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Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm

Titel: Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Ernestam
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David. War das nicht der, der früher mal im Restaurant in Clifden gearbeitet hat? David. Ich frage mich, ob er sich eigentlich jemals wieder mit seiner Familie versöhnt hat. Aber ich glaube nicht, dass sie in den letzten Jahren noch miteinander geredet haben. Jedenfalls waren sie nicht bei der Beerdigung.«
    Davids Stimme klang spöttisch, theatralisch. Sie versuchte ihn zu unterbrechen.
    »Versuchst du mir zu erklären, dass ich heute leben soll, weil ich doch nicht weiß, was morgen passiert? Falls dem so ist, hättest du mich nicht hierher mitnehmen müssen. Ich hätte das auch verstanden, wenn du es mir heute Morgen im Bett nahegebracht hättest. Tatsache ist, dass ich so lebe, seit ich dich getroffen habe. Du hast es mir beigebracht. Dass man die Konventionen über Bord wirft. Dass man es wagen kann, loszulassen. Ich …«
    »Aber darum geht es mir gar nicht, Mari!«
    David schüttelte sie heftig.
    »Worum dann?«
    Jetzt schrie sie aus vollem Hals, um den Regen zu übertönen, aber auch um ihre aufkommende Panik zu unterdrücken. David ließ sie los und breitete die Arme aus.
    »Ich rede nicht davon, heute zu leben, Mari! Das kann jeder, auch wenn es bei Gott nicht alle tun. Egal. Fuck them all. Sie sind mit dem Tag oder dem Leben oder der Zeit, die man ihnen zugemessen hat, zufrieden. Ich will Ewigkeit. Ich will, dass sich die Menschen immer an mich erinnern. Das ist die einzige Möglichkeit, ewig zu leben, egal, wovon mich die Priester überzeugen wollen . Oh Mary, pray for us. Mary, klar doch. Die Heilige Muttergottes. Es gelang ihr nicht einmal, zu verhindern, dass ihr Sohn ans Kreuz geschlagen wurde. Was habe ich da erst für eine Hilfe zu erwarten, wo ich nicht einmal
ein guter Sohn gewesen bin und meinen Vater und meine Mutter nicht geehrt habe? Keine, Mari. Ich habe nur meinen Glauben an das Ewige. Die Ewigkeit, die ich mit diesen beiden Händen erobern will!«
    Der Regen rieselte ihm die Arme entlang und das Hemd herunter. Sie konnte die Konturen seines Bauchs unter dem Stoff erkennen und trat auf ihn zu.
    »David, du holst dir noch den Tod. Können wir nicht wieder zum Auto zurückgehen? Ich will hören, was du zu sagen hast, und begreifen, was du meinst. Aber hier gibt es nichts zu sehen, was wir nicht bereits gesehen hätten. David, bitte!«
    Er fuhr fort, als hätte er sie nicht gehört.
    »Schade eigentlich, dass nicht Gott darüber bestimmt, ob man ein ewiges Leben bekommt. Ja, Gott, Mari. Ich sage nicht, dass es keinen Gott gibt, im Gegenteil. Du kannst mir glauben, dass ich Gottes Nähe und Inspiration spüre, wenn ich arbeite. Das Problem ist nur, dass Gott mir nicht die Menschen geben kann. Und es sind die Menschen, die darüber entscheiden, ob ich die Ewigkeit erobere oder nicht. The fickle crowd. Wie recht er doch hatte, der gute Shakespeare, obwohl er Engländer war. Die unzuverlässige Menge. Sie entscheidet darüber, ob meine Werke berühmt werden. Was über sie geschrieben wird. Wo sie ausgestellt werden. Womit man sie vergleicht. Wie viel für sie gezahlt wird. Ich bin also der unzuverlässigen Menge ausgeliefert. Einer Menge, die ihr Geld für einen Scheißdreck ausgibt. Für billige und verdorbene Kunst, die nichts aussagt, höchstens, dass die Menschen unzuverlässig sind. Ich verachte sie. Weil sie so einen simplen Geschmack haben. Weil sie das Mittelmäßige wählen.
    Und trotzdem arbeite ich für sie. An ihrer Wertschätzung ist mir gelegen. An ihrem Geld. Ich will, dass meine Werke in ihren Häusern, Museen und Firmengebäuden stehen. Weil es mir dann erspart bleibt, hier als irgendein anonymer Connolly unter einem Stein zu liegen. Es wäre schrecklich, wenn hier
einmal die Leute vorbeigingen und sich denken würden, dass sie mal einen David Connolly kannten und dass das lange her war.«
    Den letzten Satz brüllte er. Mari umfasste sein Gesicht mit beiden Händen und zwang ihn, sie anzusehen.
    »David. Du redest davon, dass du an Gott glaubst, aber dass die Menschen entscheiden. Das klingt nicht logisch. Glaubst du nicht, dass der Gott, den du in deiner Nähe spürst, die Macht hat, die Menschen zu beeinflussen?«
    Er strich ihr über die Wange. Das machte ihr Angst. Sein Lächeln glich einer starren Grimasse, und als er antwortete, schien er mehr mit sich als mit ihr zu sprechen.
    »Nein. Und ja. Ich glaube nicht, dass Gott die Menschen direkt beeinflussen kann. Gott kann dem Menschen, der sein Schicksal selbst in die Hand nehmen will, einen Gedanken eingeben. Vielleicht hat

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