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Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm

Titel: Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Ernestam
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so überleben? Elsa Karlsten kam mit einer Bitte zu uns. Michelle André entschied sich dafür, nichts zu empfinden.«
    Ein Kind zu verlieren. Nichts zu empfinden. Sie hörte, wie sich Anna im Bett wälzte.

    »Du willst sie doch nicht etwa in Schutz nehmen? Ich kann nur eines zu ihrer Verteidigung vorbringen und zwar, dass sie verdammt guten Wein serviert. Wie hat sie das genannt? Zivilisation? Meine Güte, das eigene Kind nicht in Schutz zu nehmen …«
    Mari unterbrach sich. Sie überlegte, ob Anna wohl an Fanditha dachte. Sie atmete den Duft der frischgewaschenen Laken ein und spürte, dass ihre Füße langsam wärmer wurden. Natürlich war sie Annas Meinung. Michelle André war abscheulich, aber war der Mangel an Gefühlen nicht … verständlich? Dann hörte sie, dass Fredriks Mutter unten wieder zu spielen begann. Ihre Stimme klang triumphierend und schmutzig-vulgär. Es war die Dreigroschenoper.
    Sie starrte wieder an die Decke und ertrank in den Blutbahnen des Holzes.
    »Einen Augenblick lang habe ich fast geglaubt, sie hätte selbst geschossen«, meinte sie schließlich. »So wie sie das gesagt hat. Dass sie Fredrik dann schließlich doch beschützt habe. Dass sie ihn endgültig verteidigt habe. Ich glaube, sie wäre kaltblütig genug, den Mord ihres Mannes zu planen und durchzuführen und dann damit zu leben.«
    Das Schweigen dauerte ein paar Sekunden. Anna wälzte sich erneut im Bett.
    »Dass sie buchstäblich über Leichen gehen könnte, ist offensichtlich«, erwiderte sie schließlich, »genauso offensichtlich wie die Tatsache, dass Fredrik das nicht konnte.«
    »Wenn dem so wäre … wäre das Grund genug, ihr zu verzeihen?«
    »Mari, ich weiß nicht. Bald weiß ich überhaupt nichts mehr. Ich weiß nur, dass ich das Ende dieses Alptraumes herbeisehne.«
    Sie verstummten beide. Mari dachte an Fredriks Galakleider im Fata Morgana. Michael Pfeil hatte wissen wollen, was mit ihnen geschehen sollte. Er habe sie ganz bewusst Fredriks
Mutter gegenüber nicht erwähnt. Mari hatte ihm versprochen, sich um die Kleider zu kümmern. Was sollte sie mit ihnen machen? Seide, Samt. Putzlappen, Lumpen. Keine Zuflucht. Sie war müde, war sich aber nicht sicher, ob sie würde abschalten können. Der Gedanke, dass sie in Fredriks Bett lag, beunruhigte sie, und sie meinte den Duft von Träumen, Erwartungen und Enttäuschungen eines Jungen wahrzunehmen. Die Laken dufteten nach fleckenloser Fassade und saubergescheuerter Schuld. Schuld. Schon wieder.
    »Hast du keinen Kontakt zu deinen Geschwistern?« Annas Frage überraschte sie, und sie sah sich gezwungen, sich eine Antwort zurechtzulegen. Sie musste darüber nachdenken, wie die richtige Antwort lautete.
    »Mein Bruder hat eine eigene Firma. Seine Frau ist Lehrerin und kümmert sich außerdem um die drei Kinder. Meine Schwester ist irgendwie aalglatt, verkauft Bücher in einer ökumenischen Buchhandlung, meditiert, kleidet sich vorzugsweise indisch und ist mit einem Gärtner verheiratet. Ich habe beide schon seit Jahren nicht mehr getroffen und hege auch nicht den Wunsch, es zu tun. Selbst als wir noch unter einem Dach wohnten, hat uns nichts verbunden. Sie haben mich nie in Irland besucht, aber das war vielleicht auch meine Schuld. Ich legte auf Besuch keinen gesteigerten Wert. Du erinnerst dich. Aber vielleicht hätte ich mich gefreut, wenn sie zumindest gefragt hätten. Wir hatten alle keinen sonderlich guten Kontakt zu unseren Eltern, und es gab auch keine Familienfeste, bei denen wir uns hätten treffen können. Ich habe immer geglaubt, dass mir das nicht fehlt.«
    Anna lachte. Das erste Lachen seit Tagen.
    »Du warst doch die Älteste, nicht wahr?«
    »Das wusstest du doch schon?«
    »Du hast von ihnen erzählt, als wir uns kennenlernten. Aber das ist so lange her, dass ich es fast vergessen habe. Wir wissen viel weniger voneinander, als wir immer geglaubt haben. Wir
haben uns für beste Freundinnen gehalten. Aber nach deinen Geschwistern habe ich zuletzt vor vielleicht zehn Jahren gefragt. Fredriks Doppelleben mit französischen Perücken aus den vierziger Jahren war uns vollkommen unbekannt. Auch die Tatsache, dass er um eine kleine Schwester trauerte.«
    »So lange hat er nicht im Fata Morgana gearbeitet. Irgendetwas muss vorgefallen sein, was seine Erinnerungen wieder an die Oberfläche gebracht hat.«
    Wieder wurde es still. Annas Stimme klang seltsam metallisch, als sie wieder zu sprechen begann.
    »Der Kontakt zu meiner Schwester ist auch nicht der beste. Es

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