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Mord Unter Segeln

Mord Unter Segeln

Titel: Mord Unter Segeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Franke
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sich selbst erschrocken, sie hatte doch überhaupt nicht vor, irgendetwas zu tun. Aber das Gefühl, das sie bei Carsten Steegmanns Anblick durchflutet hatte, sagte nur ein einziges Wort: Ja.
    Der Tee zog in einer doppelwandigen Metallkanne, auch das Abendbrot hatte Carsten vorbereitet. Frisches Brot, Aufschnitt, Gurke, Tomate, nichts Spektakuläres. Wunderbar normal.
    »Darf ich mich zu dir setzen?«, fragte er, nachdem sie fertig gegessen, den Aufschnitt abgeräumt und in den Kühlschrank verfrachtet hatten. Leise Musik klang durch die Kajüte, die Sorte Musik, deretwegen sie sonntagabends »Radio Jade« einschaltete.
    Christine nickte. Carsten setzte sich neben sie und legte den Arm um ihre Schultern. »Sag jetzt nichts«, bat er, als sie sich im ersten Moment versteifte. »Entspann dich. Lass es uns einfach genießen.«
    ***
     
    Sie saßen in der Küche: Alex, Oda und Laura. Jürgen würde später dazustoßen, erst einmal aber waren sie unter sich. Oda hatte sich zusammenreißen müssen, als Alex ihr offenbarte, dass Laura, der Störfaktor, der sie am lang ersehnten Umzug in das gemeinsame neue Heim hinderte, sich nun hier, in ihrem »alten Nest«, einquartiert hatte. Laura. Eigentlich hatte sie sich vorgenommen, zunächst eine Weile in Opportunismus zu schwelgen und über die Ernsthaftigkeit ihrer Beziehung – jedenfalls soweit es Jürgens Seite betraf – nachzudenken. Und nun, schwups, machte ihr eigener Sohn die Lage zunichte. Gut, sie musste zugeben, dass ihr ursprünglicher Drang, heute so schnell wie möglich nach Hause zu kommen, durchaus mit den Vorgängen rund um Lauras Ankunft zu tun gehabt haben könnte. Könnte. Nicht musste. Dazwischen gab es einen himmelweiten Unterschied.
    Dann war Laura aus Alex' Zimmer gekommen.
    »Hi.« Mit diesem Wort hatte sie Oda die Hand entgegengestreckt, die Oda natürlich nicht hatte ignorieren können. »Danke, dass ich heute Nacht hier schlafen darf. Hab schon mitgekriegt, dass mein Auftauchen hier einiges über den Haufen geschmissen hat. Tut mir echt leid, das hab ich nicht gewusst.«
    Mit dieser offenen Art hatte sie Oda sofort für sich eingenommen, und selbst wenn Oda es nicht gern zugab – oder doch? –, hatte sie Jürgen in Lauras Begrüßung erkannt.
    Seit einer knappen Stunde saßen sie mittlerweile in der Küche. Alex und Laura hatten ein Jever Fun vor sich stehen, Oda ein Glas Weißwein. Laura hatte berichtet, wie es dazu gekommen war, dass sie ihren Vater ausfindig gemacht hatte und ihn kennenlernen wollte.
    »Wisst ihr, es ist ein verdammt beschissenes Gefühl, wenn in der Schule alle wissen, wer ihr Vater ist, selbst in den völlig verkorksten Familien, wo der Alte die Mutter schlägt oder sie auf den Strich schickt oder wo gar kein Vater im Haus ist, aber so ziemlich alle wissen, wer der Typ ist, der sie gezeugt hat. Na, die meisten jedenfalls«, korrigierte sie sich, als Oda fragend die Augenbrauen zusammenzog. »Bei mir war es so, dass meine Mutter zwar genau wusste, wer mein Vater ist, aber meinte, sie habe ihn nicht als Partner haben wollen, also bräuchte ich ihn auch nicht als Vater. Sie hat ihn als Zuchtbullen benutzt. Ich müsse eben damit klarkommen. Wenn sie zu einer Samenbank gegangen wäre, würde ich auch nie erfahren, von wem die anderen Chromosomen stammen. Ist schon nicht einfach, das von der Mutter zu hören. Da hängst du vollkommen in der Luft, irgendwie fehlt dir ein Teil deiner Wurzeln. Und deswegen ist es für mich so wichtig, Jürgen kennenzulernen. Okay, ist scheiße gelaufen mit Mama. Es hat sich irgendwie immer weiter hochgeschaukelt. Ich wollte meinen Vater kennenlernen, meine Mutter wollte das nicht, daraufhin hab ich schon auch ziemlichen Bockmist gebaut. Aus Protest.«
    Lauras linke Hand wanderte zum Mund, ihre Zähne begannen, an dem ohnehin nicht vorhandenen Daumennagel zu knabbern. Dass das keine neue Angewohnheit war, davon zeugten auch die anderen Nägel an beiden Händen.
    »Ich wollte eben einfach mit dem Kopf durch die Wand. Da bin ich allerdings erst mal auf dem Boden gelandet. Und in einem Heim für schwer erziehbare Kinder. Meine Mutter macht keine halben Sachen. Wenn ich nicht bei ihr bleiben wolle, dann müsse ich eben dorthin, hat sie gesagt. Ich bin aber ihre Tochter, und als ich endlich rausgekriegt hab, wer und wo Jürgen ist, hab ich nicht lang gefackelt und bin hergekommen, sobald ich die Kohle für das Ticket hatte.« Laura griff zur Flasche und setzte sie an den Mund.
    »An deinen Vater hast du dabei

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