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Mord ohne Leiche

Mord ohne Leiche

Titel: Mord ohne Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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um Ihrer selbst und um Bobbys willen!«
    Sie kniff die Augen noch fester
zusammen, und über beide Wangen liefen zwei parallele Tränenspuren. Ich
schwieg. Nach einer Weile beugte sie sich vor, zog auf dem Fußboden eine
Kleenex-Schachtel heran und wischte sich mit einem Tuch das Gesicht ab.
    »Okay«, sagte sie mit schwerer Stimme.
»Ich wußte, daß es mich eines Tages erwischen würde. Ich erzähle es Ihnen also.
Aber zuerst müssen Sie mir versprechen, daß er nicht herausbekommen darf, daß
ich es war, die es erzählt hat.«
    »Wer denn?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Versprechen
Sie es.«
    »Ich verspreche es.«
    »Okay. Es war so: Bobby und ich waren
irgendwie Freunde. Wir haben viel miteinander geredet. An dem Abend habe ich
ihn zufällig während meiner Pause getroffen. Es gibt hinten ein Zimmer, in dem
die Angestellten ihre Sachen ablegen und wo sie sich aufhalten können. Bobby
war da. Er war offensichtlich high — hatte Crack genommen — und wirklich sehr
aufgeregt. Ich habe ihn gefragt, was los sei, und er erzählte mir von... sich
und Tracy. Wissen Sie davon?«
    »Ja.«
    »Also, ihm schien nicht klar zu sein,
warum sie es getan hatte, aber ich vermutete, daß sie ihn benutzt hatte, genau
wie mich. Mich hat die Wut gepackt. Sie hatte mit uns beiden so etwas
Schreckliches gemacht. Und alle wußten, daß sie mit Jay bumste, weil er etwas
für ihre Karriere tun konnte. Und dann war da noch Marc: Sie hatte mit ihm
Schluß gemacht, aber wenn sie etwas von ihm wollte, brauchte sie nur zu
pfeifen. Jedenfalls ging Bobby wieder an die Arbeit, und ich saß da und es
machte mich immer verrückter. Und da kam Tracy, der Star, hereingetänzelt, um
ihre Nummer vorzuführen.«
    »Haben Sie sie sich vorgenommen?«
    »Oh, ja, das habe ich! Ich habe ihr
gesagt, was für eine Fotze sie ist und daß ich die Nase wirklich voll von ihr
habe. Und ich habe gesagt, ich würde es allen weitererzählen — auch Jay.« Lisa
machte eine Pause, den Kopf zur Seite geneigt. »Wissen Sie, ich hatte sie für
einen harten Typ gehalten, aber das warf sie regelrecht um. Sie fing an zu
heulen. Und das hat mich noch wütender gemacht. Warum heulte sie, wenn sie doch
alles hatte? Ich rannte hinaus und wartete auf eine Gelegenheit, mit Jay zu
reden.«
    »Haben Sie mit ihm geredet?«
    »Nicht gleich. Er hatte zu tun. Die Sorianos
gingen zu ihm rein, erst Kathy, dann Rob. Sie hatten eine Besprechung mit
irgendwelchen Leuten, ich glaube, Investoren für dieses Immobiliengeschäft. Ich
konnte erst kurz vor Schluß mit Jay sprechen, in seinem Büro.«
    »Und deswegen wirkten Sie später auf
Kathy so aufgeregt, als Sie an der Bar saßen.«
    »Aufgeregt? Das ist milde ausgedrückt.
Jay ist total ausgerastet.« Lisa senkte die Stimme, und in der Erinnerung
duckte sie sich selbst jetzt noch. »Er wollte unbedingt alle Einzelheiten
wissen — wann, wie oft, Sie wissen schon. Und dann fing er an, im Büro mit
Sachen herumzuschmeißen. Ich bekam es mit der Angst und konnte nur noch denken: Und wenn dieser Kerl mich jetzt packt und in Stücke reißt? Ich meine,
mein Vater hat mich als Kind immer geschlagen, und ein paar von den Kerlen, mit
denen ich ging, bevor ich mit den Männern nichts mehr zu tun haben wollte,
waren auch ziemlich brutal. Aber Jay — ich habe nie gewußt, daß er das auch in
sich hatte.«
    Das hätte ich auch nicht erwartet.
    Lisa sah mich besorgt an. »Sie sehen,
warum Sie ihm nicht sagen dürfen, daß Sie es von mir wissen. Nachdem ich von
Tracys Verschwinden und von der Entführung gehört hatte, hatte ich so eine
Angst, daß ich mich nicht mehr in den Club zurückwagte. Weil er wußte, daß ich
wußte — «
    Ich hob die Hand, damit sie langsamer
erzählte. »Sie glauben, es war Jay, der Tracy umgebracht hat?«
    »Wer sonst? Er war so wütend, so
gewalttätig. Und er wußte, wohin sie in der Nacht fuhr.«
    »Er wußte, daß sie zum Napa River
fuhr?«
    »Hm. Es war so, daß Kathy und ich gegen
Feierabend an der Bar saßen und auf Rob warteten. Ich nehme an, das hat sie
Ihnen erzählt. Sie hatte mir angeboten, mich nach Hause zu bringen, weil es
draußen in Strömen goß. Jay kam aus dem Büro und holte etwas hinter der Bar. Er
fragte Kathy, was sie noch dort mache. Sie sagte, sie warte auf Rob, denn ihren
Wagen habe sie Tracy geliehen, damit sie zum Cottage fahren konnte. Und Jay
sagte einfach: ›Zum Cottage am Fluß draußen?‹ Deswegen weiß ich, daß er es
wußte —«
    »Einen Augenblick! Kathy hat ihr ihren Wagen geliehen

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