Mord Wirft Lange Schatten: Mitchell& Markbys Dreizehnter Fall
Juliet entgangen war. Als sie wieder zu Minchin blickte, war sie sicher, dass sie sich getäuscht haben musste. Minchin nahm sich selbst viel zu ernst. Er war wahrscheinlich einer jener wenigen altmodischen Chauvinisten, die es noch bei der Polizei gab. Er fand es bestimmt nicht amüsant, dass Juliet ihm eine Strafpredigt hielt.
»Ich denke, Miss Oakley hat es sehr gut verkraftet«, sagte er gelassen.
»Ich werde sie noch einmal besuchen müssen, sie und ihre Schwester.« Juliet nahm auf Merediths frei gewordenem Sessel Platz.
»Hören Sie!«, sagte sie zu Minchin, ohne auf Merediths Warnsignale zu achten.
»Sie sind sehr gebrechlich. Ich möchte nicht, dass man ihnen zusetzt. Sie hatten schon eine schwierige Zeit, noch bevor das alles passiert ist. Stellen Sie sich vor, Sie müssten das Haus verkaufen, in dem Sie aufgewachsen sind, und in eine Wohnung ziehen. Ich wünschte, ich könnte Ihnen das begreiflich machen, Mister!«, schloss sie wütend.
»Langsam, langsam«, erwiderte Minchin und hob eine Hand.
»Rein zufällig begreife ich sehr gut, Miss Painter. Ich hatte ganz genau das gleiche Problem mit meiner alten Mutter.«
»Oh?« Juliet war für einen Moment sprachlos.
»Nun ja, dann … dann sollten Sie ja wissen, dass man die beiden alten Damen rücksichtsvoll behandeln muss.«
»Überlassen Sie das nur mir«, sagte Minchin wenig liebenswürdig.
»Halten Sie sich lieber an Ihren Beruf als Immobilienmaklerin.«
»Ich bin keine Immobilienmaklerin!«, schäumte Juliet kampflustig.
»Ich habe Ihnen bereits gesagt, ich bin Vermögensberaterin.«
»Fantasievoller Name für die gleiche Arbeit, wenn Sie mich fragen«, entgegnete Minchin ungerührt.
»Demnächst gibt es noch Universitätsabschlüsse dafür.«
»Rein zufällig habe ich einen Universitätsabschluss, und zwar in Jura!«, schnappte Juliet.
»Oha!«, entgegnete Minchin beißend.
»Dann muss ich wohl sehr genau auf das achten, was ich sage!« Er wuchtete sich aus dem Sessel.
»Ich lasse Sie beide fürs Erste alleine. Danke sehr, dass Sie mir Ihre Zeit geschenkt haben, Miss Mitchell.«
»Kann ich morgen wieder zur Arbeit fahren?«, fragte Meredith.
»Oder brauchen Sie mich noch?«
»Oh, ich weiß ja, wo ich Sie finden kann.« Minchin wandte sich an Juliet.
»Ich komme heute Nachmittag vorbei und spreche mit Ihnen und mit Mrs. Pamela Painter, ist das in Ordnung, Miss Painter? Wenn ich recht informiert bin, wohnen Sie im Haus Ihres Bruders? Ich würde mich auch gerne mit ihm unterhalten, schließlich ist er der Fachmann für Gift. Aber ich kann ihn auch auf der Arbeit besuchen.« Minchin blickte auf seine Armbanduhr.
»Ich könnte jetzt noch zu ihm fahren.«
»Er kann einen zur Raserei bringen«, erklärte Juliet, nachdem Minchin gegangen war. Sie seufzte und fügte ein wenig ruhiger hinzu:
»Ich habe mich nicht besonders schlau angestellt, wie?«
»Darüber sollten Sie sich nicht den Kopfzerbrechen«, erwiderte Meredith.
»Der arme Alan, die Vorstellung, diesen Kerl aufgezwungen zu bekommen! War er sehr unangenehm, solange Sie mit ihm allein waren?«
»Unangenehm? Nein, auch wenn es mir ein wenig an die Nerven gegangen ist. Sie müssen Ihre fünf Sinne beieinander haben, wenn er zu Ihnen und Pam nach Hause kommt, um mit Ihnen zu reden.«
»Es ist bestimmt schon schlimm genug, wenn man dasitzen und dieses Hemd anstarren muss«, sagte Juliet wenig freundlich.
»Die Farbe ist grauenvoll. Dieser Minchin muss farbenblind sein. Glauben Sie, dass er verheiratet ist? Hören Sie, wenn Sie jetzt nichts mehr vorhaben, könnten Sie dann nicht mit mir zu Damaris und Florence fahren? Sie brauchen Unterstützung.«
»Sie haben Inspector Hayes nur knapp verpasst«, sagte Damaris zu Meredith und Juliet.
»Wirklich zu schade. Ich kann nicht sagen, dass Florence und ich nicht erleichtert waren, als er wieder gegangen ist.«
»Hayes war hier?«, rief Meredith.
»Minchin hat kein Wort davon erwähnt, als er bei mir zu Hause war!« Sie runzelte die Stirn.
»Ich frage mich, warum Minchin zu mir gekommen ist und Hayes geschickt hat, um in der Zwischenzeit Sie zu befragen.«
»Hat er versucht, Sie unter Druck zu setzen?«, fragte Juliet indigniert.
»Falls ja, werde ich unverzüglich eine Dienstaufsichtsbeschwerde an die Polizei verfassen.«
»O nein, meine Liebe. Um fair zu sein, er war sogar ausgesprochen höflich«, sagte Damaris.
»Als ich sagte, dass wir erleichtert waren, als er ging, meinte ich, dass Mr. Minchin ganz richtig vorhergesagt
Weitere Kostenlose Bücher