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Mord und Brand

Mord und Brand

Titel: Mord und Brand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Loibelsberger
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fünf Minuten vor acht Uhr. ›Dieser Schottek, der Hosenscheißer…‹, dachte er und ballte vor Wut die Fäuste. Er schloss die Augen und stellte sich vor, wie er Schottek ins Gesicht schlug. Ein Mal, zwei Mal… Budka nahm einen weiteren Schluck Bier. Er würde Schottek eine Lektion erteilen. Eine, die dieser feige Hund sein Leben lang nicht vergessen würde… Seine geballten Fäuste zitterten vor Wut. Plötzlich lallte Hubendorfer:
    »Twantig Broz…ent sind gut. Aber tweidntwnzig Broz…ent sind… noch besser, Herr Tmelak…«
    Budka war kurz vorm Explodieren. Viel fehlte nicht mehr und er würde hier vor allen Leuten Hubendorfer den Schädel einschlagen. Und auch gleich noch dem präpotenten Kerl am Nebentisch…
    »Tweidntwnzig Broz… Brost…«
    Hubendorfer machte einen kräftigen Schluck. Auf Budkas Stirn traten Schweißperlen. Die Zornadern schwollen an. Sein Hals blähte sich, sein Schädel wurde knallrot. Er griff über den Tisch. Hubendorfers Krawatte in der Hand…
    »Feuer! Es brennt! Bei der Nordbahn brennt’s!«
    Ein Straßenbub, bloßfüßig und in zerfetztem Gewand, tanzte wie ein Derwisch durch den Gastgarten.
    »Feuer! A Riesenfeuer! A Riesen-, Riesenfeuer!«
    Und schon war der Bub wieder draußen, um auch in den benachbarten Gastgärten seine Botschaft zu verkünden. Lähmende Stille legte sich wie ein Leichentuch über die zuvor so laut lärmende Gesellschaft. Plötzlich wehte ein laues Sommerlüfterl durch den Gastgarten, das ganz zart bitterwürzigen Brandgeruch mit sich trug. Als die Gastgartenbesucher das rochen, hörten sie gleichzeitig auch mehrere andere Stimmen »Feuer!« und »Es brennt!« rufen. Schlagartig war die lähmende Stille überwunden. Die Leute sprangen auf und schrien: »Zahlen!«. Die Kellner kamen mit dem Abkassieren kaum nach. Rempeln. Stoßen. Treten. Budka nutzte die Gunst der Stunde, packte Hubendorfer beim Schlafittchen und schleuste ihn im Sog der Menge an einer Kette von Obern und Speisenträgern vorbei, die bei den Ausgängen verzweifelt versuchten, die Leute zu beruhigen beziehungsweise deren Konsumation zu kassieren. Budka war nun sehr entspannt. Dass ihm die ganze Sauferei und Fresserei nichts gekostet hatte, verbesserte seine Laune schlagartig. Außerdem war Schottek doch kein Hosenscheißer. Kein Waserl. Er hatte es getan und nun stand Budka nichts mehr im Weg, den Herrn Direktor Hubendorfer, den er mit eisernem Griff neben sich herschleifte, so zu töten, wie er es sich vorgenommen hatte: in Form einer öffentlichen Hinrichtung.
    Im gewaltigen Strom von Menschen, denn auch aus den anderen Gastgärten drängten Hunderte in Richtung Brandstätte, erreichten Budka und Hubendorfer schließlich die Holzlagerplätze der Nordbahn. Eine riesige, stinkende, schwarze Rauchsäule stand über dem Gelände, Rußflankerln 112 schwebten durch die Luft. Hier, mitten in der aufgeregten Menschenmenge, schlug er Hubendorfer, dessen Arm er sich um den Hals gelegt hatte, immer wieder in den Magen, in die Rippen, in den Unterleib. Der war viel zu betrunken, um sich zu wehren. Er sah Budka nur mit großen, leidenden Augen an und stöhnte vor Schmerzen. Als er nach einem Schlag in den Magen nach vorne knickte und sich übergab, maulten die Umstehenden. Budka überlegte kurz und beschloss, ihn nicht so wie ursprünglich geplant, inmitten der drängenden und rempelnden Menge totzuprügeln. Er zerrte ihn aus dem Gewühl, hinein in ein offenes Stiegenhaus. Dort lehnte er Hubendorfer mit dem Gesicht voran an die Wand. Dann schlug er ihm eine Serie von Haken in die rechte und linke Niere. Und bevor Hubendorfer endgültig einknickte, trat er ihm die Beine weg. Im Fallen machte der Körper eine halbe Pirouette. Mit einem Schmerzensschrei krachte der Verletzte mit dem Gesicht voran auf den Steinboden. Dann war Ruhe. Budka keuchte vor Anstrengung. Als er sich etwas erholt hatte, untersuchte er Hubendorfers Kleidung und nahm dessen Brieftasche und Taschenuhr an sich. Dann trat er ihn mehrmals auf den Hinterkopf. Es knirschte hässlich. Budka drehte mit der Schuhspitze Hubendorfers Gesicht zu sich und stellte zufrieden fest, dass es nur mehr ein blutiger Brei war. Und während er sich sein Sakko und die Manschetten seines Hemdes zurechtzupfte, beobachtete er aufmerksam Hubendorfers Oberkörper. Als er keinerlei Atemtätigkeit mehr feststellte, ging er gemessenen Schrittes hinaus in die Menge, um sich den Kampf der Feuerwehrmänner gegen den Großbrand

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