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Mord und Mandelbaiser

Mord und Mandelbaiser

Titel: Mord und Mandelbaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Mehler
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um Lores Gesicht in der Absicht, wenigstens den Kopf aus dem Wasser zu heben.
    Er ließ sich kein bisschen bewegen. Der Fahrradhelm musste sich an einer Wurzel verhakt haben.
    Über Lores Mund und Nase gurgelten nach wie vor einzelne Wellen.
    Verzweifelt richtete sich Hilde auf. »Sakrament, irgendwie muss ich sie doch hochkriegen!«
    Nachdem sie sich erneut Lores leblosem Körper zugewandt hatte, wurde ihr klar, dass sie sich in eine Position bringen musste, die einen besseren, direkteren Zugriff erlaubte.
    Kurz entschlossen machte sie einen Spreizschritt über Lore hinweg, sodass sich deren Brustkorb zwischen ihren Beinen befand. Als sie dabei ihr Gewicht verlagerte, drohte ihr linker Fuß wegzurutschen. Verbissen bohrte sie ihn in den Schlamm des tückischen Bachbetts, bis sie glaubte, einen einigermaßen sicheren Stand zu haben. Dann bückte sie sich wieder, schob Lore die gewölbten Hände unter den Hinterkopf und schaffte es, den Helm von der Umklammerung der Wurzeln freizubekommen. Daraufhin gelang es ihr auch, Lores Kopf so weit anzuheben, dass sich Mund und Nase ein gutes Stück über der Wasseroberfläche befanden.
    »Herrgottsakra«, fluchte Hilde zum x-ten Mal, als ihr aufging, dass damit nicht viel gewonnen war. »Wally!« Wo zum Teufel hatte sich Wally verkrochen? »Wally, hierher, verdammt noch mal! Du musst mir helfen, Lore aus dem Bach zu ziehen.«
    Hilde richtete sich so weit wie möglich auf, um einen Blick auf die Brücke werfen zu können.
    Über der Christophorus-Statue sah sie ein Auto schweben.
    Sie musste ein paarmal blinzeln, bis sie die richtige Perspektive hatte, die ihr zeigte, dass der Wagen die Anhöhe herunterkam.
    »Wally, halt das Fahrzeug an!«, schrie Hilde aus vollem Hals und schaute sich hektisch nach ihr um.
    Das brachte sie aus dem Gleichgewicht, und sie stürzte auf die Knie. Ihre Hände ließen reflexartig Lores Kopf fahren, der mit einem Platsch zurücksank, und beeilten sich, sie selbst davor zu bewahren, der Länge nach unter Wasser zu geraten. Das gelang ihnen insoweit, als Hilde nun auf Knien und Ellenbogen kauerte.
    Noch während sie hochzukommen versuchte, warf sie einen Blick auf Lore und sah mit Schrecken, dass deren Kopf nicht wie zuvor nur sporadisch überspült wurde, sondern jetzt in einem kleinen Tümpel lag, der zuvor gar nicht da gewesen war.
    Hilde verdoppelte ihre Anstrengungen, auf die Füße zu kommen, wurde dabei aber von einem daherschwimmenden Ast behindert.
    »Lore!«, schrie sie angsterfüllt. »Verdammt, sie ersäuft mir.«
    Sie keuchte und fluchte, bekam endlich den vermaledeiten Ast zu fassen und schleuderte ihn ans Ufer.
    Der Schwung beförderte sie bäuchlings ins Wasser. Ihre Nase schlug auf einen scharfen Kiesel; ihr Mund, der gerade den nächsten Fluch ausstoßen wollte, füllte sich mit nassem Sand, und in ihren Ohren rauschte es, als hätte sich der Moosbach die Niagarafälle geborgt.
    Das Erste, was Hilde wahrnahm, als sie triefend und dreckverschmiert wieder auftauchte, waren die nassen Hosenbeine einer Jeans.
    Sie kam auf die Knie, schaffte es, ihren Oberkörper anzuheben, und hockte sich auf die Fersen. Dann ließ sie den Blick besagte Hosenbeine hinaufwandern. Weiter oben waren sie trocken und endeten in zwei recht knackigen Pobacken, die himmelwärts ragten. Dann kam nichts mehr.
    Hildes Blick eilte verwirrt wieder hinunter und beschrieb einen kleinen Kreis. Was die Netzhaut daraufhin an ihr Gehirn meldete, ließ sie einen Seufzer der Erleichterung ausstoßen. Im selben Moment hörte sie von der Brücke her Wallys Stimme.
    »Die Himmelmutter hat ihn geschickt. Die Himmelmutter und der heilige Christophorus haben uns den Doktor geschickt, damit er Lore hilft.«
    Hilde wandte den Kopf, um die Brücke ins Visier zu bekommen, und sah, was sie erwartet hatte. Wally kniete mit andächtig gefalteten Händen zu Füßen der Christophorus-Statue.
    »Frömmlerin«, schimpfte Hilde. »Betschwester, vermaledeite –«
    Dr. Friesings Stimme unterbrach ihre Tirade. »Schaffen Sie es, allein aus dem Bach zu kommen, Frau Westhöll?« Er hatte Lore bereits ans Ufer gebracht und dort auf ein Graspolster gebettet. Soeben begann er, mit beiden Händen rhythmisch ihren Brustkorb zu bearbeiten.
    Statt einer Antwort gab Hilde ein Knurren von sich. Dann setzte sie all ihre Kraft ein, um endlich auf die Füße zu kommen. Mühsam begann sie, aus dem Wasser zu waten.
    Als ihr linker Schuh mit einem dumpfen Gurgeln in einem Schlammloch stecken blieb, was aller

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