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Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm

Titel: Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Ernestam
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Unfall, den er verursacht hatte. Dadurch wurde die Polizei auf Michael Pfeil aufmerksam. Er war der Vater der Frau, die Esbjörn Ahlenius angefahren und in den Rollstuhl gebracht hatte. Ungefähr gleichzeitig stellten sie fest, dass Michael Pfeil Eigentümer des Unfall-Mercedes war.
    Frühmorgens rief er dann Michael Pfeil an und erzählte ihm, was vorgefallen war. Dieser bat ihn in ein Lokal in der
Altstadt und gab selbst unumwunden zu, dass die Sache verdächtig wirkte. Pfeil war der Polizei zwar nicht bekannt, besaß aber jene Art von Lokal, die bei ihm keine sonderliche Begeisterung hervorrief, obwohl er sich selbst als toleranten Menschen bezeichnen würde. Alle seine Bedenken wurden jedoch zerstreut. Michael Pfeil war trotz der frühen Morgenstunde tadellos gekleidet und setzte ihm ein gutes Frühstück vor. Sein Schock und seine Verzweiflung über die Trauerbotschaft waren so echt, dass es unwahrscheinlich wirkte, dass er in den Unfall verwickelt sein könnte. Der Totalschaden war ihm gleichgültig, was den Eindruck eines Menschen, der sehr trauert, noch verstärkte. Schließlich nannte ihm Michael Pfeil den Namen des Mannes in dem Seidenkleid. Fredrik. Fredrik André.
    Als unparteiischer Polizist beschrieb er Esbjörn Ahlenius so neutral wie möglich und gab nur weiter, was dieser erzählt hatte. Überraschend ehrlich und ohne Umschweife gab Michael Pfeil daraufhin zu, dass er Esbjörn Ahlenius für das hasse, was er seiner Tochter angetan habe. Er hätte ihm den Tod gewünscht. Fredrik André habe davon gewusst, er könne sich jedoch nicht vorstellen, dass sein Freund vorgehabt habe, Esbjörn Ahlenius zu überfahren. Es sei richtig, dass er am Vorabend sein Auto an Fredrik André ausgeliehen habe. Er wisse jedoch nicht, wozu dieser es gebraucht habe.
    »Er war für mich so etwas wie ein Sohn, ich habe mich hundertprozentig auf ihn verlassen. Es gab auch keinen Grund, das nicht zu tun.« Sein deutscher Akzent war sehr deutlich.
    Auch dass Fredrik André Frauenkleider getragen hatte, konnte er plausibel machen. Michael Pfeil erzählte, Fredrik André sei schon seit längerer Zeit unter dem Künstlernamen Miranda im Fata Morgana aufgetreten. Miranda habe große Erfolge gefeiert, was dem Fata Morgana eine führende Rolle unter den Stockholmer Nachtclubs eingebracht habe. Fredrik selbst habe das Rampenlicht jedoch eher gescheut.

    »Er war zurückhaltend und pflegte kaum Umgang mit den anderen. Einige seiner Kollegen fanden ihn vermutlich etwas seltsam. Wenn er nicht gerade auftrat, saß er häufig allein an einem Tisch und murmelte vor sich hin. Vermutlich repetierte er die Texte. Er war Perfektionist und Autodidakt. Er war fantastisch. Ich hatte keinen Grund, mir etwas dabei zu denken, dass er seine Bühnenkleidung trug, als er sich meinen Wagen lieh. Ich dachte, er hätte vielleicht etwas … vergessen …«
    Dann hatte seine Stimme ihren Dienst versagt. Michael Pfeil hatte seine Stirn auf den Tisch gelegt und geweint. Nach einer Weile hatte er ein blütenweißes Taschentuch aus der Tasche gezogen und sich die Tränen aus den Augen gewischt.
    »Wie soll ich das bloß meiner Tochter beibringen?«, hatte er gefragt. Was hatte er darauf antworten sollen? Er hatte nur eine Gegenfrage stellen können. Ob mit »etwas seltsam« auch selbstmordgefährdet gemeint sein könne? Michael Pfeil hatte geantwortet, das könne er natürlich nicht wissen, er glaube es aber nicht. Dann hatte er auf Fredrik Andrés Arbeitsplatz und seine Kolleginnen verwiesen, die auch seine besten Freunde gewesen seien. Anna und Mari seien am Vorabend im Fata Morgana gewesen und hätten nach Fredrik gefragt. Das Unternehmen heiße Kleopatras Kamm und sei in einem Café im Stadtteil Södermalm zu finden. Er hatte sich die Adresse geben lassen und war sofort dorthin gefahren.
    Jetzt stand er vor der Tür.
    Bereits als er eintrat, hatte er das Gefühl, dass das nicht sein letzter Besuch sein würde. Wie hatte er dieses Café nur übersehen können? An den anderen Cafés war zwar auch nichts auszusetzen, meist war der Kaffee in Ordnung, es gab belegte Brote, und das Gebäck stammte schon mal aus der Fabrik. Nach einem Café wie diesem hatte er immer gesucht und es noch selten gefunden. Ein echtes Café, in dem der Kaffeeduft in den Wänden hing und die Backwaren mit Liebe zubereitet
wurden. Ihm fiel auf, dass das Café trotz der frühen Stunde verhältnismäßig gut besucht war. Die Klientel war gemischt und ruhig, viele lasen Zeitung oder ein Buch.

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