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Mord Wirft Lange Schatten: Mitchell& Markbys Dreizehnter Fall

Mord Wirft Lange Schatten: Mitchell& Markbys Dreizehnter Fall

Titel: Mord Wirft Lange Schatten: Mitchell& Markbys Dreizehnter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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rollte an den Demonstranten vorbei. Hinter ihr schloss sich die Mauer, und als sie vor dem Haus angekommen war und den Motor abgestellt hatte, um aus dem Wagen zu steigen, hörte sie erneut den misstönenden Sprechgesang, durchsetzt von schrillem Hundegebell. Ihre Ankunft war im Innern des Hauses nicht unbemerkt geblieben. Die Vordertür wurde einen Spaltbreit geöffnet. Juliet trat näher, und die Tür wurde weiter geöffnet, gerade weit genug, dass sie sich durch den Spalt drücken konnte, was sie denn auch tat. Hinter ihr wurde die Tür sofort wieder geschlossen, und sie sah sich einem wütenden alten Mann gegenüber. Unsicher, ob er der Besitzer oder eine Art Butler war, zögerte sie zunächst und löste das Problem dann dadurch, dass sie sich vorstellte.
    »Mein Name ist Juliet Painter. Ich habe Sie angeschrieben.«
    »Sie werden erwartet, Miss«, sagte der Butler (als der er sich erwies).
    »Wenn Sie bitte so freundlich wären und mir folgen würden?« Er führte sie durch ein Labyrinth kühler Korridore und über eine Treppe zu seinem Arbeitgeber, der hinter einem Vorhang im ersten Stock stand und mit einem Ausdruck auf das Geschehen vor seinem Tor starrte, als würde ihn jeden Augenblick der Schlag treffen.
    »Sie haben sich einen sehr unpassenden Tag für Ihr Kommen ausgesucht«, begrüßte er Juliet.
    »Sehen Sie sich das an! Es ist wie bei der verdammten Französischen Revolution! Horden von Pöbel, der in weinerlichem Ton seine Rechte verlangt!« Er starrte Juliet aus blutunterlaufenen Augen an.
    »Und was ist mit meinen verdammten Rechten, eh? Was ist mit meinen Rechten?« Er rang schwer atmend nach Luft, bevor er hinzufügte:
    »Möchten Sie, dass ich Ihnen jetzt das Haus zeige?« Juliet war nicht sicher, ob sie es wollte. Allerdings war sie nun schon bis hierher gefahren und hatte den Mob von sans culottes draußen vor dem Tor gemeistert, und so konnte sie genauso gut bleiben und das Haus besichtigen, auch wenn sie inzwischen eine ziemlich genaue Vorstellung von dem hatte, was sie vorfinden würde. Wie erwartet, war das Haus ein Mausoleum aus edwardianischem Mobiliar und grässlichen Jagdtrophäen. Hirschgeweihe reihten sich an den Wänden der Korridore, und eine mottenzerfressene Sammlung ausgestopfter Vögel und kleiner Säugetiere starrte sie aus gläsernen Knopfaugen an, als sie vorbeikam. Porträts von hochnäsig dreinblickenden Ahnen hingen an rauchgeschwärzten Wänden, und obwohl es ein milder Tag im Frühsommer war, herrschte in jedem Winkel des Hauses eine Eiseskälte. Nach der Inspektionstour wurde sie zu einem Mittagessen eingeladen, das der immer noch wütend dreinblickende Butler servierte, unter den bohrenden Blicken bärtiger Gesichter, die an den Fenstern erschienen. Es war keine besondere Mahlzeit; klumpige, grüne Gemüsesuppe, Scheiben harten, alten Brotes und ein Stück Käse, das so vertrocknet und von Rissen durchsetzt war, dass es Juliet an eine Felsformation aus der Eiszeit erinnerte. Juliet vermutete, dass der ältliche Butler zugleich der Koch war. Der Wein andererseits war ganz ausgezeichnet und kam aus einer verstaubten Flasche, die bei einer Auktion sicherlich einen hohen Preis erzielt hätte. Obwohl Juliet normalerweise mittags keinen Alkohol trank, ganz besonders nicht, wenn sie geschäftlich unterwegs war, ließ sie sich zu einem zweiten Glas hinreißen. Teilweise, weil man nicht ablehnend die Nase rümpfte, wenn man einen alten Wein serviert bekam, und teilweise, weil sie spürte, dass ihr am Nachmittag noch einiges bevorstand und sie sich Mut antrinken wollte. Nach dem Essen gingen sie nach draußen, um das Grundstück zu besichtigen. Juliet litt inzwischen unter heftigen Verdauungsbeschwerden vom Käse, der auf eine Weise immer wieder Erinnerungen an seine Anwesenheit in ihrem Magen nach oben steigen ließ, die sie verlegen machte – doch ihr Gastgeber schien nichts davon zu bemerken. Seine Aufmerksamkeit war allerdings auch abgelenkt. Überall entlang dem Weg wurden sie von Wollmützen tragenden Personen beiderlei und gelegentlich unbestimmbaren Geschlechts belästigt, die hinter Mauern, Büschen und aus Gräben hervorkamen … nur aus dem Himmel fielen sie nicht. Sie schwenkten immer noch Transparente und streckten Juliet und dem Eigentümer alte Karten hin, die ihrer Meinung nach bewiesen, dass ein Wegerecht existierte. Sie waren ernsthaft bemüht, Juliet und den Eigentümer in ein Gespräch zu verwickeln. Schließlich wollten sie nichts weiter, sagten sie, als

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