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Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm

Titel: Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Ernestam
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Cousins und Cousinen, zu denen ich immer noch einen guten Draht habe. Unsere Familie wurde auf die grauenvollste Weise dezimiert, wenn man es jetzt in einer etwas größeren Perspektive betrachten will. Und doch ist das Grauen nie bis zu uns durchgedrungen. Mama war ein warmer und unerhört positiver Mensch, der das Leben bejahte. Sie war eine intelligente Frau, aber ihr Glaube an Gott war ein Kinderglaube mit der Überzeugung, dass sie bei allem, was sie tat, Rückendeckung hatte. Papa kennst du ja bereits, und du kannst dir vorstellen, dass man sich keinen besseren wünschen kann.«
    »Michael ist ein fantastischer Mensch. Da hast du recht.«
    »Das sagt er auch von dir.«
    Bei diesen Worten setzte er sich im Bett auf. Er sah ein, dass die Zeit kostbar war. Keine Minute länger als nötig wollte er sich von der Schlange beherrschen lassen, die ihn jetzt schon viel zu lange lähmte. Sie konnte jeden Augenblick angreifen, ihn beißen und ihr Gift verspritzen, sodass er unschädlich gemacht wurde.

    »Stella. Wenn ich mich jetzt beeile, dann kann ich schon in wenigen Stunden wieder zurück sein. Länger dauert es nicht. Das verspreche ich. Danach werde ich es nie mehr eilig haben, von dir wegzukommen. Vielleicht kann ich ja das Abendessen besorgen. Eine Flasche Wein kaufen. Wie wäre das?«
    Der bloße Gedanke, dass sie vielleicht schon was vorhatte, veranlasste ihn dazu, sich schneller anzukleiden, als er es eigentlich beabsichtigt hatte. Der bloße Gedanke, dass sie ein Leben besaß, an dem er nicht beteiligt war, gab ihm das Gefühl, wieder ganz klein und außerdem weich zu sein. Widerlich weich wie ein verfaulter Apfel. Er konnte ihre Stimme hinter sich hören.
    »Das klingt fantastisch, Fredrik. Aber du musst …«
    Er erhob sich und zog die letzten Kleider an. Dann drehte er sich um und sah sie nur mit Decke auf dem Bett liegen. Ihr Gesicht war dort, wo er sie stürmisch geküsst hatte, gerötet, ihr Haar war durcheinander, und ihre Lippen waren etwas geschwollen.
    »Kann ich dir mit den Kleidern helfen?« »Hör auf, Fredrik. Das Einzige, was du tun musst, ist meinen Rollstuhl holen und neben mein Bett stellen. Und zurückkommen. Du musst mir versprechen, zurückzukommen.«
    Ihre Stimme war ernst. Er beugte sich vor, umarmte sie und hatte das Gefühl, dass er es nie schaffen würde, wenn er jetzt nicht ging. Rasch ließ er sie los, ging in die Diele, öffnete die Haustür und betrachtete den Rollstuhl. An der Wand lehnte ein Rechen, und er reinigte die Räder, so gut es ging. Dann wischte er sie mit dem Lappen, der in einer Ecke lag, ab. Anschließend rollte er den Rollstuhl ins Schlafzimmer.
    Stella hatte sich aufgesetzt und war bereits zur Hälfte angekleidet. Die Beine, die über die Bettkante baumelten, hätten für den Ahnungslosen voller Kraft sein können. Fredrik stellte den Rollstuhl neben das Bett, hockte sich hin und legte seinen Kopf auf ihren Schoß. Sie strich ihm übers
Haar, hob dann sein Gesicht zu ihrem hoch und küsste ihn.
    »Beeil dich. Aber mach dir nicht die Mühe, Essen und Wein zu kaufen. Ich habe alles da.«
    »Es ist bereits fast eine Stunde vergangen. In dreiundzwanzig Stunden gibst du mir doch eine Antwort und sagst mir, ob du mich nach Berlin begleitest?«
    Sie lachte.
    »Vielleicht gebe ich dir deine Antwort auch schon, wenn du zurückkommst.«
    Er meinte, sich von ihr loszureißen, obwohl sie vermutlich eher den Eindruck hatte, dass er sich vorsichtig aus ihrer Umarmung befreite. In der Tür drehte er sich um. Er sah sie lächeln und zwang sich zu gehen. Er zog sein Handy aus der Tasche, bestellte ein Taxi. Es traf in weniger als zehn Minuten ein, und er hatte nur eben Zeit, ein Ohr an den Stamm des Apfelbaums zu legen, ehe es in die Auffahrt einbog. Beim Einsteigen, meinte er zu sehen, dass sich die Gardinen bewegten. Er winkte. Auf Wiedersehen.
    Er saß aufrecht und angespannt auf dem Beifahrersitz, bis das Taxi vor dem Fata Morgana hielt. Er sah auf die Uhr. Es war weit nach Mitternacht. Jetzt herrschte Hochbetrieb bis zum frühen Morgen. Er trat ein. Musik und schummerige Beleuchtung. Gedränge an den Tischen und vor der Bar. Er hielt nach Michael Ausschau, sah aber ein, dass mit ihm zu sprechen nur hieß, das Unausweichliche hinauszuzögern. Er musste Miranda treffen. Mit ihr musste er sich aussprechen.
    Er drängte sich an den Frauen vorbei, die in Grüppchen dastanden und das Geschehen auf der Bühne verfolgten und die Abendkleider von Paul und Johannes bewunderten. Er

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