Mord Wirft Lange Schatten: Mitchell& Markbys Dreizehnter Fall
über ihnen, die Hände in die Hüften gestemmt, und wartete. Als sie sah, dass sie Markbys und Merediths Interesse geweckt hatte, fuhr sie fort:
»Ich bin die Wirtin hier, Dolores Forbes. Und Sie«, sagte sie an Markby gerichtet,»Sie sind Superintendent Markby. Ich kenne Sie.«
»Ja, ja, die Leute kennen mich«, sagte Markby resigniert.
»Ich hab Ihr Bild in der Zeitung gesehen«, informierte Dolores ihn.
»Und im Fernsehen waren Sie auch, in den Lokalnachrichten. Ich hab ein gutes Gedächtnis für Gesichter. Ich vergesse nie das Gesicht von einem, der Scherereien gemacht hat.« Bevor Markby sich erkundigen konnte, welche Art von Scherereien er Dolores Forbes denn unbeabsichtigt gemacht hätte, deutete die Wirtin auf ein Schild über der Theke.
»Sehen Sie das? Hausverbot in einem Pub – Hausverbot in allen. Sämtliche Pubs in dieser Gegend arbeiten nach diesem Prinzip. Ich hatte noch nie Schwierigkeiten in meinem Lokal. Sobald ich einen von diesen jungen Hooligans hereinkommen sehe, schicke ich ihn mit Sack und Pack zurück auf die Straße, und dann telefoniere ich rum und informiere die anderen Pubs in der Gegend. Diese kleinen Mistkerle haben keine Chance.«
»Kann ich mir gut vorstellen«, sagte Markby respektvoll.
»Ich bin froh, das zu hören.« Dolores beugte sich vor, ein alarmierendes Manöver, bei welchem ihr großer Busen sein Gravitationszentrum verlagerte und drohte, sie der Länge nach quer über den Tisch zwischen Markby und Meredith fallen zu lassen.
»Miss Oakley«, sagte sie in einem Tonfall, den sie wahrscheinlich für ein vertrauliches Flüstern hielt,»Miss Oakley war hier und hat mich gebeten, ihn zu verköstigen, diesen Burschen. Er ist wohl eine Art Verwandter oder so. Ist einfach aus dem Nichts aufgetaucht wie ein falscher Fuffziger. Meiner Meinung nach kann er gerne wieder dahin verschwinden, wo er hergekommen ist. Wie ich schon sagte, ich habe einen sechsten Sinn für Kerle, die Schwierigkeiten machen, und er ist so einer!« Nachdem sie diese Feststellung von sich gegeben hatte, richtete sie sich zur großen Erleichterung ihrer beiden Zuhörer wieder auf und fragte in freundlichem Ton:
»Möchten Sie die Speisekarte sehen?« Sie nahm Jans leer gegessenen Teller und räumte ab. Augenblicke später wurden zwei Speisekarten vor ihnen auf den Tisch geworfen. Meredith blickte sich im Lokal um, das sich in der Zwischenzeit ein wenig mehr gefüllt hatte, ohne dass die Stimmung besser geworden wäre. Sie hatte das Gefühl, als duckten sich die Gäste förmlich. Dolores verstand keinen Spaß, so viel stand fest, und sie schien auch keinen Sinn für Ausgelassenheit und fröhliche Gäste zu besitzen.
»Möchtest du wirklich hier essen? Können wir nicht woanders hin?«, fragte Meredith leise mit einem verstohlenen Blick auf die üppige Gestalt der Wirtin hinter dem Tresen, die gerade einem anderen glücklosen Gast ihre entschiedene Meinung über irgendetwas verkündete.
»Nein, nicht wirklich – aber wie kommen wir hier weg? Sie wird es bemerken.« Markby verzog das Gesicht.
»Sie wird uns als Abtrünnige brandmarken.«
»Wir könnten jetzt rausschleichen – sieh nur, sie ist in die Küche gegangen.«
»Schnell, bevor sie zurückkommt!« Sie hasteten aus dem Pub wie zwei Kinder, die wissen, dass sie etwas angestellt haben, für das sie später noch Ärger bekommen würden.
»Aha!«, kam Juliets Stimme zornig durch den Hörer.
»Es tut mir Leid, dass Alan diese Haltung einnimmt, und ich muss gestehen, ich bin überrascht. Ich hätte erwartet, dass er Jan sagt, er soll sich trollen.«
»Alan hat alles getan, was in seiner Macht steht – er hat ihm gezeigt, dass ihm die Oakleys nicht gleichgültig und dass sie alte Freunde sind. Jan weiß jetzt, dass Alan bei der Polizei ist. Das dürfte ihn nicht kalt lassen«, verteidigte Meredith Alans Position.
Von der anderen Seite der Leitung kam ein Schnauben.
»Nun ja. Wenn Alan nichts unternehmen will, dann liegt es an Ihnen und an mir.«
»Wieso an mir?«, fragte Meredith verblüfft.
»Ich habe meinen Teil getan.« Doch so einfach ließ man sie nicht davonkommen.
»Und jetzt können Sie noch einen Teil mehr tun. Hören Sie, Jan hält große Stücke auf Sie. Er redet ununterbrochen von Ihnen. Er nennt Sie die erste freundliche Person, der er in England begegnet ist. Glauben Sie mir, Sie haben großen Eindruck auf ihn gemacht! Er wird auf nichts von dem hören, was ich ihm zu sagen habe, weil er weiß, dass ich geschäftlich mit den
Weitere Kostenlose Bücher