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Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm

Titel: Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Ernestam
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Kirchenglocken Kopfschmerzen, und sie war froh, endlich aufstehen zu können. Draußen atmete sie die frische Luft ein, um die Erinnerung an die Farce in der Kirche zu vertreiben. Gleichzeitig musste sie innerlich über sich selbst lachen. Wer war sie eigentlich, dass sie das Schicksal anderer so sehr berührte?
    »Können wir jetzt gehen, was meinst du?« Mari stand neben ihr.
    »Ich weiß nicht«, erwiderte sie flüsternd. Ehe sie aber noch mehr sagen konnte, stand Elsa Karlsten bereits neben ihr.

    »Im Gemeindehaus gibt es jetzt noch eine Erfrischung«, sagte sie. »Oder etwas mehr als eine Erfrischung. Es soll sich schließlich für die wenigen, die sich herbemüht haben, auch gelohnt haben. Was habt ihr eigentlich von der Veranstaltung in der Kirche gehalten? Ich habe mir die ganze Zeit überlegt, wie viel von unserem Leben bloße Maskerade ist. Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass ein einziger Trauergast um den Mann im Sarg trauerte. Bedauerlich, aber wahr. Ich habe um mein altes Leben getrauert, mich aber gleichzeitig auf mein neues gefreut. Deswegen müsst ihr jetzt auch mitkommen, sonst wird es wirklich zu betrüblich. Außerdem will ich, dass ihr meine Söhne kennenlernt.«
    Entsetzt und wortlos sah sich Anna um. Sie hatte Angst, dass sie jemand hören könnte. Elsa Karlstens Ausführungen fand sie etwas befremdlich, ihr fiel jedoch auch auf, dass die ältere Frau nervöser wirkte, als sie zu sein vorgab.
    »Wir haben noch einiges …«, begann sie, wurde aber sofort unterbrochen.
    »Bitte. Ich habe auf euch gezählt. Nicht zuletzt euretwegen veranstalte ich dieses Festessen. Und ich bin auch nicht so gelassen, wie ich wirke. Ich habe eine Tablette genommen, damit ich … ich … ihr könnt doch …«
    Jetzt war Mari an der Reihe, sie zu unterbrechen.
    »Wir kommen«, sagte sie eilig und begann in dieselbe Richtung zu gehen wie die anderen, ohne eine Antwort abzuwarten. Anna hörte Fredrik hinter sich tief Luft holen. Sie drehte sich um und hakte sich bei ihm ein.
    »Immer mit der Ruhe«, flüsterte sie und drückte ihn an sich. Elsa hörte nur das letzte Wort.
    »Ruhe. Natürlich. Ich gebe mir Mühe«, sagte sie und schaute sich um. »Ich habe mir gelobt, den Rest meines Lebens ruhig zu bleiben.«
    Sie schien ein paar Zentimeter zu wachsen und folgte Mari. Elsa erzählte, alle drei Söhne hätten geplant, einige Tage lang
in der Stadt zu bleiben. Der Jüngste wollte ihr mit dem Hausverkauf und allem Übrigen behilflich sein.
    Sie holten die anderen am Eingang des Gemeindehauses ein, zogen ihre Mäntel aus und saßen wenig später an kleinen, hübsch gedeckten Tischen. Auf allen Tischen standen Schüsseln mit Salat, Brotkörbe und ansprechende Schnittchen sowie guter Wein. Mari fand einen Platz neben einem der Söhne, Fredrik saß gegenüber Elsa Karlsten, und sie selbst saß zusammen mit dem älteren Mann, der sie bereits vor dem Gottesdienst so freundlich gegrüßt hatte, an einem Tisch. Jetzt wandte er sich zuvorkommend an sie und reichte ihr die Hand.
    »Martin Danelius. Es ist mir ein Vergnügen. Sie müssen Fräulein Anna sein. Ein wirklich schöner Name. Meine Frau heißt ebenfalls Anna. Sie war auch einmal genau so eine Schönheit wie Sie. Genauso schönes Haar und fröhliche Augen. Verzeihen Sie einem Mann, der beim Anblick von Jugend und Leben in Verzückung gerät. Aber dann fühlt man sich auch selbst wieder lebendiger.«
    Anna dachte, dass dieses Kompliment anzüglich hätte wirken können, aus seinem Mund klang es jedoch nur nett. Sie lächelte und wollte gerade wieder Platz nehmen, da schlug Elsa Karlsten an ihr Glas und hieß alle willkommen. Sie stand sehr aufrecht da in ihrem marineblauen Kleid mit weißen Streifen und dem großem Kragen und strahlte Zuversicht statt Trauer aus. Anna fand, dass sie in fast unnatürlich kurzer Zeit eine ungewöhnlich attraktive Dame geworden war.
    »Ich will euch nicht lange vom Essen abhalten«, begann sie. »Das Essen und der Wein sollen für sich sprechen, und ich wünsche uns allen ein schönes Beisammensein. Hier versammelt sind meine Kinder mit ihren Familien, und das ist eine ungeheure Hilfe für mich. Auch jene Menschen, die mir geholfen haben, als ich es schwer hatte, sind heute anwesend.«
    Sie hielt inne und wirkte einen Augenblick lang sehr betrübt, den Tränen nahe. Anna betrachtete die Versammlung
und fragte sich, wer wohl über die gesamte Lebenssituation Elsa Karlstens im Bilde gewesen war. Die Söhne hatten natürlich Bescheid gewusst.

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