Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm

Titel: Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Ernestam
Vom Netzwerk:
dass er es mit Stella würde führen müssen. Über Esbjörn Ahlenius und den Auftrag, den er von Michael erhalten hatte. Ist denn wirklich nichts, was es zu sein scheint? Ist alles wie Kleopatras Kamm ? Nicht das hier. Um Gottes willen nicht das hier. Und er wusste plötzlich, dass er es ihr nie würde erzählen können. Was im Café oder im Fata Morgana vorgefallen war. Das Gespräch mit Michael.
    »Könntest du dir vorstellen, aus Schweden wegzuziehen? Nach Deutschland, in deine alte Heimat? Nach Berlin?«
    »Warum fragst du?«
    Weil ich fliehen will. Weil ich alles hinter mir lassen muss. Weil ich mit dir zusammen ein neues Leben beginnen will.
    »Meine Großmutter war Französin, und meine Mutter ist als junges Mädchen hierhergekommen. Manchmal glaube ich, dass ich mich deswegen nicht ganz als Schwede fühle. Ich liebe Paris und London, habe aber aus irgendeinem Grund immer davon geträumt, in Berlin zu wohnen. In kaum einer anderen Stadt gibt es so eine fantastische Verbindung
von Vergangenheit und Gegenwart. Mir gefällt die Atmosphäre dort. Ich würde gerne dort arbeiten. Was ist nicht wichtig. Aber könntest du dir das auch vorstellen?«
    Stella lachte.
    »Könntest du dir das auch vorstellen … das klang wirklich so schwedisch, wie es nur geht. ›Könntest du dir das auch vorstellen‹ statt ›Willst du‹. Ich weiß nicht, Fredrik. Ich habe mir hier eine neue Existenz aufgebaut, und ich fühle mich wohl. Und mit meinen begrenzten Voraussetzungen habe ich sogar Erfolg im Beruf. Trotzdem würde ich nicht nein sagen. Ich liebe Berlin auch. Aber müssen wir das gerade jetzt entscheiden?«
    »Nein. Aber vielleicht in vierundzwanzig Stunden.«
    »Du machst Witze.«
    Fredrik fiel auf, dass die Decke weißer war als die gleichfalls weißen Wände. Sie hatte verschiedene Weißtöne gewählt, um das Zimmer größer erscheinen zu lassen. Nicht einmal das Weiß war eindeutig. Alle diese Nuancen von Weiß und Schwarz, Wahrheit und Pflicht. Er wandte sich wieder an sie.
    »Stella. Ich weiß, dass ich jetzt in so ein männliches Stereotyp verfalle, wie ich sie eigentlich verabscheue. Aber ich muss noch mal weg. Sofort. Es gibt noch etwas, was ich erledigen muss. Das kann nicht warten. Glaubst du, diese wunderbar warme und herrliche Zweisamkeit, die wir jetzt hätten erleben sollen, ließe sich … ein paar Stunden aufschieben?«
    Sie runzelte die Stirn, aber es gelang ihr trotzdem nicht, böse auszusehen. Die Lachfältchen um ihre Augen verhinderten das.
    »Erst fragst du mich, ob ich dich heiraten will. Dann sagst du, dass du verschwinden musst. Dafür, dass du nichts von männlichen Stereotypen hältst, gelingt es dir recht gut …«
    Er brachte sie zum Verstummen, indem er ihr einen Finger auf die Lippen legte.
    »Glaubst du mir, wenn ich sage, dass ich eine Weile wegmuss,
gerade weil ich den Rest meines Lebens mit dir verbringen will? Ich muss noch etwas erledigen. Von einigen Dingen muss ich mich verabschieden, damit ich mich so frei fühlen kann, wie ich mich zusammen mit dir fühlen möchte. Ich drücke mich schlecht aus. Du hast recht. Diese verdammten Stereotypen.«
    »Es sei dir verziehen. Aber dafür musst du etwas mehr von dir erzählen. Ich weigere mich, dich als Fremden gehen zu lassen.«
    Fredrik dachte, dass sie wie zwei schön drapierte Leichen nebeneinanderlagen. Er wehrte sich gegen diese Vorstellung, aber vor seinem inneren Auge sah er, wie sie sich in Hans Karlsten und Anna Danelius verwandelten. Er sah, wie sich seine eigenen Arme und Beine in müde, welke Äste verwandelten, während Stellas Atemzüge zum Keuchen eines Beatmungsgeräts wurden.
    »Was willst du wissen?«
    »Wer du bist. Wo du herkommst, wie deine Kindheit war, was du als Kind angestellt hast, ob du Geschwister hast, wie deine Eltern waren, wie …«
    »Ich komme aus einem kleinen Dorf in Ångermanland.« Die Antwort klang bitterer, als er beabsichtigt hatte, es ging aber nicht anders. In seinen Ohren begann es zu rauschen, als würde der Wind durch den Wald brausen und die Tannen zur Unterwerfung zwingen.
    »Mama kam in den sechziger Jahren nach Schweden, nachdem ihre Mutter, meine Großmutter, gestorben war. Mama war damals gerade erst zwanzig. Aber für sie war in Paris nichts mehr zu holen gewesen, pflegte sie immer zu sagen. Großmutter war Sängerin und wurde von einem deutschen Soldaten schwanger. Anschließend galt sie als Verräterin. Ich will gar nicht daran denken, wie sie gelebt haben, aber vielleicht sage ich das

Weitere Kostenlose Bücher