Mord Wirft Lange Schatten: Mitchell& Markbys Dreizehnter Fall
seinen frühen Arbeitsbeginn extra so eingerichtet, dass er am Ende des Tages früh Schluss machen konnte. Was war so dringend, dass es zwischen Fuller und die jüngste Konzertaufführung kommen konnte?
»Er wartet auf Sie«, sagte die Sekretärin. Sie schien zu wissen, dass dieser Vorgang unerhört war, und fügte wie zur Entschuldigung hinzu:
»Es ist sehr wichtig, Sir. Dr. Painter ist ebenfalls hier.«
Markby sagte ihr, dass er in Kürze dort sein würde, und legte den Hörer zurück. Es musste um Jan Oakley gehen – doch warum schickte Fuller ihm keinen schriftlichen Bericht wie üblich? Was war so dringend an dieser Sache?
Mit düsteren Vorahnungen machte er sich auf den Weg. Wenn es einen Aspekt an diesem Fall gab, den er weniger mochte als alles andere, dann war es der Besuch beim Leichenbeschauer. Damals, als es zu seinen Aufgaben gehört hatte, war das verständlich gewesen. Heute hatte er diese wenig beneidenswerte Aufgabe an andere delegiert. Trotzdem fühlte er immer noch Unbehagen, wenn er in die Nähe des Leichenschauhauses kam. Er wusste, dass er inzwischen an den Anblick zerschnittener Leichen und abscheulicher Einzelteile in Einmachgläsern gewöhnt sein müsste. Doch er hatte sich nie daran gewöhnt und würde es niemals tun. Er konnte nicht anders, als die traurigen menschlichen Überreste als Individuen zu betrachten. Er hoffte, dass es immer so bleiben würde. Wenn sie erst aufhörten, echte Personen für ihn zu sein, dann war es an der Zeit, in den Ruhestand zu gehen.
Fuller war ganz und gar nicht sein übliches gut gelauntes Selbst, und was Geoffrey Painter anging, so hatte Markby ihn noch nie so betreten gesehen.
»Gut, dass Sie noch gekommen sind, Alan«, begrüßte er Markby und schüttelte ihm die Hand.
»Es hätte zwar warten können bis morgen, aber ich hielt es für das Beste, wenn … unter den gegebenen Umständen …«
Markby hob die Augenbrauen.
»Kaffee!«, verkündete Fuller forsch, doch seine Stimme klang entschieden hohl.
»Ich suche jemanden, der uns Kaffee bringt. Ich glaube nicht, dass meine Sekretärin schon nach Hause gegangen ist.« Er griff nach seinem Telefon.
»Danke sehr.« Es herrschte betretenes Schweigen, bis der Kaffee eintraf. Als Fullers Sekretärin wieder gegangen war, brachte Markby den Ball ins Rollen.
»Nun, was kann ich für Sie tun, nun da ich hier bin? Ich nehme an, es geht um Oakley?«
»Sie wissen natürlich schon Bescheid darüber«, sagte Fuller mit unüberhörbarer Erleichterung. Er war ein kleiner, stämmiger Mann mit sandfarbenem Haar und runden dunklen Augen. Markby fühlte sich stets an einen Hamster erinnert, insbesondere dann, wenn Fuller ihn – wie jetzt – mit einer Mischung aus Misstrauen und Interesse beobachtete, während er die pummeligen Hände vor dem Bauch verschränkt hielt.
»Ich weiß, was in den Akten steht, und das ist bisher nicht gerade viel. Wir warten auf den Obduktionsbericht von Ihnen.«
»Ich musste einen Kollegen herbeirufen«, sagte Fuller hastig und nickte in Geoffrey Painters Richtung.
»Ich bin kein Experte für Gift. Ich habe die äußeren Anzeichen erkannt, logisch, aber das ist alles. Die Entfärbung der Haut, die muskulären Spasmen vor dem Einsetzen des Todes, das Erbrechen und die Schäden am Magengewebe, nachdem ich ihn aufgeschnitten habe. Ich habe die Proben unverzüglich zu Dr. Painter geschickt.« Fuller lehnte sich zurück, und seine Körpersprache drückte aus, dass er seinen Teil gesagt hatte und von nun an zu schweigen gedachte.
»Als ich hörte, wer der Tote war«, sprang Geoffrey ein,»ließ ich alles andere stehen und liegen und konzentrierte mich auf die Proben, die Fuller mir geschickt hat. Es dauerte gar nicht lange. Ich habe es geprüft und gegengeprüft, weil ich meinen Augen nicht trauen wollte.« Er atmete tief durch.
»Arsen.«
»Arsen?« Markby brüllte fast.
»Sind Sie absolut sicher?«
»Absolut vorsintflutlich«, kommentierte Fuller und klappte den Mund wieder zu.
»Selbstverständlich bin ich absolut sicher!« Geoffrey klang weniger ärgerlich als verzweifelt.
»Ich nehme an, meine Analyse wurde durch die Tatsache beschleunigt, dass wir erst ein paar Tage vorher über Arsen gesprochen hatten, bei uns zu Hause, bei unserer Einweihungsparty, Alan. Aber genau das macht die Sache auch so verdammt schwierig! Wir waren alle dort und haben nicht nur über Arsen geredet, sondern auch über die Oakley-Schwestern. Meine Schwester wurde von ihnen beauftragt, beim Verkauf
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