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Mord und Brand

Mord und Brand

Titel: Mord und Brand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Loibelsberger
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hatte Zotti aufgelegt. Nechyba sah den Telefonhörer böse an und legte dann ebenfalls auf. Seufzend erhob er sich. Er betrachtete seine nackten Füße, wackelte mit den Zehen und grinste. Am liebsten würde er bloßfüßig hinüber in die Polizei-Direction gehen. Seufzend begab er sich zum Kleiderständer, zog sich Hemd, Hemdkragen und Manschetten an und band dann die Krawatte. Er streifte die Hosenträger und dann das Sakko über. Nun ging er zu seinem Bürosessel zurück, setzte sich mit einem Seufzer und schlüpfte in Strümpfe und Schuhe. Als er diese zugebunden hatte, lehnte er sich einen Augenblick zurück, schloss die Augen und wartete, bis die Kreislaufschwäche, die ihn gerade zu übermannen drohte, vorüber war. Schließlich stand er auf, verließ sein Zimmer und warf missmutig die Tür hinter sich zu. Unten beim Tor grüßte ihn der Wachposten breit grinsend. Und da bemerkte Nechyba erst, dass sein Hosentürl sperrangelweit offenstand…
     
    »Rache ist Blutwurst…«, murmelte der blasse Jüngling, der Nechyba und Zotti gegenüber saß. Und nach einer längeren Pause beugte er sich über den Tisch, ballte beide Fäuste und sagte mit unsicherer Stimme und flackerndem Blick: »Den Gfraßtern von der Nordbahn hab ich’s zeigt! Zeigt hab ich’s denen! Jawohl! Das können S’ mit einem anderen machen. Aber nicht mit mir! Die Gfraßter von der Nordbahn, die! Denen hab ich’s ’zeigt!«
    Nechyba brummte unwirsch. Das wirre Gestammel des Burschen ging ihm unsagbar auf die Nerven. Seit einer guten Viertelstunde saß er nun schon im Verhörraum und hörte sich diesen Holler 118 an. Jetzt reichte es ihm. Langsam, ganz langsam beugte er sich über den Tisch, sodass er fast Nase an Nase mit dem Kerl saß. Dann sagte er leise:
    »Kusch.«
    Der Bursche sah ihm nun direkt in die Augen, und plötzlich rannen ihm Tränen über die Wangen. Nechyba verharrte in der vorgebeugten Stellung und sprach in väterlichem Tonfall:
    »Jetzt sagst mir einmal, wie du heißt…«
    »Franz Schottek…«
    »Und wo wohnst?«
    »In der Leopoldstadt… in der Rueppgasse 25.«
    »Und? Bist verheiratet? Hast a Hack’n?«
    »Naa…«
    »Was na?«
    »I bin net verheiratet und hab a ka Hack’n…«
    »Seit wann net?«
    »Seit dem 14. dieses Monats. Da haben S’ mich entlassen bei der Nordbahn. Wegen angeblicher Versäumnisse. Des war ungerecht. Ich hab’ halt ka Protektion g’habt so wie andere. Aber heut hab’ ich’s ihnen gezeigt, den feinen Herren bei der Nordbahn. Ich hab’s ihnen gezeigt! Ich hab’ das Flaschl mit Petroleum gefüllt und bin hin zum Holzlagerplatz.«
    »Wann war das?«
    »Na so… so… so kurz nach sieben.«
    »Und wie bist auf den Holzlagerplatz kommen?«
    »Ich bin übern Zaun klettert…«
    »Und dann?«
    »Dann bin ich zu einem Lagerplatz ’gangen, wo schon sehr lange Holz liegt. Das war schön trocken. Da hab ich das Petroleum drübergeschüttet und mit einem Zündholz angezündet. Wumm!, hat’s g’macht, und schon hat der ganze, riesige Holzstoß brennt. Die Funken san g’flogen wie nur. Und dann hat das Feuer übergegriffen auf weitere Holzstöße.«
    »Und dann?«
    »Dann bin i z’ruck übern Zaun. Aber da waren schon ziemlich viele Leute. Und einer hat mich beobachtet und g’schrien: Halt’s ihn fest! Des is der Feuerteufel! Da bin i dann g’rannt, bis niemand mehr hinter mir war.«
    »Und dann?«
    »Na, dann bin i da her, in die Polizei-Direction.«
    Nechyba lehnte sich zurück und atmete tief durch. Er wandte sich an den uniformierten Polizisten, der alles mitstenographiert hatte:
    »Haben S’ alles aufg’nommen, Herr Kollege?«
    Der Uniformierte nickte. Nechyba stand auf und sagte zu Schottek:
    »Du bleibst da jetzt sitzen, bis wir die stenographische Mitschrift als Vernehmungsprotokoll ausgefertigt haben. Das unterschreibst du dann. Hast mich verstanden?«
    Schottek nickte und verbarg sein Gesicht in den Händen. Nechyba tat der Kerl fast leid. Er zog aus seinem Sakko eine Schachtel Virginier, holte eine der länglichen Zigarren heraus und legte sie vor Schottek auf den Tisch.
    »Da, rauch a Zigarrl, das beruhigt…«
    Mit zitternden Fingern nahm Schottek die Virginier und zog den Grashalm heraus. Nechyba gab ihm höchstpersönlich Feuer. Dann klopfte er Zotti auf die Schulter und beide verließen den Verhörraum. Draußen sagte er grinsend zu Zotti:
    »Na, ladest mich jetzt auf ein Bier ein? Das hab’ ich mir doch verdient…«
     
     

2. Teil

H
    »Mit Stadtratsbeschluß vom 25. Juli

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