztlichen Unterlagen von Tracy.«
    »Ich habe auch schon versucht, ihn zu
erreichen — «
    »Sharon«, sagte er, »sie war es nicht! Die
Leiche, die du gefunden hast, war nicht Tracys!«
     
     
     

15
     
    Einen Moment lang brachte ich kein Wort
heraus. Mir war klar, daß die Folgen dieser neuen Entwicklung alles über den
Haufen warfen. Allerdings konnte ich sie noch nicht begreifen, sie noch nicht
in Worte fassen.
    »Sharon?« sagte George.
    »Ja, ich bin noch dran.«
    »Du weißt, was das bedeutet? Tracy kann
doch noch am Leben sein!«
    Muß aber nicht, dachte ich. Und wenn
ja, waren wir wieder bei dieser schrecklichen Frage angelangt, die er so
fürchtete.
    George deutete mein Schweigen richtig.
»Ja, ich weiß«, sagte er. »Aber es besteht zumindest Hoffnung. Nachdem ich
geglaubt hatte, sie sei tot — wirklich geglaubt, wie gestern nacht weiß ich,
ich werde mit allem fertig.«
    »Das hoffe ich.« Ich dachte an die
jammervolle Knochenansammlung, die ich gefunden hatte, und an die zerrissenen
Reste von Tracys Kleidung. Was das bedeutete, war mir inzwischen klar, und es
war ein äußerst unangenehmer Gedanke.
    »Ja«, setzte ich hinzu, »das ändert die
Dinge natürlich. Ich weiß kaum, wie ich jetzt weiter vorgehen soll.«
    »Ich wünschte, du kämst her oder ich
könnte zu dir kommen. Ich bin so aufgedreht, daß ich bestimmt die Fassung
verliere, wenn ich dich nicht sehe.«
    Das Bedürfnis und das Sehnen in seiner
Stimme machten meiner Verwirrung ein Ende. Als ich auf sah, kam Jack zur Tür
herein. Wahrscheinlich wollte er nach Hank sehen. Ich mußte sofort mit ihm
reden.
    »Ich komme zu dir«, sagte ich. »Aber
ich muß noch mit Bobby Fosters Anwalt reden. Das kann eine Weile dauern. Ich
komme, so schnell ich kann.«
    »Ich warte auf dich.«
    Ich hängte den Hörer ein und winkte
Jack zu. Er änderte seinen Kurs und kam zu mir ans Ende der Bar. »Was ist los?«
fragt er.
    »Merkt man, daß etwas los ist?«
    »Du müßtest dein Gesicht sehen.«
    »Also, los ist folgendes: Die Leiche am
Fluß da oben war nicht Tracy Kostakos.« Schnell erklärte ich ihm, was
ich von George gehört hatte.
    Jacks zerfurchtes Gesicht nahm einen
leeren Ausdruck an, während sich das Getriebe seines Gehirns in Gang setzte und
die Neuigkeit zu verarbeiten begann. Dann rieb er sich das Kinn und sagte:
»Natürlich hat man keine Ahnung, wem diese Gebeine nun wirklich gehören.«
    »Nein, und die Identifizierung wird
langwierig — wenn nicht ganz unmöglich.«
    »Und inzwischen sind wir wieder da, wo
wir waren.«
    »Nicht ganz. Wir haben einen Beweis,
daß Tracy Kostakos um zehn nach zwei Uhr nachts noch lebte — eine ganze Weile
nach dem Zeitpunkt, zu dem Foster nach seinem Geständnis den Mord begangen
haben will. Und wir haben Amy Barbours Geschichte, die den Wagen eine Woche
später am Cottage gefunden hat.«
    »Sicher, und das reicht auch, um den
Prozeß neu aufzurollen. Doch dann müssen wir nachweisen, wo Foster gewesen ist.
Die Parkwächterkollegen, die sein Alibi bestätigt haben, waren die wackeligsten
Zeugen der Verteidigung im ersten Prozeß. Er selbst stellt sich auch nicht
gerade in einer Weise dar, die Glaubwürdigkeit suggeriert. Ach, Scheiße!« Jack
schlug so fest mit der Hand auf die Theke, daß der Mann, der um die Ecke saß,
zusammenzuckte.
    »Sollten wir nicht lieber raufgehen und
die Sache unter uns bereden?«
    »Von mir aus

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