Mord Wirft Lange Schatten: Mitchell& Markbys Dreizehnter Fall
das Recht, das Grundstück zu durchqueren. Wie es aussah, war Juliets Recht auf Inspektion und Besichtigung ernstlich beschnitten. Trotzdem war sie froh, Zeugin der aktuellen Probleme geworden zu sein. Es machte ihr die Entscheidung einfach. Dieser Besitz war nicht geeignet für ihren Klienten. Wegerechte, das hatte sie bereits früher festgestellt, verursachten eine Menge Ärger und Scherereien. Millionäre schätzten nichts höher als ihre Privatsphäre. Und sie waren verständlicherweise besorgt um ihre Sicherheit. Der texanische Ölbaron würde ganz sicher nicht wollen, dass seine Grenze von anoraktragenden, gestiefelten Frischluftfanatikern überschritten wurde. Genauso wenig, wie er beobachten wollte, wie sie vor seinen Toren demonstrierten, während er sich bemühte, hochrangige Gäste zu unterhalten. Auch die Möglichkeit zur Jagd war fraglich, weil die Vögel auf diesem Grundstück keine Ruhe hatten. Juliet strich den Besitz aus der Liste möglicher Objekte.
»Tut mir Leid«, sagte sie zu dem gegenwärtigen Eigentümer, der voll schwelender Wut neben ihr stand.
»Ich werde meinen Klienten über diese Probleme in Kenntnis setzen müssen. Ich kann Ihnen allerdings jetzt schon sagen, dass er nicht sehr …«
»Ich weiß!«, unterbrach sie der Eigentümer bedrückt.
»Ich kann es Ihrem Klienten nicht einmal verdenken!« Er wandte sich ab, um wieder aus dem Fenster auf seine Ländereien zu starren, auf die Hochmoore und die vereinzelten bunten Punkte, die das triumphierende Vorrücken der Demonstranten markierten:
»Wissen Sie was?«, fügte er sehnsüchtig hinzu.
»Am liebsten würde ich diese Leute einfach erschießen!«
Auf dem Rückweg nach London dachte Juliet voller Mitgefühl an den geplagten Besitzer. Auch wenn sie nicht ohne Verständnis für die Bedürfnisse der Wanderer war und es vollkommen ablehnte, Vögel ungestört brüten zu lassen, nur um sie nach dem Flüggewerden zu schießen, so ärgerte auch sie sich über die Demonstranten. Sie waren die Ursache für einen vollkommen verschwendeten Tag. Der Texaner hatte außer Frage nicht das geringste Interesse daran, ein Grundstück mit einem schwelenden Streit über ein Wegerecht zu erwerben. Es lag nicht daran, dass er seine Anwälte nicht damit beauftragen und eine Entscheidung zu seinen Gunsten hätte erwirken können, doch das würde in der gesamten Gegend dazu führen, dass er gleich von Anfang an unbeliebt war, und so etwas sollte man nach Möglichkeit immer vermeiden.
Trotzdem, dachte Juliet, der gegenwärtige Besitzer war ein armer, geplagter Bursche. Ganz allein in diesem großen, düsteren Haus. Wahrscheinlich hat er nicht einmal eine Familie, die dort einziehen würde. Und wahrscheinlich konnte er sich auch kein Personal leisten, selbst wenn er Personal gefunden hätte. Der merkwürdige Butler war alles, was ihm geblieben war, und die beiden wurden in der ungemütlichen Kälte zusammen alt. Die Erbschaftssteuer wartete bereits, und das Haus musste nach seinem Tod wahrscheinlich verkauft werden. Kein Wunder, dass er es lieber bereits zu Lebzeiten abstieß und noch einen Teil des Geldes ausgab, bevor das Finanzamt die Steuer kassierte. Er könnte in ein komfortables Cottage ziehen. Er ist in der gleichen Situation wie Damaris und Florence, dachte Juliet, in genau der gleichen Situation, nur dass Fourways House ein viel kleinerer Besitz ist und nicht von vielen Morgen Moorlandschaft umgeben. Gott sei Dank haben die Oakleys keine Probleme mit ihren Mitmenschen und keine Wanderer, die ihre Verkaufsbemühungen torpedieren!
Es war bereits spät, als sie nach Hause kam, und als Erstes ließ sie sich ein heißes, entspannendes Bad ein. Danach bereitete sie ihr Abendessen. Nach diesem grässlichen Mittagessen benötigte sie eine anständige Mahlzeit. Es ging bereits auf elf Uhr zu, und sie stand im Begriff, sich zum Schlafen hinzulegen, als ihr der Anrufbeantworter einfiel, den sie an diesem Morgen eingeschaltet hatte. Besser, wenn sie noch einmal nachsah, ob jemand eine Nachricht für sie hinterlassen hatte.
Es gab drei. Die beiden ersten waren Routine. Der dritte jedoch vertrieb innerhalb einer Sekunde jeden Gedanken an Schlaf aus Juliets Kopf.
Eine zitternde Stimme, erfüllt von Angst und Entsetzen, die sie kaum als die von Damaris Oakley erkannte.
»Juliet …?«, fragte sie.
»Bitte gehen Sie ran, wenn Sie da sind. Ich komme nicht richtig zurecht mit diesen Maschinen. Oh, Sie sind also nicht zu Hause … Bitte setzen Sie sich mit uns
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