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Mord zur Bescherung

Mord zur Bescherung

Titel: Mord zur Bescherung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean G. Goodhind
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der Besuch bei der Bank gar nicht so übel verlaufen. Abgesehen von dem Gefasel über die Equity-Broker hatte sie dem Filialleiter versichert, dass die Einnahmen jetzt in der Weihnachtszeit sehr gut aussahen. Sie hatte noch hinzugefügt, dass auf ihrem Geschäftskonto mindestens bis Ostern schwarze Zahlen garantiert waren. Die wie aus dem Ei gepellte Dame am Schalter spitzte gewöhnlich misstrauisch die Lippen, wenn Honey ihr solche Märchen erzählte. Stattdessen hatten sich ihre üppigen Lippen zu einem zögerlichen Lächeln verzogen. »Das glaube ich gern, Mrs. Driver.«
    Honey hatte ihr gedankt und im Stillen die Vorweihnachtszeit gesegnet, die alle Menschen so milde zu stimmen schien. Auf dem Heimweg hatte sie Gott versprochen, zumindest in der Christmette vorbeizuschauen. Es konnte nicht schaden, sich auch bei Ihm zu bedanken.
    »Hat sich was Neues ergeben?«, erkundigte sie sich bei Doherty. Sie bezog sich damit natürlich auf den Mordfall.
    Doherty trat von einem Fuß auf den anderen und wollte gerade antworten, als sich ihnen eine Politesse näherte.
    »Ist das Ihr Auto?«
    Doherty zückte seinen Dienstausweis. »Polizeiliche Untersuchung.«
    Die Politesse schniefte und machte sich auf zu neuen Jagdgründen. Ein Stück die Straße entlang stiegen gerade zwei alte Damen umständlich aus einem Auto. Hoffentlich hatten sie eine Behindertenplakette. Wenn nicht, dann würde ihnen der Tag gründlich verdorben werden. Politessen sind nicht für vorweihnachtliche Milde bekannt. Sie sind nur großzügig, wenn es ums Verteilen von Strafzetteln und um möglichst hohe Einkünfte für den Stadtsäckel geht. Speziell in dieser Jahreszeit, wenn die Stadt voller Menschen war, die ihre letzten Weihnachtseinkäufe machten, und jeder Parkplatz besetzt war, waren Politessen in ihrem Element.
    Plötzlich drückte Doherty Honey einen schmatzenden Kuss auf die Wange.
    »Oh, das war aber nett.«
    »Ich habe einen gewissen Ruf, was das Küssen betrifft.«
    Meine Güte, manchmal konnte er so selbstzufrieden daherreden.
    »So leidenschaftlich war’s nun auch wieder nicht.«
    »Wir befinden uns in der Öffentlichkeit. Ich bin hier, um dich zu fragen, was du dir zu Weihnachten wünschst.«
    Eine ganze Reihe von Dingen huschten Honey durch den Kopf. An erster Stelle stand Dohertys sportgestählter Körper, aber den würde sie wahrscheinlich ohnehin bekommen. Einige andere Möglichkeiten tauchten etwas weiter unten auf ihrem Wunschzettel auf, aber keine war so verlockend.
    Sie spielte sein Spiel mit.
    »Na ja, du kennst den alten Song, dass Diamanten der beste Freund eines Mädchens sind.«
    Er grinste. »Daran hatte ich auch gedacht, aber dann ist mir eingefallen, wie hoch die laufenden Kosten eines Hotels sind, besonders die Versicherungsprämien. Du würdest es bestimmt nicht zu schätzen wissen, wenn ich dir Diamanten kaufe. Viel zu teuer – versicherungstechnisch gesehen.«
    »Das entbehrt nicht einer gewissen Logik. Aber was ist mit dir? Was wünschst du dir?«
    Sein Grinsen verzog sich zu einer Grimasse, doch dann setzte sich auf seinem coolen attraktiven Gesicht der ernsthafte Polizist durch.
    »Privat hätte ich am Weihnachtsmorgen gern dich, von Kopf bis Fuß mit Brandycreme bestrichen.«
    »Ich bin aber eine ziemlich große Portion. Da brauchst du eine große Zunge.«
    Sie konnten den Blick nicht voneinander wenden.
    Honey schüttelte den Kopf und lächelte. Diesen Gedanken wollte sie jetzt lieber nicht weiterverfolgen.
    Doherty fuhr fort, wo er angefangen hatte.
    »Beruflich gesehen, möchte ich gern herausfinden, wer Scrimshaw an seinen Schreibtisch genagelt hat, nachdem er ihn umgebracht hatte.«
    » Nachdem er ihn umgebracht hatte?« Honeys Augenbrauen schossen in die Höhe.
    »Er ist vergiftet worden.«
    »Ehe man ihn erstochen hat?«
    »Ja, und dazwischen hat man ihn noch erstickt.«
    »Das nenne ich gründliche Arbeit. Was hat ihn wirklich umgebracht?«
    »Das Gift hat zuerst gewirkt. Er war wohl schon halbtot, als man ihn erstickte, und völlig hinüber, als man erst das Messer und dann den Brieföffner ins Ohr stieß.«
    Honey wusste inzwischen genug über die Arbeit der Forensik. Das Herz des Ermordeten hatte wohl bereits nicht mehr geschlagen, als das Messer sein Trommelfell durchbohrte. Deswegen hatte es nur relativ wenig Blut gegeben.
    »Jemand wollte ganz sicher gehen?«
    »Ich denke schon. Der Täter muss Scrimshaw sehr gehasst haben, wenn er sich solche Mühe gemacht hat, dafür zu sorgen, dass er wirklich tot

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