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Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm

Titel: Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Ernestam
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existierte in ihrem Kopf und nicht in einem schönen Gefäß. Jetzt war er neben ihr. Er nahm sie auf seinen Rücken und flog über Erde, Feuer, Luft und Wasser und warf sie dann auf das Bett im Obergeschoss. Das Haus in Clifden war wie früher, als hätte sie es eben erst verlassen. Eine Runde mit dem Staubsauger, und damals könnte heute sein. Erinnerst du dich an Inishbofin, Mari? Wo ich dich geküsst und einen Engel genannt habe?
    David hatte damals gute Laune gehabt. Er war einige Tage lang nicht hyperaktiv gewesen und hatte nachts ruhig geschlafen, was bedeutete, dass es dauern würde, bis er wieder von Melancholie oder Angstzuständen heimgesucht wurde. An diesem Morgen erwachte er früh, geweckt von der Sonne, die durch die Gardinen im Obergeschoss fiel. Sie wandte sich zum Fenster und betrachtete die Staubkörnchen im Licht, während David das Bett verließ und wenig später mit Eiern und Speck, Orangensaft und Tee zurückkehrte. Sie schoben sich gegenseitig frischgebackenes Brot in den Mund und küssten sich. David verkündete nach einer Weile, er wolle den freien Tag mit einem Ausflug nach Cleggan feiern, von wo aus man mit einem Boot nach Inishbofin übersetzen könne.
    »Ich habe dort gelegentlich in einem der Pubs gespielt«, sagte er und erzählte dann, dass immer noch ein paar hundert Leute auf der Insel wohnten, die von Schafzucht und Fischfang lebten. Sie sagte sofort ja. Ihr war klar, sie musste die Situation ausnutzen. Wenig später saßen sie im Auto. Davids positive Stimmung ließ ihn zuhören, als sie erzählte, dass sie gerne etwas tun würde, was auch ihr das Gefühl gäbe, weiterzukommen, damit nicht nur er in seiner Kunst wachse. Sie sprach von ihren Plänen, das Restaurant zu renovieren. Sie wollte es um einen gut bestückten Weinkeller bereichern, ohne deswegen die bodenständige Atmosphäre zu riskieren.
Er stimmte ihr zu und versprach, sie zu unterstützen, während sie die wunderschöne Sky Road entlangfuhren und die unvergleichliche Aussicht bewunderten.
    Cleggan empfing sie mit dem müden Charme verschlafener Fischernester. Sie hatte sich oft gefragt, wo in Irland die Grenze zwischen Resignation und Wirtschaftswunder verlief. Sie beobachtete einen älteren Mann in abgetragenen Kleidern und mit einem Hund, der die Autos auf einen Parkplatz einwies. Eine steinige Wiese hinter ein paar alten Häusern mit Wäsche im Hof. Er deutete auf ein freies Stück Wiese, ließ sich durchs Seitenfenster bezahlen und steckte die Münzen in die Tasche. David unterhielt sich mit ihm, und er deutete auf die Fischerboote im Hafen. Gemächlich gingen sie zum Pier und drängten sich zwischen die Passagiere mit Rucksäcken und Fahrrädern. Es duftete angenehm nach Meer und Teer, und als die Fähre ablegte, bewunderte sie wie alle anderen die Inseln, die aus dem Meer auftauchten, und die grünen Wiesen, die bis ans Wasser reichten und den Erwartungen der Touristen an Irland entsprachen.
    Als sie sich Inishbofin näherten, konnten sie zunächst nur die graue, mächtige Ruine erkennen, die über der Insel wachte. Im Hafen gab es Gedränge, alle wollten gleichzeitig Fahrräder mieten und sich in eine von zwei möglichen Richtungen aufmachen, um die »authentische irische Landschaft« zu genießen, wie David ihr ins Ohr flüsterte. Er hatte auf der Überfahrt nicht viel gesagt und sich nur schweigend umgesehen, als sie an Land gekommen waren. Nebeneinander gingen sie so weit nach Westen, wie es ging, verließen dabei den Trampelpfad und überquerten eine steinige Wiese voller Schafsmist. Die Schafe starrten sie mit stummer Interesselosigkeit an.
    Nach einer Weile gingen sie zurück. David verschwand in einem Pub und unterhielt sich mit dem Besitzer, während sie draußen wartete und die graue Ruine betrachtete, deren Verfall
ihre Schönheit nur unterstrich. Sie war hungrig, und als David wieder aus dem Pub kam, gingen sie in ein neues Hotel, das mit Tee und Scones lockte. Sie bestellten und baten darum, auf der Terrasse sitzen zu dürfen. Mari sah sich im Foyer des Hotels um und war gleichzeitig erstaunt und entsetzt. Alles war solide, aber so modern, dass es nur deplatziert wie aus einer anderen Welt wirkte.
    Sie setzten sich auf die Terrasse, bekamen ihre Scones und betrachteten das Gerippe eines Schiffswracks nur wenige Meter entfernt. David sprach aus, was sie dachte.
    »Ein schönes Hotel. Aber merkst du, dass die Moderne an der Terrassengrenze endet? Wer nach Irland fährt, will sich keine modernen Häuser

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