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Mord zur Bescherung

Mord zur Bescherung

Titel: Mord zur Bescherung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean G. Goodhind
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Ich gehe einkaufen.«
    Sie flitzte aus dem Hotel. Er stand da und schaute hinter ihr her, und sein Gesichtsausdruck war zu finster, um nur auf Enttäuschung zurückzuführen zu sein. Er war nicht enttäuscht, er war wütend.
    Das Green River Hotel mischte sich grundsätzlich nicht ins Privatleben seiner Gäste ein, und Lindsey hatte sicherlich nicht die Absicht, damit jetzt anzufangen. Sie trat rasch wieder hinter den Empfangstresen und fühlte sich gleich sehr viel besser.
    Mary Jane allerdings war von Geburt an neugierig. Sie konnte einfach nicht anders.
    Wie der Erzengel, der den Eingang zum Paradies bewacht, stand sie statuengleich zwischen Longborough und der Tür.
    »Kennen wir uns schon?«, fragte sie ihn.
    Diese Frage hatte Lindsey nicht erwartet. Nach Longboroughs Gesichtsausdruck zu urteilen, war er genauso überrascht. Die Frage schien ihn völlig aus der Bahn zu werfen.
    »Was?«
    »Ihr Gesicht kommt mir irgendwie bekannt vor«, sagte Mary Jane, die Augen halb geschlossen, während sie sich mit dem Daumen und dem Zeigefinger übers Kinn strich, als versuchte sie, sich daran zu erinnern, wo sie dem jungen Mann schon einmal begegnet war.
    »Ich wüsste nicht, wo ich Sie kennengelernt haben sollte, Mrs. …?«
    »Mary Jane Porter. Ich bin aus den Vereinigten Staaten. Genauer gesagt, aus Kalifornien.«
    »Darauf wäre ich nie gekommen«, erwiderte er. Sein Sarkasmus war zwar gezügelt, aber doch deutlich zu spüren.
    »Ja, ja … Ich habe das bestimmte Gefühl, Sie schon einmal irgendwo gesehen zu haben. Sind Sie hier aus der Gegend?«
    »Wie?«
    Es war offensichtlich, dass er an ihr vorbeiwollte, aber bei jedem Schritt, den er zur Seite machte, bewegte sie sich sofort in die gleiche Richtung und versperrte ihm erneut den Weg. Links, rechts, links, rechts.
    »Die Familie meines Vaters stammt aus London. Genauer gesagt aus Tottenham.«
    »Das hatte ich erwartet.«
    »Die Familie meiner Mutter kommt hier aus dieser Gegend.«
    »Ach, wirklich?«
    Jetzt schaute Mary Jane ihn sehr konzentriert an, und er hatte überhaupt keine Chance mehr, die Tür zu erreichen.
    »Entschuldigung. Kann ich mal vorbei? Ich möchte meine Freundin einholen. Sie braucht mich.«
    »Sie sah ziemlich bestürzt aus. Ich denke nicht, dass sie das jetzt gebrauchen kann – so bestürzt zu sein, meine ich.«
    »Ehrlich gesagt, das geht Sie einen feuchten Kehricht an.«
    »Wie hieß Ihre Mutter mit Mädchennamen?«
    Er würde nicht an Mary Jane vorbeikommen, wenn die das nicht wollte. Sie hatte den Vorteil, groß und schlaksig zu sein. Sie konnte viel Raum einnehmen.
    Longborough funkelte sie wütend an, hatte seine langen Hände wie Klauen in die schmalen Hüften gestützt. Er sah nicht gerade begeistert aus.
    »Also. Obwohl es Sie eigentlich nichts angeht: Meine Mutter war eine Reynolds, und ihre Familie lebt schon seit Urzeiten hier. Okay? Sind Sie jetzt zufrieden?«
    Mary Jane riss vor Überraschung die Augen weit auf. »Wirklich? Das ist aber mal was!«
    Die Miene des jungen Mannes erstarrte. Es war, überlegte Lindsey, als hätte Mary Jane, das hoteleigene Medium, ein finsteres Familiengeheimnis angedeutet. Worin es auch immer bestehen mochte, Longborough schlängelte sich mit Höchstgeschwindigkeit an ihr vorüber und flitzte zur Tür hinaus.
    »Ich komme wieder«, rief er ihr noch über die Schulter zu.
    Mary Jane stützte einen Ellbogen auf den Empfangstresen, nestelte an dem puscheligen rosa Hut herum, den sie trug, und runzelte nachdenklich die Stirn.
    »Woher kennst du ihn denn?«, erkundigte sich Lindsey.
    Mary Jane richtete sich auf und klatschte mit einer langen, knochigen Hand auf die Tischplatte. »Ich habe ihn selbst nie kennengelernt, aber ich habe ein Ölgemälde von einer Vorfahrin seiner Mutter gesehen. Er ähnelt ihr sehr. Ich weiß auch, dass eine der Vorfahrinnen seiner Mutter für den Tod eines guten Mannes verantwortlich war. Man hatte diesen Mann des Mordes angeklagt, und er wurde zum Tod durch den Strang verurteilt. In Wahrheit hatte er zur fraglichen Zeit in ihren Armen gelegen, hat dies aber niemals verraten. Anscheinend war sie die Frau seines besten Freundes. Nach der Hinrichtung besuchte sie immer wieder, in einen langen schwarzen Schleier gehüllt, sein Grab. Das tat sie ihr Leben lang – und auch danach.«

Acht
    Die Weihnachtsfeiern liefen wunderbar. Im Restaurant waren über siebzig Leute, die sich blendend amüsierten und zwischen den Tischen und der Bar hin und her wuselten.
    Honey hatte ein paar

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