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Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm

Titel: Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Ernestam
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ließ sofort alles stehen und liegen und erklärte, Fredrik habe sein Auto geliehen, ohne zu sagen, wohin er wolle. Er war sehr besorgt, als er verstand, dass etwas nicht in Ordnung war, aber er konnte ihnen nicht helfen.
    Erst später. Dieses Gespräch hatte Mari übernommen. Das Gespräch über den eventuellen Mordauftrag von Michael, den Fredrik andeutungsweise erwähnt hatte. An einem Vormittag saßen sie in einem muffigen und eingerauchten Fata Morgana.
Der Besuch der Polizei lag da bereits ein paar Tage zurück, und niemand hatte Zeit für Heucheleien. Im Gegenteil, Michael Pfeil war von brutaler Offenheit. Er erzählte alles von Esbjörn Ahlenius und dem Unfall, der seiner Tochter die Beweglichkeit ihrer Beine geraubt hatte. Er erzählte von dem Auftrag.
    »Ich konnte schließlich nicht ahnen …«, hatte er immer wieder gesagt. Er erklärte, dass er verrückt gewesen sein musste, Fredriks Berichten über Kleopatras Kamm Glauben zu schenken, aber noch verrückter, dass er Fredrik gebeten habe, Esbjörn Ahlenius aus dem Wege zu räumen. Mari begriff noch nicht recht, was er eigentlich meinte. Schon beteuerte er, dass ihm nun klar sei, dass Kleopatras Kamm keine Agentur für Auftragsmorde sei. Vor einiger Zeit habe er Kleopatras Kamm jedoch einen solchen Auftrag erteilt. Glaubte er wie Elsa Karlsten und Martin Danelius, dass jemand anderes die Arbeit erledigen würde? Dass sie über eine Armee von Killern verfügten, die nur auf ein Zeichen warteten? Oder war er ein Mann, der wie viele andere einfach nicht sehen wollte, dass sein Auftrag Konsequenzen haben würde?
    »Sie baten uns darum, zu töten.« Mari sprach ihre Gedanken jetzt laut aus.
    Anna seufzte. »Daran habe ich auch gedacht. Die ganze Zeit. Sie wollten eine grauenvolle Tat vollbracht sehen, haben aber nicht darüber nachgedacht, wie sich die Durchführung gestalten würde. Der Zweck heiligt die Mittel oder so. Und wir haben beide Augen zugedrückt.«
    »Aber hat Fredrik wirklich versucht, Esbjörn Ahlenius zu töten?« Diese Frage kam ihr lebenswichtig vor. Entscheidend. Mari biss sich in die Backe, um den Schmerz nicht spüren zu müssen.
    Anna verschränkte die Beine auf dem Sitz. »Ich weiß nicht«, erwiderte sie. »Ich würde gerne glauben, dass er es nicht über sich brachte und im letzten Augenblick noch ausgewichen ist. Ich würde …«

    Wieder wurde es still. Mari schaute aus dem Fenster. Der Zug schwankte leicht. Wald und eine weitere Tasse Kaffee aus dem Fristaden.
    »Ich werde nie glauben, dass er jemanden töten wollte«, sagte sie schließlich. »Für mich wird er immer ein geliebter Freund sein … Die übrige Welt wird in ihm einen unglücklichen Künstler sehen, der sich das Leben nahm, vielleicht weil er nicht wusste, wer oder was er wirklich war. Nur du und ich wissen, welche Anfragen Kleopatras Kamm erhalten hat. Du … und ich … und Elsa Karlsten und Martin Danelius. Und Michael Pfeil.«
    »Du hast recht. Die Tatsache, dass Fredrik auf Esbjörn Ahlenius zugefahren ist, bedeutet nichts. Elsa Karlsten könnte …«
    »Können wir uns darauf einigen? Dass es sich um natürliche Todesfälle handelte?«
    Anna strich sich über die Stirn. Starrte auf den Boden.
    »Ja, Mari. Einverstanden. Was geschehen ist, musste geschehen. Fredrik wollte niemanden töten. Er war der beste Mensch, den ich je gekannt habe. Nach dir natürlich. Jetzt können wir nur hoffen, dass nicht das Krankenhaus oder die Polizei … wir müssen ganz einfach weiterhin beten.«
    Mari bemerkte, dass Anna nach Zimt duftete. Dann schaute sie auf die Uhr. In etwa einer Stunde würden sie ankommen. Vielleicht hatten sie sich deswegen unterhalten können. Weil die Zeit begrenzt war. Das Gespräch, das sie soeben geführt hatten, war eine Farce. Fredrik war nicht schuldig. Sie war schuldig. Sie hatte die Konsequenzen ihrer eigenen Handlungen nicht kommen sehen. Vater, verzeih ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun. Und jetzt war Fredrik tot. Bald würde er auf einem Friedhof in Ångermanland liegen und vielleicht keine andere Gesellschaft haben als den einen oder anderen flüchtigen Gedanken, der zufällig vorbeikam. Davids Lektion aus Carna. Sie hatte protestiert. Jetzt konnte
sie es fast verstehen. David. Ich werde mir nie verzeihen können.
    Sie würde sich ihr ganzes Leben lang schuldig fühlen. Die Sühne hatte an dem Tag begonnen, an dem der Polizist mit den müden Augen ins Café gekommen war. Und sie würde erst dann wieder frei sein, wenn sie die ewige Ruhe

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