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Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm

Titel: Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Ernestam
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noch warme Brötchen und trat dann in die Kälte. Vielleicht würde es an diesem Tag ja schneien. Dann würden sich alle über etwas Selbstgebackenes freuen. Er dachte daran, wie begeistert die Kinder sein würden, und dass ihm deswegen seine Gedanken von eben verziehen sein würden. Unterbewusst störte ihn irgendetwas an dem Gedanken, die Probleme anderer Leute zu lösen, ohne dass er hätte sagen können, was. Dann sah er wieder Fredrik Andrés blutige Füße in hochhackigen Goldsandalen vor seinem inneren Auge und dachte, dass nichts schwieriger war, als Mensch zu sein.

KAPITEL 23
    U nendliche Kilometer nur Tannen, Kiefern und Wege, die ins Nichts führten. Weißer, verschneiter Wald und tröstender Kaffee aus dem Fristaden in einer Thermoskanne. Der Proviant, der an Reisen in der Kindheit am Horizont der Zeit erinnert hatte, war schon lange aufgegessen, aber beiden fehlte die Kraft für einen Besuch im Speisewagen. Mari überlegte sich, wie lange es wohl dauern würde, bis sie sich wieder nach einer guten Mahlzeit sehnte.
    Vielleicht in Irland. Aber nicht hier. Hier nie wieder.
    Sie lehnte den Kopf ans Fenster und dachte daran, wie angenehm es war, im Zug zu sitzen. Mit dem Auto zu fahren wäre unmöglich gewesen. Allein bei dem Gedanken, sich ans Steuer zu setzen, den Zündschlüssel herumzudrehen, den ersten Gang einzulegen und dann aufs Gas zu treten, wurde ihr übel. Diese Bewegungen würde sie für immer mit Fredrik verbinden oder mit dem, was von ihm noch übrig war.
    Inzwischen wusste sie, dass sie besser nicht hingegangen wären. Sie hätten auf den klugen Polizisten hören sollen. Stattdessen hatten sie darauf bestanden. Sie hatte ein Gefühl der Schuld und Verpflichtung verspürt. Vielleicht hatte sie auch geglaubt, eine ihr noch unbekannte Seite Fredriks zu entdecken. Den Mann in Frauenkleidern. Sie hatte das nicht weiter mit Anna diskutiert, sondern nur gesagt, sie fühle sich dazu gezwungen. Anna hatte sich sofort bereit erklärt, sie
zu begleiten. Gründe für diesen Beschluss hatte sie nicht genannt.
    Aber es war ein Fehler gewesen. Jetzt würde sich die Erinnerung an den lebenden Fredrik für immer mit der Erinnerung an den zerstörten Leichnam auf der Totenbahre vermischen. Natürlich war ihre Vorstellung von Fredrik in Samt und Seide nur ein Produkt ihrer Fantasie gewesen. Sie hatte nach Anhaltspunkten gesucht, wo keine zu finden waren. Tough luck , hätte David vermutlich gesagt.
    David. Bald.
    Es hatte einige Stunden gedauert, bis sie sich eingestanden hatten, dass sie mit Fredriks Mutter sprechen mussten. Anna hatte sich erboten, sie anzurufen, und das dann vom Fristaden aus getan. Die Nummer hatten sie problemlos von der Auskunft erhalten, und die Stimme am anderen Ende hatte geklungen, als hätte sie diesen Anruf erwartet und herbeigesehnt. Anna hatte das Gespräch nach einigen Minuten beendet und dann referiert, was sie in Erfahrung gebracht hatte. Fredriks Mutter war bereits informiert gewesen. Das Begräbnis würde in einer guten Woche in der Kirche des Dorfes stattfinden. Sie hatte erzählt, dass Fredrik ihre Namen gelegentlich erwähnt habe. Sie seien willkommen, sie zu besuchen und an der Beerdigung teilzunehmen. In ihrem Haus gebe es Übernachtungsmöglichkeiten, falls das erwünscht sei.
    »Fredriks Mama hat gesagt, dass er nie viele Freunde in seinem Dorf hatte«, sagte Anna plötzlich.
    Bei dieser Bemerkung zuckte Mari zusammen. Dass Anna aussprach, was sie gerade dachte, war nichts Ungewöhnliches mehr. Vermutlich dachten beide die ganze Zeit über ähnliche Dinge nach. Sie wälzten mit zusammengekniffenen Lippen und mit geschlossenen Augen ihre Probleme. Bis eine der beiden nicht mehr konnte. Wie jetzt.
    »Aber er war doch noch sehr jung, als er von zu Hause ausgezogen ist. Oder? Wie alt war er da eigentlich?«

    »Weiß nicht. Vielleicht achtzehn. Es gibt vieles, das wir nicht über Fredrik wissen. Ich frage mich, ob seine Mutter diese Lücken schließen kann«, meinte Anna nachdenklich.
    »Einige vielleicht. Aber sicher nicht alle. Ich hatte immer das Gefühl, dass die beiden nicht viel Kontakt hatten.«
    »Wir ahnten einiges, aber mehr auch nicht. Gewusst haben wir eigentlich nichts. Ich werde mir deswegen solange ich lebe, Vorwürfe machen.«
    »Das hätte Fredrik nicht gewollt. In diesem Fall hätte er sich nicht …«
    Sie hätte es beinahe ausgesprochen. Umgebracht. Das, was nicht gesagt werden durfte. Wortlos hatten sie sich auf Schweigen geeinigt. Jedenfalls im

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