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Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm

Titel: Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Ernestam
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Stirn getroffen. Er starb offenbar sofort, wurde aber erst nach mehreren Stunden entdeckt. Fredriks Posten war sehr weit von dort entfernt, und er konnte auch über seinen Aufenthalt absolut zufriedenstellend Rechenschaft ablegen. Es sei ihm geglückt, den Bären anzuschießen, sagte er, und der Bär, der einige Tage später gefunden wurde, war auch wirklich von einem Schuss getroffen worden. Der Schuss, der meinen Mann getroffen hatte, konnte nie einem Schützen zugeordnet werden, es bestand auch die Möglichkeit, dass er sich selbst erschossen hatte, obwohl das unwahrscheinlich wirkte. Er hätte sich kaum in die Stirn geschossen. Aber mein Mann war ein guter Schütze, genau wie Fredrik.«
    »Was hätte er für einen Grund gehabt, sich zu erschießen?« Mari hatte wieder das Gefühl, dass die Frau, die ihr gegenübersaß, sie beobachtete, ohne eigentlich etwas zu sehen.
    »Mit den Jahren wurde er immer deprimierter. Unter Stimmungsschwankungen hatte er allerdings schon immer gelitten. Aber nachdem wir unsere Tochter verloren hatten, wurde es schlimmer. Ich hatte eine Tochter, die nur zwei Jahre alt wurde. Sie starb an einem Blinddarmdurchbruch. Wir schafften es nicht rechtzeitig ins Krankenhaus.«
    »Mein Beileid.« Annas Stimme. Mari konnte nicht entscheiden, ob darin Mitleid mitschwang oder nicht. Ihr fiel auf, dass sie noch nicht ihr Beileid über Fredriks Ableben bekundet hatten.
    »Danke.« Michelle Andrés Stimme klang genauso beherrscht wie zuvor. »Wäre sie am Leben geblieben, dann wäre vieles anders gekommen. Mein Mann hätte die Gewissheit gehabt,
ein eigenes Kind zu haben, und davon hätte auch Fredrik profitiert. Jetzt wurde der Druck auf ihn noch größer. Mein Mann trauerte mehr um seine Tochter, als er je zugeben wollte. Ich habe Ihnen kein gutes Bild meines Ehemanns vermittelt, aber er war kein ganz und gar schlechter Mensch. Nach dem Tod unserer Tochter verschwand ein Stück von ihm, das er durch Jagd, brutale Erziehung und manchmal auch durch Alkohol zu kompensieren suchte. Es gab Leute, die sich durchaus vorstellen konnten, dass er sich das Leben genommen hatte, und vielleicht war dies mit ein Grund, warum man den Jagdunfall bei der Bärenjagd recht rasch zu den Akten legte. Sowohl was die polizeilichen Ermittlungen als auch die Überlegungen der Leute betraf. In diesem Landstrich kümmern wir uns normalerweise nicht um das Privatleben der Nachbarn, wenn es sich irgendwie vermeiden lässt. Das ist im Übrigen auch sehr zivilisiert.«
    »Was glauben Sie selbst?« Maris Frage klang schärfer, als sie es beabsichtigt hatte. Michelle André zog noch einige Male an ihrer Zigarette und drückte sie dann in einem Aschenbecher aus Porzellan aus.
    »Es spielt keine Rolle, was ich glaube«, sagte sie. »Aber ich habe Fredrik beschützt. Zuletzt. Das ist alles, was ich zu sagen habe.«
    Ihre Augen wirkten verhangen, als würden Rauchschleier in ihrem Gesichtsfeld hängen. Sie hob die Hand, um sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht zu streichen, hielt dann aber mitten in der Bewegung inne. Mari sah in die unbarmherzigen Augen und wusste Bescheid. Natürlich.
    Michelle André lachte. Ein klirrendes Lachen, als hätte jemand eine Schachtel Nähnadeln zu Boden fallen lassen.
    »Ist das Leben nicht ein einziges, ironisches Schauspiel, in dem der Einzige, der bis zum letzten Akt aushält und seine Ehre nicht verloren hat, der Narr ist? Ich wollte meinen Sohn nicht sehen. Er erinnerte mich an alles, was hätte sein können
und was nicht war, und dadurch bedeutete er zu viel für mich, als dass ich ihn hätte lieben können. Ich erzählte ihm nie von seinem richtigen Vater. Vielleicht hätte ich das tun sollen. Aber ich habe den Menschen, der Fredrik war, nie gesehen. Jetzt sehe ich fast überhaupt nichts mehr. Ich sehe nur noch Licht und Schatten. Sie sind zu zweit, dort auf dem Sofa, aber ich kann nicht sehen, ob Sie hübsch sind oder traurig, gleichgültig oder nur hasserfüllt. Ich sehe zwei Schatten vor noch dunkleren Schatten. Bald werde ich nicht einmal mehr das sehen. Vielleicht werde ich dann ein erleuchteter Mensch.«
    Eine weiche kastanienbraune Stimme, wie das Haar auf einer alten Fotografie. Keine Bewegung, kein Gefühl, nur eine gleichgültige Feststellung. Als sie sich wenig später erhob, zum Flügel ging, sich setzte und zu spielen begann, war es so, als würde sie weitersprechen, aber aus einer anderen Richtung. Sie lächelte, als könne sie sich sehen und würde über das, was sie sah,

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