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Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm

Titel: Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Ernestam
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für die Nacht braucht, dein Haus überlassen. Meine Güte! Da draußen sitzen alte Männer und essen und trinken für die Hälfte von dem, was sie im Café nebenan bezahlen müssten. Du bist besser als jede karitative Einrichtung und warst es schon immer. Außerdem wissen wir, was du für deinen Vater empfindest. Du musst uns nichts erklären! Es ist nicht verwunderlich, dass wir aufgrund der Ereignisse verstört sind. Es kommt
schließlich nicht sonderlich oft vor, dass normale, ehrbare Leute einen Mordauftrag erhalten.«
    Letzteres war als Scherz gemeint, aber Anna entging die abgrundtiefe Verzweiflung in seinen Augen nicht.
    »Aber wie denkst du darüber, Fredrik?«, flüsterte sie. »Ich merke, dass dich die Sache wahnsinnig mitgenommen hat. Wie ist deine Haltung dazu? Wirst du das Geld auch …«
    Fredrik unterbrach sie erneut.
    »Ich werde das Geld annehmen«, antwortete er knapp. »Auch ich habe nachgedacht und muss zugeben, dass es … schrecklich gewesen ist. Hier sitzen wir in einem kleinen Café auf Södermalm und unterhalten uns über die tiefsten menschlichen Abgründe. Über Unterdrückung, Gewalt, Barmherzigkeit und Buße. Ich bin kein großer Philosoph, aber mit meinem begrenzten Intellekt bin ich zu dem Schluss gekommen, dass es Elsa Karlsten jetzt besser geht und dass sie uns das Geld geben will. Mein Beitrag zur Sühne eines eventuellen Vergehens unsererseits ist, mit meinem Pfunde zu wuchern.«
    »Wie das?«, fragte Mari misstrauisch. Fredrik schien mit sich selbst nicht einig zu sein. Er seufzte.
    »Vielleicht verwende ich meinen Anteil dazu, etwas zu schaffen, was Freude unter meinen Mitmenschen verbreitet«, erwiderte er vorsichtig. »Vielleicht investiere ich in Musik und Tanz, in die Entertainmentbranche. Was geschehen ist, hat mich einsehen lassen, dass dies eine Möglichkeit ist, das Gute in der Welt zu vermehren. Wenn es mir gelingt, die Gesamtheit des Glücks zu vergrößern … mehr Menschen glücklich zu machen … Entschuldigt mich. Das klingt so banal, dass ich mich schämen muss. Aber ich kann das im Augenblick nicht besser ausdrücken.«
    Anna fand, dass er etwas in Worte gekleidet hatte, was sie ebenfalls empfand.
    »Falls es Gott gibt«, fuhr Fredrik fort, »dann lacht er uns vermutlich gerade aus, weil wir glauben, durchschaut zu haben,
worüber die Menschheit schon immer nachgedacht hat. Oder er weint, weil wir in diesen Bahnen denken. Wie auch immer, du hast meine volle Unterstützung, Anna. Dein Entschluss gibt auch mir die Kraft. Dein Geld wird etwas bewirken. Das Ganze kommt mir vor wie eine kollektive Vergebung.«
    Mari legte die Arme um sich, als würde sie frieren.
    »Ich habe ebenfalls nachgedacht«, sagte sie. »Witzigerweise denke ich ähnlich wie du, Fredrik. Ich habe auch darüber nachgedacht, was meine Mitmenschen glücklich machen könnte, und bin zu dem Schluss gekommen, dass mir das nie so gut gelungen ist wie damals, als David und ich unser Restaurant in Clifden hatten. Ich selbst war immer zufriedener, wenn ich ein gutes Essen servieren konnte, als nach getaner Arbeit im Büro. Ich dachte, dass ich das Geld für so etwas verwenden könnte. Ihr seid meine besten Freunde, und ich weiß, dass ihr nie etwas tun würdet, um euch persönlich zu bereichern. Von mir selbst habe ich keine so gute Meinung. Aber ihr habt mich spüren lassen, dass das, was ich denke, Gewicht hat. Das hat mich in meinem Entschluss bestärkt.«
    Anna betrachtete Fredrik in stillem Einvernehmen und wusste, dass er dasselbe dachte wie sie. Es kam nur selten vor, dass Mari ihre Zeit in Irland erwähnte, und wenn sie das tat, dann drückte sie sich meist unverständlich und vage aus, um zu signalisieren, dass sie auf Nachfragen keinen Wert lege. Als sie in Irland war, hatte sie sich Besuche verbeten, und Fredrik und sie hatten auch nicht darauf bestanden. Jetzt hätte Anna gerne nachgebohrt, beschloss jedoch, sich zurückzuhalten. Sie hatten eine zerbrechliche Einigkeit und damit auch wieder ein Zusammengehörigkeitsgefühl erzeugt, das sie nicht durch Fragen zerstören wollte.
     
    Einige Tage später kam Elsa Karlsten mit einer ziemlich großen Tasche vorbei, der sie drei Umschläge entnahm, die nach
ihrer Aussage je 500 000 Kronen enthielten. Sie erzählte, dass sie keine Hypothek hätte aufnehmen müssen, um zu bezahlen. Es hätte gereicht, einige von den Aktien zu verkaufen, von denen sie nur indirekt Kenntnis besessen hatte.
    »Wenn ich nur gewusst hätte …« Sie seufzte immer wieder.

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