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Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm

Titel: Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Ernestam
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hin und her. Sie spürte Maris Bein an ihrem linken und Fredriks an ihrem rechten. Sie bildeten ebenfalls eine Dreieinigkeit, aber eine, die von Schuld und nicht von Seligkeit zusammengeschweißt wurde. Schuld, vielleicht nicht für das, was sie getan, sondern für das, was sie unterlassen hatten. Schuld für das, was sie angenommen hatten. Jeder eine halbe Million Kronen. Ihr eigenes Geld lag immer noch in dem Umschlag.
    Mit Schuldgefühlen hatte ihre Mama sie und ihre Mitmenschen unterdrückt, und zwar so effektiv, dass es jahrelang nachgewirkt hatte. Eine beiläufige abfällige Bemerkung, eine resignierte Miene oder ein Seufzer genügten, um den Menschen in ihrer Umgebung zu bedeuten, wie verloren sie waren, oft auf eine so undefinierbare Weise, dass nur Schuldgefühle zurückblieben und nicht die Gewissheit, wirklich etwas verbrochen zu haben.
    Ich bräuchte eine Putzfrau, zu Hause sieht es wirklich schlimm aus, und niemand packt mit an. Natürlich, das ist eine ausgezeichnete Idee. Ich kann dir helfen, eine zu finden. Putze ich dir vielleicht nicht gründlich genug? Was fällt euch ein, meine Haushaltsführung zu kritisieren, wo ihr selbst keinen
Schlag tut. Dieses Spiel hatte sie selbst viel zu spät durchschaut. Ihre kleine Schwester hatte es durchschaut, sie aber nicht an der Erkenntnis teilhaben lassen. Jetzt war es vermutlich zu spät.
    Die Kirche. Hatte ihre Mutter nicht auch die für ihre Zwecke ausgenutzt? Anna erinnerte sich, wie sie einmal mit der ganzen Familie die Kirche besucht hatten. Anschließend waren sie ein paar glücklichen Nachbarn begegnet, die in der Februarsonne auf dem Eis spazierengingen. »Was für ein schöner Spaziergang!«, sagten sie und sahen dabei froh aus. Annas Mama entgegnete mit heruntergezogenen Mundwinkeln: »Wir waren in der Kirche. Alle waren dort.« Die Betonung auf »alle« war streng und traf, die Nachbarn sanken auch ganz richtig in der Winterkälte in sich zusammen mit dieser fast unmerklichen Wir-hätten-müssen-Bürde auf den Schultern. Annas Mama hingegen war ein paar Zentimeter gewachsen und mit einem glücklichen Lächeln von dannen stolziert. Die gebeugten Schultern der anderen bereiteten ihr mit den Jahren eine immer größere Freude.
    Papa hingegen. Anna blickte wieder auf den Sarg, hörte den Pfarrer vom ewigen Leben sprechen und merkte, wie das Bild verschwamm und von einer Beerdigung vor vielleicht dreißig Jahren abgelöst wurde. Die Dorfkirche war voll gewesen, weil viele hören wollten, was der Pastor über einen Selbstmörder zu sagen hatte, der sich, ohne etwa Gott oder die Gemeinde um Erlaubnis zu fragen, erhängt hatte. Ganz vorne saß die Witwe mit versteinerter Miene. Die Kinder weinten verzweifelt während des gesamten Trauergottesdienstes. Mama jedoch sah siegesgewiss aus. Sie saß auf einer Bank zwischen allen anderen, und die Mühe hatte sich für sie gelohnt. Beim anschließenden Begräbnis faltete der Pfarrer die Hände, zum Himmel erhoben, und sagte mit wohlgewählten Worten, der Tote habe seine Möglichkeiten in den Himmel zu kommen verwirkt. Nach dem, was er getan habe, sei er verworfen. Von
Grauen erfüllt, starrte sie mit ihren jungen Augen in die offene Grube und sah zu, wie der Sarg hinabgelassen wurde. Sie dachte, dass es immer weiter hinab gehen würde, bis er zuletzt in der brennenden Hölle ankommen würde. Da hörte sie Papas Stimme.
    Er trat vor, schaute den Pastor an und faltete wie dieser zuvor demonstrativ die Hände. Anna würde seine Worte nie vergessen: »Es ist eine Gnade Gottes, an einem Totenbett sprechen zu dürfen. Heute ist unserem lieben Pastor diese Gnade nicht zuteil geworden.«
    Damals war er stark, aufrecht. Lachen und Nachsicht waren ihm nicht schwergefallen. Jetzt hingegen. Anna dachte an ihren letzten Besuch. Wie verzweifelt er ausgesehen hatte so allein im Wohnzimmer. Aber alles würde besser werden. Die Schuld würde verblassen, und es würden nur noch lustige Witze und ein Papa übrig sein, der umsorgt wurde.
    Anna bemerkte, wie Mari sie mit dem Bein anstieß, und registrierte, dass der Pfarrer offenbar zum Ende kam. Auffordernd streckte er die Hände zu Elsa Karlsten und ihrer Familie aus, und diese erhoben sich wenig später, gingen zum Sarg und legten ein paar Blumen auf ihm nieder. Niemand sagte etwas, und nachdem die übrigen Trauergäste ebenfalls um den Sarg herumgegangen waren, spielte der Organist ein Kirchenlied über die Vergänglichkeit, und der Trauerakt war zu Ende. Anna verursachten die

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