Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord ohne Leiche

Mord ohne Leiche

Titel: Mord ohne Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
Vom Netzwerk:
deutete mit dem Arm zur Tür und
röchelte: »Wasser.«
    Ich rannte in die Küche, fand in dem
Durcheinander auf der Frühstücksbar ein Glas und spülte es aus. Während ich es
füllte, hörte ich etwas krachen. Erschrocken ließ ich das Glas in das
Spülbecken fallen, wo es zersprang, und rannte zum Schlafzimmer. Schon merkte
ich, daß das Krachen von der Wohnungstür gekommen war. Sie war zugefallen.
Laura war fort.
    Ich eilte hinaus und die Treppe
hinunter. Als ich auf dem Gehsteig ankam, stieg Laura in das Mercedes-Sportcoupé,
das in der Einfahrt stand. Ich lief um den Wagen herum zur Fahrerseite, aber
sie hatte die Tür verriegelt. Sie ließ den Motor an und setzte zurück. Um ein
Haar verfehlte sie meine Zehen. Es war fast ein Wunder, daß auf der Upper
Market kein Verkehr herrschte.
    Ich sah, wie der Mercedes schleudernd
bergab raste und dann meinem Blick entschwand. Ich hoffte, daß Laura sich so
weit unter Kontrolle hatte, nicht sich selbst oder andere auf ihrem Weg nach
Palo Alto umzubringen.

17
     
    George sagte: »Ich rufe einen Kollegen
an und bitte ihn, nach ihr zu sehen. Wenn sie sich weigert, kann ich nicht mehr
viel tun.«
    Wir saßen in der Küche seines
Luxusschuppens und tranken Wein. Die versprochene Pizza war unterwegs. Er hatte
sie schon vorher bestellt, wohl um die Illusion einer gewissen Normalität
aufrechtzuerhalten. Doch mein Bericht über Tracys angebliche Anrufe und Lauras
Verhalten hatte ihn zutiefst erschüttert.
    »Vielleicht solltest du mit ihr reden«,
begann ich zögernd.
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, Sharon,
das kann ich nicht. Es ist aus zwischen Laura und mir. Die vergangene Nacht hat
das bestätigt.« Auf meinen fragenden Blick sagte er: »Nein, du bist nicht die
erste Frau, mit der ich seit unserer Trennung geschlafen habe. Und ich gestehe,
daß ich auch vorher meiner Frau nicht immer treu war. Aber du bist nach Laura
die erste Frau, bei der ich diese wesentlichen Gemeinsamkeiten spüre, die am
Anfang einer Beziehung und nicht einer zufälligen Affäre stehen. So schlecht es
Laura auch gehen mag, ich kann sie nicht in dem Glauben lassen, es könnte
zwischen uns noch etwas geben.«
    »Außerdem«, fügte er hinzu, »ist Laura
eine sehr scharfsinnige Frau, auch wenn es mit ihren emotionalen Fähigkeiten
eher schlecht bestellt ist. Sie würde merken, daß ich nur aus Mitleid zu ihr
käme, und das würde ihren Stolz brechen. Und sie braucht ihren Stolz, um zu
überleben, bei dem, was wahrscheinlich noch vor ihr liegt.«
    Ich nickte und drehte mein Weinglas
langsam zwischen den Fingern. »Solange sich nur irgend jemand um sie kümmert.
Aber was ist mit diesen Anrufen, George? Glaubst du, daß das wirklich Tracy
war?«
    Sein Blick verdüsterte sich, und die
braunen Augen hatten einen Stich ins Grüne. »Die Anrufe... Ich weiß es einfach
nicht. Das Ganze hat so etwas Geheimnisvolles, Gespenstisches — es sieht Tracy
so gar nicht ähnlich. Und doch muß ich daran denken, daß es ihr auch nicht
ähnlich sah, zu verschwinden und auch noch zu schweigen, als ihr Freund für
einen angeblichen Mord an ihr verurteilt wurde. Ich weiß es einfach nicht,
verdammt noch mal!«
    »Könnten die Anrufe Produkte von Lauras
Phantasie sein?«
    »Ja.« Er verzog das Gesicht und lachte
bitter. »Weißt du, ich möchte das nur zu gern glauben, weil ich mir nicht
vorstellen kann, was für ein Mensch aus Tracy geworden sein muß, daß sie uns
alle durch so ein Martyrium schickt. Doch wenn Laura sich die Anrufe nur
einbildet, dann müßte sich ihr Geisteszustand im Laufe einer Woche dramatisch
verschlechtert haben.«
    »Kann das denn... so plötzlich
passieren?«
    »Bisweilen. Die Feiertage könnten noch
verstärkend gewirkt haben. Sie weigerte sich, während dieser Tage irgend etwas
zu unternehmen, obwohl sie sogar von ein paar Verwandten eingeladen worden war. Ich selbst habe sogar versucht, sie zu überreden, am Weihnachtsabend mit
mir zum Dinner auszugehen, aber sie wollte nicht.«
    Ich spürte ein eifersüchtiges Prickeln.
Dabei hatte ich damals von George Kostakos’ Existenz noch so gut wie nichts
gewußt.
    Er lächelte und legte seine Hand auf
meine. »Sie hat mir einfach leid getan. Aber ich hätte es besser wissen müssen.
Sie hat mich natürlich durchschaut.« Er brach ab und sah mir aufmerksam ins
Gesicht. Sein offener Blick bat mich, ihm zu glauben. Nach einer kleinen Weile
senkte ich selbst den Blick. Er hatte mich ebenso leicht durchschaut wie Laura
ihn.
    Selbst das verstand er, und

Weitere Kostenlose Bücher