Mord Wirft Lange Schatten: Mitchell& Markbys Dreizehnter Fall
schien.
»Fühlen Sie sich in meinem Cottage wohl?«, fragte Meredith schroff.
»Es ist sehr hübsch«, antwortete Minchin. Er setzte sich unaufgefordert in den stabiler aussehenden der beiden nicht zusammenpassenden Sessel.
»Wir haben vor, beide Häuser zu verkaufen, meins und dieses hier, und uns ein gemeinsames größeres zuzulegen«, sagte Meredith defensiv.
»Wie sind die Grundstückspreise hier?«, fragte Minchin unerwartet.
»Hier in Bamford? Relativ hoch. Das heißt, zumindest in den besseren Gegenden.«
»Was für einen Preis würde ein Besitz wie Fourways House erzielen, wo der Mord stattgefunden hat?« Meredith betrachtete Minchin mit wachsendem Respekt. Der Mann verschwendete wirklich keine Zeit mit müßiger Konversation.
»Fourways ist in einem grauenhaften Zustand und wird wohl kaum einen Käufer interessieren.« Sie zögerte.
»Allerdings gibt es einen Bauunternehmer aus der Gegend, der das Land erwerben möchte. Er will Häuser darauf bauen.« Minchin lehnte sich zurück und schürzte die dünnen Lippen.
»Ja«, sagte er einfach.
»Ich habe von ihm gehört.« Er blickte sich um.
»Ist das hier das Zimmer, in dem Sie Ihre Teeparty mit Jan Oakley hatten?«
»Ja«, antwortete Meredith.
»Obwohl man es wohl kaum so nennen kann. Es war nicht meine Idee. Ich habe ihn lediglich eingeladen, weil ich darum gebeten wurde. Ich wollte jemand anders helfen.«
»Wessen Idee war es?« Minchins wacher Blick ruhte auf ihr.
»Es war Juliet Painters Idee«, gestand Meredith unbehaglich.
»Sie dachte, ich wäre imstande, Jan Oakley zu beeinflussen. Weil ich beim Foreign Office arbeite und so weiter«, fügte Meredith hastig hinzu.
»Aus keinem anderen Grund.«
»Tatsächlich?«, fragte Minchin herabwürdigend.
»Und? Konnten Sie ihn beeinflussen?«
»Nicht die Bohne«, antwortete Meredith, ohne auf den Sarkasmus in Minchins Stimme einzugehen.
»Ich versuchte ihm klar zu machen, dass seine Cousinen arm sind und es nicht fair wäre, wenn er versuchte, Geld aus ihnen zu pressen. Er antwortete, dass er nicht die geringste Absicht hätte, so etwas zu tun. Er hat es nicht wortwörtlich so gesagt, aber dem Sinn nach.«
»Ich habe es in der Akte gelesen«, sagte Minchin.
»Ich war bis heute Morgen um ein Uhr auf den Beinen und habe sämtliche Protokolle und Aussagen durchgearbeitet. Wie es scheint, war dieser Jan Oakley sehr begierig darauf, einen Anteil vom Verkauf des Hauses zu erhalten. Er war sogar bereit, deswegen vor Gericht zu ziehen. Irgendeine Geschichte von einem Testament.«
»Niemand von uns hat dieses Testament gesehen«, erwiderte Meredith.
»Das heißt, nicht das Original, das Jan nach seinen eigenen Worten unter den Papieren der Familie gefunden hat. Einigen Leuten hat er eine beurkundete Übersetzung gezeigt, wiederum nach seinen eigenen Worten, heißt das. Ich habe nicht einmal diese Übersetzung zu Gesicht bekommen.«
»Wahrscheinlich existiert das angebliche Original in Wirklichkeit gar nicht«, sagte Minchin lässig.
»Die Sache ist also die – er kam hierher zu Ihnen und erzählte Ihnen, er hätte seine Meinung geändert. Haben Sie ihm geglaubt?«
»Nein«, sagte Meredith offen.
»Aber nachdem er mir dies mitgeteilt hatte, blieb mir nichts mehr zu sagen. Wie ich bereits sagte, ich konnte ihn nicht beeinflussen. Er hat mich ausgetrickst.« Minchin rieb sich mit dem Daumennagel das Kinn.
»Mochten Sie ihn?«
»Nein!«, sagte Meredith mit Nachdruck.
»Niemand mochte ihn. Er war ein Fiesling.« Minchin starrte sie an.
»Hat er Ihnen vielleicht die Hand auf den Oberschenkel gelegt?«, fragte er. Sie wusste, dass ihr Gesicht sie verriet, deswegen gestand sie:
»Er hat sich falsche Hoffnungen gemacht, und ich musste ihm sagen, dass er gehen soll. Er ging. Das ist alles.« Falls Minchin es wagen sollte, eine auch nur halbwegs anzügliche Bemerkung deswegen zu machen … doch das tat er nicht.
»Dieser Jan hat sich wirklich nicht viele Freunde gemacht, wie? Ich wette ein Pfund gegen einen Penny, dass er drüben in Polen genau der gleiche Außenseiter war wie hier. Typen wie er sind unberechenbar.« Minchins Tonfall war gedankenverloren.
»Sie haben in der Regel irgendwelche Hobbys, und damit meine ich nicht Briefmarkensammeln. Sie sehen sich oft als von der ganzen Welt verkannt, also ist die Welt im Unrecht. Manchmal kommen sie auf die Idee, alles ganz allein zum Besseren zu wenden. Fast alle von ihnen glauben fest daran, dass sie etwas Besseres verdient haben. Manchmal leiden
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