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Mord Unter Segeln

Mord Unter Segeln

Titel: Mord Unter Segeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Franke
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der Herzgegend wirklich erfrischend aus. Der litt garantiert nicht an Hitzewallungen. Aber er war erstens jünger und befand sich zweitens nicht in einer solch komplizierten Lage. »Nehmen Sie Platz«, bat der Arzt und warf ihm einen prüfenden Blick zu. »Ist alles in Ordnung? Soll ich mal den Blutdruck messen?« Blitzschnell kam er um den Schreibtisch herum und legte seine Hand an Schönebergs Puls, der sofort spürte, dass er ruhiger wurde. Hier war er gut aufgehoben, hier konnte ihm nichts passieren.
    Dr. Koller blieb sicherlich eine gute Minute neben ihm, bevor er seinen Arm losließ, sich auf seine Seite des Schreibtisches setzte und einen Blick auf die Karteikarte warf. »Sie hätten gar nicht unbedingt selbst herkommen müssen«, sagte er und klappte die Karteikarte wieder zu. »Das hätten wir auch telefonisch besprechen können.«
    Horst Schöneberg wurde aschfahl. Telefonisch. Das bedeutete … Er schluckte. »Nein, ich wollte in einem persönlichen Gespräch mit Ihnen darüber reden. Nicht einfach so am Telefon, dazu ist die Angelegenheit zu wichtig. Also, für mich zumindest.« Er reckte den Hals und sah Dr. Koller direkt in die Augen. »Machen wir es kurz. Bin ich Sophies Vater, und komme ich als Stammzellenspender in Frage?« Schöneberg nahm die Faust vor den Mund und hustete. Er hustete leicht, wenn er aufgeregt war. Ein Wunder, dass es in dieser Situation noch nicht zu einem Asthmaanfall gekommen war, er hatte gelesen, dass so was vorkommen konnte.
    »Ja, Herr Schöneberg, so gern ich Ihnen auch sagen würde, dass Sie als Spender für Sophie in Frage kommen: Ich muss Sie leider enttäuschen.«
    Das war die eine Nachricht. Die tat zwar schon weh, denn Horst hatte Sophie sehr in sein Herz geschlossen, aber es fehlte noch die Antwort auf jene Frage, die ihn fast noch mehr beschäftigte. »Bin ich denn der Vater?«
    Dr. Koller schüttelte bedauernd den Kopf. Er schien zu spüren, wie wichtig Horst ein Ja gewesen wäre. »Auch in diesem Punkt muss ich Ihnen mit einem Nein antworten.«
    Horst Schöneberg atmete tief durch. Koller gewährte ihm einen Augenblick, bevor er sich erhob. »Wie gesagt, es tut mir leid.« Er streckte Schöneberg die Hand zum Abschied hin. »Sie verstehen … die anderen Patienten warten.«
    »Danke«, sagte Schöneberg und erwiderte den Händedruck. »Dann hat es wohl so sein sollen. Wer weiß, wofür es gut ist.« Mit einem letzten starken Husten verließ Schöneberg das Ordinationszimmer und hatte das Gefühl, dass der Arzt ihm nachdenklich hinterherblickte.
    ***
     
    Heiko Lemke saß an seinem Schreibtisch und tippte seine Notizen aus dem Gespräch mit Tapken in den PC, als sein Telefon klingelte. Er zuckte zusammen, immerhin war Wochenende und er für keinen Dienst eingeteilt.
    »Ich hab gesehen, dass du vorhin reingekommen bist«, sagte Andrea, die unten an der Pforte saß. »Da ist jetzt jemand an der Strippe, ein Busfahrer, der meint, er habe was zu der Toten vom Nassauhafen zu sagen. Da hab ich gedacht, ich stell ihn mal zu dir durch. Ist das okay?«
    »Jaja.« Lemke lehnte sich zurück. Kurze Zeit später ersetzte eine sonore Stimme mit friesländischer Klangfärbung Andreas hohe Töne.
    »Moin. Frerichs, Gerd Frerichs. Bin ich da jetzt richtig bei der Mordkommission?«
    »Ja. Was kann ich für Sie tun?«
    »Also, es geht um die Tote. Die aus dem Nassauhafen, mein ich. Ich hab ja jetzt ein paar Tage freigemacht, meine Frau und ich haben unsere Tochter in Meppen besucht. Wissen Sie, die hat ja nun das Baby, und meine Frau fährt ja so ungern längere Strecken, und da ich aber ja als Busfahrer das Fahren gewohnt bin, fahren wir eben zusammen, ist ja auch schöner. Und unseren Enkel, den kleinen Lukas, den wollte ich ja auch gern sehen, denn so oft kommt meine Tochter mit dem Lütten ja nicht nach hier oben.«
    »Ist schon klar«, sagte Lemke. »Aber was hat das jetzt mit der Toten zu tun?«
    »Ja, nun lassen Sie mich doch erst mal eben ausreden. Also, ich hab ja nun ein paar Tage nicht mitgekriegt, was hier los war, und wie ich heute in die Zeitung guck, hab ich gelesen, was los war. Das mit der Toten, meine ich. Die aus dem Nassauhafen, hab ich ja eben gesagt. Und in der Zeitung stand, dass die Polizei um Mithilfe aus der Bevölkerung bittet. Und da wollt ich mich ja dann doch melden. Man muss ja helfen, wenn man kann, nich?«
    »Und Sie können helfen?« Lemke beschlichen leichte Zweifel.
    »Ja. Ich weiß zwar nich, ob das wirklich wichtig is, aber schaden kanns ja

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