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Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm

Titel: Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Ernestam
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tun, du und ich. Wir haben nie etwas damit zu tun gehabt und werden nie etwas damit zu tun haben. Und deswegen … nein, nicht deswegen, aber … ich will, dass wir Schluss machen, Miranda. Unsere Beziehung kann nicht weitergehen. Du findest vielleicht, dass das kalt und gefühllos klingt, aber ich kann im Augenblick nicht anders. Ich habe eine richtige Frau kennengelernt …«
    »… die nicht gehen kann. Du siehst, alle haben wir unsere Fehler.«
    »Ich hasse dich!«
    Mirandas Hand suchte nach der Puderdose, öffnete sie, nahm den Pinsel heraus und fuhr sich damit im Gesicht herum. Die rosa Wolke löste in ihm einen Hustenreiz aus.
    »Nein, Fredrik«, sagte sie. »Du hasst mich nicht. Du liebst mich. Ohne mich bist du nichts, das weißt du. Ein geschlechtsloses Neutrum. Mit mir kannst du alles erreichen. Und mit dir kann ich alles erreichen. Das muss ich zugeben, und das tue ich auch. Siehst du. Ich bin ehrlicher, als du es bist. Ich kann ohne dich nicht existieren. Deswegen weißt du auch, was wir zu tun haben.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte sie sich um und
ging zur Tür hinaus. Er sah, wie sie die Blicke auf sich zog. Ein älterer Mann versuchte sie am Arm festzuhalten, aber er schlug die Hand beiseite, und der andere hätte fast das Gleichgewicht verloren. Ihr Arm. Sein Arm. Er wusste es nicht länger. Entsetzt sah er, wie sie auf Michael zuging, ein paar Worte in sein Ohr flüsterte und die Hand ausstreckte. Michael schob seine Hand in die Innentasche seines Jacketts und zog einen Schlüssel hervor, den er ihr in die Hand drückte. Fredrik meinte, das kalte Metall auf der Handfläche zu spüren. Mit einem »Berichte mir anschließend« drehte sich Michael um und setzte seine Unterhaltung mit einer Gruppe von Männern, die neben ihm standen, fort. Fredrik folgte Miranda, die auf die Straße getreten war und auf Michaels Parkplatz zueilte. Er fror in der kalten Luft und merkte, dass die Passanten sie anstarrten. Rasch öffnete er die Tür des Wagens und stieg ein. Miranda saß am Steuer.
    »Wohin fährst du mich?«
    Wortlos ließ sie den Motor an und fuhr los. Das weiche Schnurren des Motors vermittelte ihm einen Augenblick lang das Gefühl, in friedlicher Absicht bloß einen netten Ausflug zu unternehmen. Das Gefühl verstärkte sich, als sie auf die Autobahn fuhren und Miranda die Heizung einschaltete und Musik anmachte. Chicago.
    When you’re good to Mama, Mama’s good to you.
    »Kennst du das noch, Fredrik?«
    »Natürlich. Frag nicht so blöd.«
    »Aber erinnerst du dich noch, wann du es zum ersten Mal gehört hast?«
    Er wollte sich nicht erinnern. Wollte nicht daran denken. Das schnurrende Motorengeräusch und das Brausen im Kopf mussten eigentlich genügen, um die Erinnerung zu übertönen. Trotzdem war sie da. Sie zerrte innerlich wie mit Krallen an ihm, bis er den Schrei hörte. Den Schrei, als die Kaninchen auf den Waldrand zuhoppelten und sein Papa ihnen hinterhereilte,
lachend und mit ausholenden Schritten. Sein eigener Schrei. Ein unbeschreibliches Grauen.
    »Er hat es in die Länge gezogen, nicht wahr?« Mirandas Stimme. Sachlich. Vielleicht auch mitfühlend.
    »Nein!«
    »Erst folgte er dem einen und erschoss es mit einem Schuss. Es ist nicht leicht, ein Kaninchen mit einem Gewehr zu erschießen, aber er war natürlich ein guter Schütze. Welches war das erste? Erinnerst du dich? Die Mutter? Lisen?«
    »Nein!«
    »Ich glaube, es war Lisen. Du bist hinterhergerannt. Du liefst auf Lisen zu und sahst den blutigen Klumpen. Dann bist du im Moos zusammengebrochen. Deswegen hattest du auch nicht die Kraft, den anderen zu folgen. Du hast neben Lisen gesessen, geweint und ihren blutigen Pelz gestreichelt, bis du vollkommen rot verschmiert warst. Es war klebrig. Wie Himbeermarmelade.«
    »Bitte, Miranda …«
    Wohin bringst du mich? Wohin fährst du? Nach Süden. Ich war schon mal hier. Kürzlich.
    »Dann hörtest du den anderen Schuss. Eins, zwei, drei. Es gelang dir, aufzustehen. Du liefst auf Papa zu. Er hatte die Kaninchenkadaver vor sich liegen. Nicht mehr als ein paar Fellhäufchen. Du versuchtest, wegzuschauen. Aber du konntest es nicht. Du sahst wie hypnotisiert zu, als er Kelis hochhob, den du mehr als alles geliebt hattest. Er zog sein Messer hervor und zog ihm den Pelz ab. Du sahst das rote Fleisch, und der Gestank stieg dir in die Nase. Dann übergabst du dich. Und Papa sagte, dass du nie …«
    »Nein, nein, nein, nein!«
    »Erinnerst du dich an das Essen, Fredrik? Kerzen und

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