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Mord zur Bescherung

Mord zur Bescherung

Titel: Mord zur Bescherung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean G. Goodhind
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haben sie jedenfalls zu mir gesagt. Ob es die Wahrheit war, ist noch nicht raus.«
    Nun fiel Doherty nichts mehr ein. Er bedankte sich bei Lindsey und ging mit Honey Kaffee trinken.
    Lindsey wartete, bis die beiden fort waren, ehe sie das tat, was sie sich vorgenommen hatte. Sie schaute sich um, ob auch wirklich sonst niemand da war. Dann leerte sie den Schlüsselkasten. Es waren nur drei Schlüssel drin. Mühelos fand sie, was sie wollte, Nummer sechsunddreißig, den Schlüssel zu Jake Truebodys Zimmer.
    Anna war von ihrer Ruhepause zurück und übernahm den Dienst am Empfang. Den Schlüssel in der Hand verborgen, brachte Lindsey eine Entschuldigung vor, um nach oben gehen zu können.
    »Ich will noch mal überprüfen, ob wir genug Bettwäsche und Tischwäsche für die Feiertage haben«, erklärte sie.
    Es war eine fadenscheinige Ausrede, und Anna schaute ein wenig überrascht. Sie waren die Wäscheliste zusammen durchgegangen. Es war alles in Ordnung gewesen. Wie Lindsey befürchtet hatte, bekam Anna Lindseys Worte in den falschen Hals.
    »Ich habe aber alles richtig gemacht. Ehrlich«, beteuerte Anna, und es klang, als sei sie den Tränen nah.
    »Das weiß ich«, erwiderte Lindsey beruhigend. »Aber ich vielleicht nicht. Ich bin gleich wieder da.«
    Sie schaute sich nicht noch einmal um, damit Anna ihr schuldbewusstes Gesicht nicht sah. Nicht wegen der kleinen Lüge, sondern wegen der Sache, die sie jetzt vorhatte.
    Jake Truebody hatte sich geweigert, sich fotografieren zulassen. Da blieb ihr nur noch die Möglichkeit, sich seinen Pass auszuleihen. Das Foto ließ sich hoffentlich gut einscannen, aber garantieren konnte man das nie.
    Auf dem Flur im ersten Stock war alles ruhig. Lindsey schaute sich noch einmal um. Niemand. Außer dem Fernseher in Mary Janes Zimmer war nichts zu hören. Mary Jane gab nie zu, dass sie ein wenig schwerhörig war. Sie schlief oft ein, während der Fernseher noch in voller Lautstärke plärrte. Sonst war das ziemlich ärgerlich, aber heute war Lindsey geradezu dankbar für den Krach.
    Niemand bekam jetzt mit, wie sie den Schlüssel ins Schloss steckte und umdrehte. Niemand konnte die Tür quietschen hören, als sie sie nun aufschob. Trotzdem ging sie vorsichtig zu Werke – sehr vorsichtig.
    Das Zimmer lag im Dunkeln. Die Vorhänge waren zugezogen. Wenn sie etwas über diesen Mann herausfinden wollte, musste sie entweder die Vorhänge aufziehen oder das Licht anschalten. Sie entschied sich für das Zweite.
    Auf dem zusammenklappbaren Kofferständer stand nur eine große braune Reisetasche. Wenn man bedachte, dass der Herr den Atlantik überquert hatte, reiste er wirklich mit leichtem Gepäck.
    Lindsey suchte nach seinem Pass, konnte ihn aber nicht finden. Er hatte ihn wohl mitgenommen. Er hatte sich ja mit einem Pass als Professor Jake Truebody ausgewiesen. Sie hatte ihn persönlich eingecheckt und sich die Nummer notiert.
    Aber seine Schwester hatte ihn als vermisst gemeldet.
    Sie dachte daran, seiner Schwester noch mitzuteilen, dass ihr Bruder Weihnachten in einem Hotel in Bath verbrachte. Noch nicht, beschloss sie. Nicht, bevor sie sich völlig darüber im Klaren war, wer er war und warum er hier war.
    In der Reisetasche befanden sich keine verräterischenPapiere, keine Zeitungsausschnitte, keine mit »streng vertraulich« oder »FBI« gestempelten Akten (dieser Verdacht war ihr kurz durch den Kopf gegangen). Ihr Vater war reich gewesen und hatte mit verschiedenen Unternehmen Handel getrieben. Reiche Leute waren nicht immer ehrlich. Es war also nicht völlig von der Hand zu weisen, dass die amerikanischen Bundesbehörden einen ungeklärten Kriminalfall wieder aufgenommen hatten, in den Carl Driver irgendwie verwickelt gewesen war. Sie musste es einfach herausfinden. Nur ein Notebook lag noch im Zimmer.
    Es kribbelte Lindsey in den Fingern, diesen Computer einzuschalten und sich einzuloggen. Aber würde ihr das überhaupt gelingen? Wahrscheinlich würde es Ewigkeiten dauern, bis sie das richtige Passwort gefunden hatte. Sollte er beim FBI sein, dann würde es wahrscheinlich eine Vorkehrung geben, die Dritte nicht nur daran hinderte, sich einzuloggen, sondern die auch den Versuch aufzeichnete. Das konnte sie nicht riskieren. Nicht, ehe sie mehr über ihn herausgefunden hatte. Nur eines wusste sie mit Sicherheit: Mit hundertprozentiger Gewissheit war dieser Mann kein Geschichtsprofessor.

Achtzehn
    Honey führte Doherty ins Speisezimmer, wo noch Kartons voller Knallbonbons auf den

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