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Mord ohne Leiche

Mord ohne Leiche

Titel: Mord ohne Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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lesbischen
Kellnerin?«
    »Genau. Tracys Porträt von ihr hatte
einen boshaften Unterton. Lisa hatte keine Ahnung, welche Motive hinter ihrem
kurzen... Ausrutscher standen, und als sie dann den Sketch sah, war sie außer
sich.«
    »Mein Gott.« Ich konnte jetzt nur noch
an George denken und daran, wie sehr es ihn verletzen würde, wenn all das
herauskäme. Ich würde alles Menschenmögliche versuchen, um zu vermeiden, daß er
es jemals erfuhr. »Wissen Sie, daß ich gestern bei einem Cottage am Napa River
eine Leiche gefunden habe, die ich für Tracys hielt?« fragte ich.
    Er nickte. »Meine Frau hat es mir
erzählt.«
    »Es hat sich herausgestellt, daß sie es
nicht war.«
    »Ach?«
    »Der Sheriff läßt jetzt untersuchen, ob
Lisa McIntyres Gebiß mit dem der Leiche übereinstimmt.«
    Er wollte gerade die Zigarette
ausdrücken, aber seine Hand blieb ein Stück über dem Aschenbecher in der
Schwebe. Für einen Augenblick war er wie erstarrt. »Das ist eine seltsame
Wendung. Man kann kaum umhin, daraus eine höchst unerfreuliche Folgerung zu
ziehen.«
    »Ja, allerdings.«
    Soriano drückte seine Zigarette aus,
stand auf und strich seine Jacke glatt. Sein Gesicht war jetzt noch zerfurchter,
und ich glaubte, eine Spur von Zorn darin zu entdecken. »Wenn diese
Schlußfolgerung stimmt, dann wird das für Jay die Hölle. Er wird sich selber
Vorwürfe machen.«
    »Warum?«
    Er schüttelte den Kopf. »Das ist seine
Sache. Und, offen gesagt, ich bin es leid, hier herumzusitzen und auf den
Dicken zu warten. Dieser Club kostet mich den letzten Nerv. Von jetzt an
beschränke ich mich auf die Atlas Development.«
    Atlas Development. Wo hatte ich den
Namen...? Natürlich! »Der vom Clubparkplatz gestohlene Wagen — und mit dem,
laut Anklage, Foster Tracy entführt haben soll — , war auf den Namen der Firma
Atlas Development zugelassen.«
    »Stimmt. Es war der Firmenwagen, den
mein Assistent, Jim Fox, benutzte. Er war an dem Abend zum erstenmal im Club
gewesen, auf meine Einladung, lernte eine Dame kennen und ging mit ihr nach
Hause. Als er zurückkam, um den Volvo abzuholen, war er weg.«
    »Wann genau hat er den Diebstahl
angezeigt?«
    »Erst am nächsten Tag, am frühen Abend.
Die Dame hat ihn morgens an seinem Arbeitsplatz abgesetzt, und ich habe ihn
dann nach der Arbeit zum Club gefahren.«
    Aus diesem Grund also hatte die
Highway-Patrouille, die beim Ausstellen eines Strafmandats stets auch die
Zulassungsnummer überprüft, den Wagen nicht als gestohlen im Fahndungsbuch
stehen.
    Soriano schien das Interesse an unserer
Unterhaltung verloren zu haben. Mit einem Blick auf die Uhr sagte er: »Jetzt
muß ich aber wirklich gehen. Wenn Sie Marc sehen, sagen Sie ihm bitte nicht,
daß er rausfliegt. Ich möchte Jay nicht den Spaß an der Sache verderben.« Bevor
ich antworten konnte, verbeugte Soriano sich knapp und verließ das Apartment.
    Ich blieb eine gute Minute an Ort und
Stelle sitzen und verdaute die letzten Neuigkeiten. Das Bild, das ich mir von
Tracy machen mußte, war unappetitlich, und mein Abscheu stieß mir sauer auf.
Ich hatte niemals wirklich bedauert, keine Kinder zu haben, doch jetzt kam es
mir direkt wie ein Segen vor. Der Schmerz, den diese Enthüllungen George
bereiten würden — wenn es mir nicht gelang, sie irgendwie zurückzuhalten war
unvorhersehbar. Und egoistischerweise wollte ich nicht diejenige sein, die für
die Enthüllungen verantwortlich war. Nach einer Weile schob ich diese trüben
Gedanken beiseite und ging durch den Flur zum Wäscheschrank, wo ich das
Instrument suchte, mit dem sich Tracys Zimmertür öffnen ließ. Es lag nicht da.
Ich tastete in meiner Umhängetasche nach einem passenden Werkzeug und holte
einen langen Nagel hervor — er gehörte zu dem Kram, den eine Hausbesitzerin mit
Renovierungsabsichten so mit sich herumschleppt. Ich brauchte ein paar Anläufe,
aber nach einer halben Minute schnappte das Schloß auf, und ich trat durch die
Tür.
    Aus der Dunkelheit vor mir drang ein
erstickter Schrei.
    Ich preßte mich flach an die Wand,
tastete mit der einen Hand nach dem Lichtschalter, während die andere
automatisch ins Seitenfach meiner Tasche griff, obwohl ich gar keine Waffe bei
mir hatte. Dann flammte die Deckenbeleuchtung auf, und ich sah Laura Kostakos.
    Sie hockte zwischen Bett und Schrank am
Fenster auf den Knien. Ihr blauer Hausanzug war zerknittert und sah aus, als
hätte sie ihn seit unserem letzten Gespräch am Donnerstag zuvor nicht mehr
ausgezogen. Ihr graublondes Haar

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