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Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm

Titel: Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Ernestam
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normalen Abendvisite zu erwecken. Aus dem Augenwinkel meinte sie Leute am anderen Ende des Korridors zu sehen. Diese bogen aber in eine andere Richtung ab, vielleicht um nach Anna Danelius zu sehen. Anna Danelius, die hätte sterben können, wenn sie sie nicht gerettet und zurückgeholt hätte. Nichts war geschehen. So war es sicherlich, so musste es sein.
    Nachdem sie die schwere Schwingtür der Station hinter sich gelassen hatte, immer noch unbemerkt, dachte sie, dass Gott ihr beigestanden haben musste. Sie wäre nicht unerkannt davongekommen, wenn das nicht sein Wille gewesen wäre. Sie hatte Allmächtiger gespielt und sich die Finger verbrannt, aber die Wunden würden heilen. Die Schwestern würden noch rechtzeitig kommen. Sie würden Anna Danelius helfen. Ihre eigene Tat würde im Kosmos verschwinden. Das musste
für einen Siegesschrei ausreichen, der über die Dächer des Krankenhauses hinwegrollen und sich bis zu dem geliebten Menschen fortpflanzen würde, ohne den sie nicht leben konnte. Das wurde ihr jetzt klar. Sie würde fliehen. Sie würde frei sein, weil sie nichts mehr zu verlieren hatte.
    Sie stieg in den Fahrstuhl, fuhr nach unten, ging zum Ausgang und stieß mit einem weißgekleideten Mann zusammen, der »Hoppla« sagte und sie verzückt ansah. Sie machte sich frei und atmete die Nachtluft ein. Als sie erkannte, was sie getan hatte, übergab sie sich auf den Bürgersteig. Sie hatte versucht, einen Mitmenschen zu töten, und war dann jemandem direkt in die Arme gelaufen, der sie wiedererkennen würde, falls es Nachforschungen gab.
    Sie würde nie mehr frei sein.

KAPITEL 19
    F redrik fror. Der Schneematsch hatte die Zeit eingeholt, und der November wurde seinem Ruf gerecht. Ihm machte das nichts aus. Er fand, dass das Wetter zu den letzten Tagen passte, die ein Hohn ihrer heiligen Dreieinigkeit waren. Fredrik, Mari und Anna. Sie hatten einander Dinge gesagt, für die er sich nachts schämte, Plattitüden, »wir müssen das Richtige tun«, »wir müssen vernünftig sein«, hatten sie gesagt. »Wir müssen miteinander reden.« Hatten das immer wiederholt. Etwas, das sie früher nie hatten sagen müssen. Jetzt, wo sie reden mussten, gab es nichts mehr zu sagen.
    Er hatte nichts beizutragen. Verschwand auf seine Spaziergänge oder ins Fata Morgana. Als ihn Mari besuchte, bot sie ihm an, zu ihr zu kommen und bei ihr zu schlafen. Er erwiderte, dass er die Einladung vielleicht annehmen werde, hatte es dann aber doch nicht getan. Jetzt bereute er das außerordentlich. Vielleicht hätte es alles verändert. Am nächsten Tag erwähnte Mari ihren Besuch im Fata Morgana nicht. Anna wusste, dass er über Martin Danelius’ Anfrage informiert war, aber weiter nichts.
    Zu welchem Ergebnis waren sie gekommen? Eigentlich nur, dass sie Martin Danelius’ Ersuchen ablehnen und eventuell Elsa Karlsten informieren mussten. Sie hatten das Gefühl gehabt, dass es an der Zeit war, zu verschwinden. Vielleicht war ja jeder von ihnen fieberhaft damit beschäftigt, die eigene
Flucht vorzubereiten. Auf ihn traf das allemal zu. Er wollte weg vom Café, von Anna und Mari und den jüngsten Ereignissen. Vor allen Dingen wollte er weg von Miranda, die ihm ständig mit einem eigenen Lokal in den Ohren lag. Er würde mit oder ohne Elsa Karlstens Geld verschwinden, vermutlich nach Berlin. In dieser Stadt waren viele damit beschäftigt, zu vergessen. Er konnte einer von ihnen werden.
    Fredrik trat mit dem Fuß in eine Pfütze und fluchte, als ihm Wasser in den Schuh lief und den Strumpf durchnässte. Er beugte sich vor und versuchte gerade, den Schuh mit einem Taschentuch abzutrocknen, als ein Auto neben ihm bremste. Er schaute hoch und erblickte den schwarzen Lack und den Stern, der die Herrschaft über Luft, Wasser und Land vorspiegelte. Mercedes war eine Tochter gewesen, und der Stern war ein mächtiges Symbol. Das Auto stellte die funkelnde Verehrung der Mechanik dar. Am Steuer saß Michael, tadellos gekleidet wie immer.
    »Michael? Noch nicht im Fata Morgana?«
    Michael beugte sich zu ihm vor.
    »Du verfügst über eine gute Beobachtungsgabe, Fredrik. Ich bin hier, und deswegen bin ich also nicht dort. Ein Chef, der nicht delegieren kann und immer vorausläuft, ist seinen Namen nicht wert. Steig schon ein.«
    Fredrik gehorchte und ließ sich in das weiche Leder sinken. Dann setzte er vorsichtig die Schuhe ab, um den Teppichboden nicht zu beschmutzen. Das leise Schnurren des Autos erinnerte ihn an eine Katze oder, ja warum nicht?, an

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