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Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm

Titel: Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Ernestam
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Bestellungen aufzunehmen.
    Die Gäste waren angenehm. Eine Familie mit erwachsenen Kindern, auf der Couch an der Tür einige Rucksacktouristen und in der Ecke ein junges Paar. Die Stammgäste aus der Umgebung waren ebenfalls eingetroffen, und Joseph mit dem rollenden R rief von der Bar, dass er sich selbst ein Bier zapfen würde, wenn das all right sei. Math hatte die Tageszeitung aufgeschlagen. Er wusste, dass sie ihm das Fischgericht von der Tageskarte servieren würde, ohne dass er zu bestellen brauchte. Beide waren alte Fischer mit vom Wind und von harter Arbeit zerfurchten Gesichtern. Manchmal dehnte sich ihr Schweigen unendlich. Aber sie akzeptierten sie so, wie sie war, was bedeutete, dass sie sie mochten.
    Sie ging zu David in die Küche. Er war damit beschäftigt, Fisch und Kartoffeln gleichzeitig fertig zu bekommen. Seine Schürze war schmutzig, sein rotes Haar an den Ohren verschwitzt, und er sah rasch in den Ofen, um einen Blick auf den Pflaumen-Pie zu werfen. Er drehte sich um, und sie sah, dass es einer seiner guten Tage war. Er sah sie direkt an, das Blau seiner Augen war durchdringend, und er lächelte und umarmte sie. Dann gab er ihr einen raschen Kuss.
    »Dreimal Fisch von der Tageskarte, zweimal Roast. Ich glaube, sie wollen auch Dessert.«
    »Alles im Griff«, erwiderte er, vollführte ein paar improvisierte Tanzschritte bei den Töpfen, steckte sich einen Holzlöffel hinters Ohr und lachte aus vollem Hals, als dieser auf den Boden fiel. Er trank einen Schluck Bier aus der Flasche auf der Spüle und nahm sie in die Arme, als sie gerade anfangen wollte, saubere Teller aus der Spülmaschine zu holen. Er stand hinter ihr und umarmte sie so fest, dass sie an ihrem Schulterblatt spürte, wie sein Herz klopfte. Dann begann er an ihrem
Ohrläppchen zu singen, und die Wärme breitete sich in kitzeligen Wellen in ihr aus: » As I was sitting by the fire, eating spuds and drinking porter, suddenly a thought came into my mind: I think I’ll marry old Reilly’s daughter! «
    »Ich sage ja, obwohl ich nicht Reilly’s Tochter bin, David.«
    Das hatte ein Witz sein sollen, aber die Bemerkung steckte voller resigniertem Begehren, und sie schämte sich dafür, dass sie sich nie beherrschen konnte, was ihre Gefühle für David betraf. Er merkte das, sang einfach weiter und wiegte sie hin und her. Dann drehte er sie um und sah ihr in die Augen.
    »Du bist, wie ich es mir wünsche, Mari. Hatten wir uns nicht darauf geeinigt?«
    Das Lachen war noch da, aber auch das, was undurchdringlich darunter lag. Als er ihr dann zwei volle Teller in die Hände drückte und ihr erklärte, sie solle sich wieder um die Gäste kümmern, war der Augenblick vorüber, sowohl der dunkle als auch der helle. Zurück blieb ein Paar, das sich ausreichend liebte und hart arbeitete, um den Betrieb am Laufen zu halten. Sie setzte ihr Lächeln auf, eilte aus der Küche und servierte dem jungen Paar, das aufschaute und dankte. Vielleicht waren sie ja wie sie und David. Vermutlich nicht.
    Der Abend war anstrengend, aber einträglich, die Gäste lösten sich ab, und viele blieben länger, um noch ein paar Bier an der Bar zu trinken. Als sie schlossen und alles aufgeräumt hatten, war Mitternacht lange vorbei, und sie schleppte sich ins Obergeschoss und warf sich auf die Matratze auf dem Fußboden, ohne noch die Kraft aufbringen zu können, die Kleider auszuziehen. David folgte ihr und legte sich neben sie. Er roch nach gegrilltem Fisch und Vanillecreme, und sie legte ihren Arm auf seinen Bauch und zog versuchsweise seine Schürze und sein Hemd hoch und streichelte ihn. Seinen weißen Pelz, der am Nabel endete. Seine von weißer Haut bedeckten Rippen. Die Arme unter dem Hemd, schmal und kräftig, eine ganz spezielle Kombination. Der Hals und der Nacken,
in den man Geheimnisse flüstern konnte. Der Mund und die hellblauen Augen. Die Brauen, hell wie Wolkenstreifen, nach oben hin rötlich. Sie ging mit ihren Fingern auf Wanderschaft und erlaubte es sich, bei den Schätzen zu verweilen und wagte sich zuletzt in die Regionen unterhalb des Gürtels. Kräftige Schenkel. Die Rundung des Knies. Lust und Leid, Arbeit und Vergnügen.
    Schließlich antwortete er ihr. Weckte sie aufs Neue mit Lippen und Händen. Ihre Hüften wurden schmaler, ihre Brüste größer, ihr Bauch machte sich unsichtbar, und ihr Haar schwamm frei übers Meer. Ich bin der Mann dieser Nacht. Ein Echo der ersten Nacht in den Felsen. Weiße Körper, ineinander verschlungen wie aus Ton.

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