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Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm

Titel: Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Ernestam
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nicht weiter auf, und vielleicht war das schon immer so gewesen. Er war mittelgroß, fast kahlköpfig, sein Gesicht etwas zu breit und seine Züge etwas zu grob. Pluspunkt waren die Muskeln, die verrieten, dass er körperlich gearbeitet hatte, vielleicht im Freien. Seine Ausstrahlung milderte seine Eckigkeit auf eine erstaunliche Art. Liebe, dachte Anna. Dieser Mann kann lieben. Er begann wieder zu sprechen.
    »Zum Schluss trafen allerdings hauptsächlich Elsa und ich einander. Meine geliebte Anna wurde vor einigen Jahren krank, und jetzt wohnt sie schon seit mehreren Jahren nicht mehr zu Hause. Sie ist schwer krank. Sehr schwer krank. Um die Wahrheit zu sagen, liegt sie mittlerweile … sie liegt in der Klinik. In … sie nimmt von ihrer Umgebung nichts mehr wahr.«
    Anna sah, dass seine Lippen zitterten. Er tupfte sich erneut mit der Serviette die Lippen ab, vielleicht um das Zucken zu verbergen, und fuhr dann fort.
    »Ich weiß, dass ich zufrieden und dankbar sein sollte. Für unser gemeinsames Leben. So etwas ist nur wenigen vergönnt, das muss ich zugeben. Anna und ich kannten uns schon aus
der Volksschule. Ihre Zöpfe werde ich nie vergessen! Unten genauso dick wie oben und mit riesigen Schleifen zusammengebunden. Augen wie ein Iltis. Wach und intensiv. Sie war das reinste Quecksilber! Aber ich verliere mich in Erinnerungen, die einen jungen Menschen zu Tode langweilen müssen! Ja, jedenfalls rannte sie auf dem Schulhof herum, während die anderen Mädchen Angst davor hatten, sich schmutzig zu machen. Sie jedoch hatte keine Angst. Meine Anna nicht!«
    »Das kenne ich von mir.« Anna konnte ihren Kommentar nicht zurückhalten. Martin Danelius lachte.
    »So kam mir das auch vor. Sie erinnern mich wirklich an meine Anna, und das liegt nicht nur am Namen. Bestimmte Frauen gleichen einer Naturkraft, sie lassen sich nicht unterdrücken, wie sehr man es auch versucht. Nicht dass ich je versucht hätte, meine Anna zu unterdrücken. Ich habe mich damals sofort in sie verliebt. Und ich bin immer noch in sie verliebt. Glauben Sie an die ewige Liebe, Fräulein Anna? Daran, dass irgendjemand dort oben die Fäden zieht? Dass zwei Menschen füreinander geschaffen sind, wie Topf und Deckel zusammenpassen oder wie Korken und Flasche?«
    Das Bild von Greg, nass und lachend nach dem Tauchen, traf sie wie ein Fausthieb im Magen, und sie bekam fast keine Luft mehr. Sie versuchte etwas zu sagen, brachte aber nur vorsichtig flüsternd über die Lippen, niemand könne das mit Sicherheit sagen, und es wirke wie ein Ding der Unmöglichkeit, dass es für jeden Menschen nur einen einzigen passenden Partner gäbe, aber dieses Gefühl könne sich natürlich einstellen, wenn man verliebt und die Beziehung zufriedenstellend sei …
    Aber Martin Danelius schien ihr nicht zuzuhören.
    »Es gibt Leute, die glauben, Liebe bedeute, jeden Tag glücklich zu sein. Als wäre Liebe so viel mehr, als sich miteinander im Alltag wohlzufühlen! Als sei Liebe nicht Arbeit wie alles andere auch! Ach, Fräulein Anna, wie ich doch über
die Jugend und diese klugen Experten lachen muss, die erklären, was man tun muss, um diese sogenannte Liebe am Leben zu erhalten. Genauso dumm wie diese Diättipps, auf die Frauen ihre Zeit verschwenden. Sehen Sie mich an. Ich habe nie in meinem Leben etwas für die Fitness getan, sondern gut gegessen und hart gearbeitet. Und getanzt natürlich. Anna und ich sind, so oft sich die Möglichkeit ergab, tanzen gegangen. Dazu hatten wir Zeit. Weil wir keine Bücher darüber zu lesen brauchten, was wir tun müssen, um glücklich zu werden.«
    Anna goss nach und tat Martin Danelius ein Stück von dem Truthahnbraten auf, der gerade serviert worden war. Vorsichtig probierte sie einen Bissen. Er war zart und schmeckte delikat nach Dörrpflaumen. Trotzdem fiel ihr das Schlucken schwer.
    »Es klingt, als seien Sie glücklich gewesen«, meinte sie vorsichtig. Martin Danelius nickte. Anna hatte das Gefühl, dass die Betrachtungen des alten Mannes über die Liebe etwas in ihr geweckt hatten, was sie selbst lieber betäubt hätte. Die Beerdigung, Gedanken über die Kirche und ihre Kindheit, an Elsa Karlsten, an Greg und daran, was in den letzten Tagen geschehen war, kamen wieder in ihr hoch. Am anderen Ende des Saals beobachtete sie, wie sich Mari mit einem Mann unterhielt, der ein Sohn Elsa Karlstens sein musste, ein dunkelhaariger Mann, der nett und interessiert wirkte. Anna suchte Maris Blick, aber diese schien ganz ins Essen und Gespräch

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