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Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm

Titel: Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Ernestam
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Foto in der Hand hält. Er hatte die Zigarette angezündet. Dann legte er eine Schallplatte auf. Er tanzte und sang zur Musik und merkte nicht, dass mein Mann mit der ganzen Jagdgesellschaft nach Hause kam, um sich vor der Jagd noch mit einem Schnaps zu stärken. Sie hörten nur die Musik und öffneten die Tür. Alle sahen ihn. Für meinen Mann war das eine furchtbare Schmach. Er rannte ins Zimmer und packte die Perlenkette. Sie zerriss, und die Perlen fielen zu Boden. Fredrik bat mich um Entschuldigung, sobald ich nach
Hause gekommen war und erfahren hatte, was vorgefallen war.«
    Mari merkte, dass es ihr schwerfiel, ruhig sitzen zu bleiben. Die klangvolle Stimme, die anmutig übereinandergeschlagenen Beine, die seelenlosen Augen. Fredrik tot. Geschmacklose Anekdoten aus der Kindheit, serviert mit Tee und französischen Croissants.
    »Mein Mann bestrafte Fredrik. Er erschoss seine Kaninchen. Das Ganze war als Wettstreit getarnt. Fredrik sollte das Gewehr meines Mannes verstecken, und wenn mein Mann das Gewehr fand, dann wollte er die Kaninchen erschießen. Natürlich stand das Ergebnis von vornherein fest. Dann musste ich die Kaninchen zubereiten. Die Nachbarn waren eingeladen, damit Fredrik gezwungen sein würde, sich zusammenzureißen. Was er auch tat. Aber der Vorfall veränderte ihn irgendwie. Deswegen erzähle ich auch davon. Denn es könnte erklären, warum er sich das Leben genommen hat.«
    Nimmt sich das Leben. Nahm sich das Leben. Hat sich das Leben genommen. Keine Veränderung des Tempus würde das, was geschehen war und was gesagt worden war, rückgängig machen können.
    »Sie zwangen ihn, seine eigenen Kaninchen zu essen?« Annas Stimme war von Wut und Ekel erfüllt, was sie auch nicht weiter kaschierte. Mari war ihr dankbar. Sie hätte Michelle André gerne den dampfenden Tee in ihr hübsches Gesicht geschüttet.
    »Das klingt barbarisch, nicht wahr? Vielen Städtern ist es unverständlich, Tiere zu essen, die man selbst aufgezogen hat. In Fredriks Fall geschah nur etwas, was ohnehin geschehen wäre, jedoch etwas früher als ursprünglich geplant. Ich versuche gar nicht, mich zu rechtfertigen. Ich habe mein Möglichstes getan. Ich hatte alles mit so viel Stil und Sorgfalt wie nur möglich zubereitet. Fredrik aß alles auf, obwohl ich ihm gesagt hatte, er könne auch was übriglassen.«

    Eine Weile lang schwiegen sie alle drei. Mari spürte, wie sie vor Unbehagen errötete.
    »Sie haben gesagt, er habe sich verändert«, meinte sie nach einer Weile.
    »Seine künstlerische Begabung wurde ihm gleichgültig, und er wurde mehr oder minder so, wie mein Mann ihn haben wollte. Unter anderem lernte er so treffsicher zu schießen, dass ihn die anderen Männer der Gegend respektierten und bewunderten. Dann zog er von zu Hause aus und nahm die Perücken mit. Und die Zigarettenspitze und das Kleid meiner Mutter. Aber als mir der Polizist erzählte, wie er bei dem Unfall gekleidet war und dass er als Künstler in Frauenkleidung aufgetreten sei, begriff ich, dass er es nie vergessen hat … ich meine, hatte. Vielleicht konnte er das Doppelleben ja nicht mehr ertragen. Ich kann verstehen, wie er sich fühlte.«
    Sie biss vorsichtig von ihrem Kanapee ab und tupfte sich dann mit einer Serviette die Lippen ab. Irgendwo schlug eine Uhr, und Mari kam das wie ein Hohn vor. Hier brauchte es nichts, was die Stunden, Minuten, Sekunden ans Kreuz schlug. Hier war die Zeit stehengeblieben. Michelle André brach das Schweigen.
    »Ich weiß nicht, wie viel Fredrik über seine Kindheit erzählt hat. Ich erwarte auch nicht, dass Sie Verständnis dafür aufbringen oder mir verzeihen, weil ich nicht die Mama war, die Fredrik gebraucht hätte. Ich habe nicht vor, mich zu rechtfertigen. Ich erzähle das nur, weil ich finde, dass ich es Fredrik schuldig bin. Sie waren offenbar seine besten Freunde. Aber ich weiß, dass ich die Sache in gewissem Maße wiedergutgemacht habe.«
    »Und zwar wie?« Annas Stimme war immer noch voller Aggression.
    Michelle André strich eine unsichtbare Knitterfalte ihres Kleids glatt.
    »Mein Mann ist bei einem Jagdunfall ums Leben gekommen«,
sagte sie. »Vor einigen Jahren. Wir befürchteten, ein Bär hätte sich in die Gegend verirrt und eine ziemliche Verwüstung angerichtet. Fredrik war der Gruppe zugeteilt, die ihn aus seinem Versteck locken und unschädlich machen sollte. Die Jagdgesellschaft war ziemlich groß und auf ein großes Gebiet verteilt. Irgendwann fiel ein Schuss. Mein Mann wurde in der

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