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Mord Unter Segeln

Mord Unter Segeln

Titel: Mord Unter Segeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Franke
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die Angaben aber doch per Mail erhalten haben.«
    Lemke nickte. »Ja. Hab ich.«
    »Wäre schön, wenn Sie Dr. Harpstedt ausfindig machen könnten, dann lässt sich die Zwangsversteigerung vielleicht doch noch abwenden.«
    »Schau'n wir mal.« Mitten in Odas Worte hinein ertönte die Melodie von »Hakuna Matata«.
    »Entschuldigung.« Lemke bekam einen knallroten Kopf, nahm das Gespräch an und entfernte sich. Oda sah ihm überrascht hinterher. Das kannte sie überhaupt nicht von ihm. Privatgespräche während der Dienstzeit? Anrufe auf dem Handy? Während das Teil bei ihr ständig läutete – oft war es Alex, der sich nur erkundigen wollte, ob sie nach Dienstschluss noch eben im Supermarkt hielt und eine Pizza oder Kirschen oder Brot oder Käse kaufte –, hatte sie in all den Jahren nicht mitbekommen, dass Lemke überhaupt ein Handy besaß. Dazu nun der rote Kopf und die Musik … Oda grinste und wandte sich wieder dem Hafenmeister zu, doch Lemke hatte sein Gespräch schon beendet und kam zurück. »Wir haben ihn«, sagte er zufrieden, und wieder war sein Gesicht vor Aufregung gerötet.
    »Wir haben wen?«, fragte Oda.
    »Dr. Harpstedt.« Lemke drückte das Kreuz durch. Oda hatte den Eindruck, als ob sich auch sein Seitenscheitel in diesem Augenblick automatisch in Form rückte. »Ich hab heute früh, gleich nachdem Herr Tapken die Daten geschickt hatte, die Bremer Kollegen angerufen und schon mal prophylaktisch vorgefühlt. Die waren ganz schön schnell und haben ihn offenbar ausfindig gemacht. Im neurologischen Rehabilitationszentrum in Bremen.«
    »Na, dann woll'n wir den Herrn mal besuchen.« Oda stand auf. »Danke für Ihre Auskünfte, Herr Tapken.« Sie reichte ihm die Hand.
    »Wenn ich noch was für Sie tun kann, Sie wissen ja, wo Sie mich erreichen«, erwiderte er, nahm die Tassen und trug sie zum Thekenbereich. Odas Blick fiel auf die große Kaffee- und Espressomaschine.
    »Sagen Sie, kennen Sie eigentlich einen Vertreter namens Schöneberg?«
    »Sie meinen Horst Schöneberg?«, fragte Tapken. Er stellte die Tassen ab. »Klar, der ist ja regelmäßig hier. Er ist unser Ansprechpartner, was die Küchenausstattung betrifft.«
    ***
     
    Es war ein sonderbares Gefühl für Ilka Friedrichsen, jetzt am Bahnhof zu stehen und auf das Eintreffen der Inselbahn zu warten. Um sie herum herrschte das Gewusel der abfahrbereiten Touristen, der Einheimischen, aber auch der Urlauber, die ebenfalls sehnsüchtig auf liebe Verwandte oder Freunde warteten. Ilka kam sich ein wenig verloren vor, wie sie hier inmitten der anderen stand. Hätte sie doch lieber in der Pension warten sollen? Aber das war ihr so falsch vorgekommen. Sie wollte nicht untätig sein, sie wollte Sophie gleich bei deren Ankunft zeigen, dass sie für sie da war, dass Sophie sich auf sie verlassen konnte. Kein verhutzeltes Mäuschen, das sich in den heimischen vier Wänden verkroch. Zumal die Wände der Pension ja nicht einmal ihre heimischen waren. Rein rechtlich betrachtet gehörte ihr natürlich die Hälfte der Pension. Simones Hälfte fiel jetzt sicher Sophie zu. Oder Peter, vielleicht sogar beiden. Kurz stieg ein säuerliches Lachen in ihr auf. Peter hatte nichts mit der Pension zu schaffen, sie war schließlich das Lebenswerk ihrer Oma gewesen. Das Tuten der einfahrenden Inselbahn erlöste Ilka von diesem unschönen Gedanken. Es war ja sowieso egal. Nun war sie hier und würde sich um Sophie und Peter kümmern. Dennoch konnte sie den Gedanken, dass Peter den Job auf der Bohrinsel seit Langem, besonders aber seit Sophies Erkrankung, gern beendet hätte, nicht beiseiteschieben. Würde er es tun? Würde er die Pension führen wollen? Der Zug hielt. Die Bremsen quietschten metallisch, die bunten Waggons spuckten gut gelaunte Touristen aus. Ilka bekam schweißnasse Hände. Hätte sie Peter sagen müssen, dass sie ihn und Sophie abholen würde? Wie würde er reagieren? Sie blickte suchend durch die Menge.
    Als Peter und Sophie dem roten Waggon entstiegen, schlug Ilkas Herz heftig. Ihr Atem ging schwer. Peter hatte seine Tochter untergehakt. Sophie war schmal. Dünn, um es genau zu sagen. Das Tuch auf ihrem Kopf konnte nicht verbergen, dass darunter keine Haare mehr waren. Es war das erste Mal, dass Ilka eine so junge Krebspatientin sah. Und es war das erste Mal, dass Ilka ihre Nichte leibhaftig und nicht nur auf Fotos sah.
    ***
     
    Die Bundesstraße 6, die mitten durch Bremen führte, war dicht befahren. Oda und Lemke waren aus Hooksiel direkt in

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