Mord ohne Leiche
nach
sieben. George würde sich fragen, ob mir etwas zugestoßen sei. Ich rief ihn an
und sagte, ich müsse noch heim, um die Katze zu füttern, sei aber auf dem Weg.
Er fragte mich, was ich gern auf der Pizza hätte, und als ich zögernd gestand,
daß ich ganz wild auf Anchovis und italienische Wurst sei, lachte er.
»Kannst du dir vorstellen, wie schwer
es für mich war, jemanden zu finden, der genau diese Kombination auch mag?«
fragte er. »Wir müssen füreinander geschaffen sein.«
»An diesen Gedanken werde ich mich
halten.«
Als ich den Hörer auf die Gabel legte,
sah Jack mich neugierig an. »Hast du da gerade mit George Kostakos geredet?«
»...Ja.«
»Hört sich an, als kämt ihr beiden gut
miteinander aus.«
»Ja, das tun wir. Er ist ein
interessanter Mann, und man kommt leicht mit ihm ins Gespräch.«
Jacks Gesichtsausdruck wurde wachsam.
In seiner Stimme lag so etwas wie Besorgnis, als er weitersprach. »Ich hoffe,
du gerätst nicht in eine emotionale Beziehung zu... einer der Hauptfiguren in
den Ermittlungen.«
Großer Gott, dachte ich irritiert, als
Objekt seiner romantischen Vorstellungen hat er mich aufgegeben, und dafür will
er mir nun wie Hank gute Ratschläge erteilen. »Warum sollte ich?«
Er zuckte mit den Schultern. »Ich habe
Kostakos kennengelernt. Er ist intelligent, sympathisch, sieht gut aus und ist
reich. Ich wüßte nicht, warum du ihn nicht attraktiv finden solltest.«
Er meinte es gut, aber es ging ihn
wahrhaftig nichts an. Deshalb sagte ich: »Außerdem ist er verheiratet. Vergiß
das nicht.«
Jack entspannte sich ein wenig.
»Solange du es nicht vergißt«, sagte er.
16
Amy Barbours Apartmenthaus lag zwar
nicht direkt auf meinem Weg quer durch die Stadt zum Marina-Distrikt, aber ich
machte einen Umweg über den Hügel, um bei ihr vorbeizufahren. Ich nahm mir vor,
gar nicht erst anzuhalten, wenn ich keinen Parkplatz fand. Die Polizei dürfte
das Apartment mehrfach überprüft haben, und so war die Chance eher gering, Amy
Barbour daheim anzutreffen. Doch ich fand direkt vor dem Haus einen freien
Parkplatz. Schicksal, dachte ich, und lenkte den MG an den Bordstein.
Die Fenster im ersten Stock waren
dunkel. In der Auffahrt stand ein Mercedes-Sportcoupé. Im Eingangsbereich
brannte Licht, und man konnte sehen, daß ein Keil das eiserne Sicherheitstor
offenhielt. Vielleicht trug jemand gerade etwas hinein oder heraus und wollte
es nicht jedesmal wieder auf schließen müssen. Zog Amy Barbour heute abend zu
Marc Emmons um? Wenn ja, warum hatte die Polizei sie weder hier noch in Emmons’
Wohnung ausfindig gemacht?
Ich ging durch das Tor, die Treppe
hinauf. Die Tür zum Apartment stand einen Spalt offen, aber ich hörte weder
Stimmen, noch sah ich Licht. Ich ging weiter. Meine Rückenmuskeln spannten
sich.
Das Innere der Wohnung lag im Dunkeln,
aber die Vorhänge an dem Panoramafenster waren aufgezogen, so daß die fernen
Lichter der Stadt den Raum erhellten. Sie warfen einen fahlen Schein auf die
Möbel und ließen die Silhouette eines hochgewachsenen Mannes erkennen, der vor
dem Fenster stand und hinausschaute. Als ich die Tür ganz aufstieß und über die
Schwelle trat, drehte er sich schnell um. Stahlgefaßte Brillengläser blitzten
auf. Ich tastete nach einem Lichtschalter. Eine Tischlampe ging an. Der Mann
war Rob Soriano, Larkeys Partner.
Trotz seiner militärisch aufrechten
Haltung schien Soriano entspannt und überhaupt nicht überrascht, mich hier
anzutreffen, gerade so, als habe er früher oder später mit meinem Erscheinen
gerechnet. Er sagte nichts, verschränkte nur die Arme vor der Brust und
musterte mich. Ich starrte zurück.
Heute abend trug Soriano einen grauen
Geschäftsanzug, ein hellgraues Hemd und einen gestreiften Schlips in gedämpften
Farben. Die Ton in Ton abgestimmte Kleidung, dazu die strenge Brille und der
konservative Haarschnitt machten ihn irgendwie gesichtslos, aber selbst in
auffallenderem Aufzug wäre einem dieser Mann in einer Menschenmenge nicht
aufgefallen. Sein kantiges Gesicht wirkte müde, als hätte er den Tag mit
aufreibenden Verhandlungen verbracht. Von der Nase zum Mund zogen sich tiefe
Falten, die ganz gewiß nicht vom Lachen stammten.
Offenbar erwartete er, daß ich das
erste Wort sagte, also begann ich: »Wie geht es Ihnen, Mr. Soriano?«
»Gut, Miss McCone. Und Ihnen?«
»Auch gut. Darf ich fragen, was Sie
hier machen?«
Ein dünnes Lächeln spielte um seine
schmalen Lippen. »Das könnte ich Sie auch
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