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Mord zur Bescherung

Mord zur Bescherung

Titel: Mord zur Bescherung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean G. Goodhind
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konnte selbst ein Lied davon singen, wie es war, so eine Frau Mama zu haben.
    Sie bemerkte, dass Lindsey die Kamera in der Hand hielt. Sie vermutete, dass ihre Tochter versuchte, ein Foto von Jake zu machen. Der Professor wollte davon nichts wissen. Honey sah, wie sein Mund ein »Nein« formulierte, hörte ihn lautstark protestieren.
    »Nein!«
    Lindsey schien schließlich zu akzeptieren, dass er sich nicht fotografieren lassen wollte. Sie wirkte enttäuscht. Jake Truebody ließ das völlig kalt. Auf seiner Miene lag ein selbstbewusster, ja beinahe siegessicherer Ausdruck.
    Honey blieb lieber unentdeckt und verdrückte sich über eine kurze Gasse, die von dem Hauptweg abzweigte. Sie war schmal und verlief zwischen den Gebäuden, die hier so eng standen, dass man sich beinahe wie eingequetscht vorkam. Aber sie würde auch so zu Johns Buchladen kommen – auf einem Umweg, das ging heute eben nicht anders.

Zwanzig
    Lindsey hatte sich alle Mühe gegeben, ein Foto von Jake zu machen, aber er wollte es einfach nicht zulassen.
    Er schaute gerade zu einem Geschwader von Staren hinauf, das hoch oben auf einer steinernen Brüstung hockte.
    »Das ist alles wie aus einem Roman von Dickens«, merkte er laut an. Seine Stimme hallte von dem alten Gemäuer ringsum wider.
    Die lauten Worte ließen die Stare auf den Simsen unruhig mit den Flügeln schlagen. Einige warfen ein wenig Ballast ab. Jake Truebody konnte gerade noch rasch ausweichen.
    Lindsey Driver las in ihrem Stadtführer nach. »Das Gebäude stammt aus einer Zeit lange vor Königin Viktoria. Vor Jahren war es noch eines der Inns of Court.«
    »Teufel noch eins, was Sie nicht sagen! Was heißt das denn?«
    Lindsey war nicht sonderlich überrascht über seine Unwissenheit und schaute ihn mit leerem Gesichtsausdruck an. Hinter ihrer Stirn arbeitete es allerdings heftig.
    »So nennt man die Gebäude, in denen Anwälte ihre Büros haben.«
    Er stand mit den Händen in den Taschen da und schaute nach oben, vorgeblich immer noch an den Staren interessiert.
    »Ach, wirklich?« Er lächelte sie an. »Sie sind ein schlaues Kind.«
    »Ich bin kein Kind.«
    »Es sollte keine Beleidigung sein. Sie haben so ein jugendliches Aussehen. Das sollte Sie freuen. Dann sehen Sie bestimmtsogar im Alter noch jung aus. Das ist doch nicht schlecht, oder?« Sein Tonfall und sein Lächeln hätten jede Großmutter völlig umgarnt. Lindsey hegte den Verdacht, dass er das auch bei ihr versuchte, aber da hatte Jake Truebody Pech. Er würde auf Granit beißen, ahnte es nur noch nicht.
    Sie warf ihm ein kleines Lächeln zu. »Vielen Dank.«
    Die Durchsuchung seines Zimmers hatte nicht den gewünschten Erfolg gebracht. Die Information über den wirklichen Mann hinter dem Namen – und sie war sich ziemlich sicher, dass Truebody nicht sein richtiger Name war – steckte in dem Notebook, das er im Zimmer aufbewahrte. Da war sie sich gewiss.
    Im Grunde konnte er ihr so gut wie alles über Carl Driver erzählen. Sie hatte ihren Vater nicht lange und nicht sonderlich gut gekannt. Die meisten Einzelheiten hatte sie aus zweiter Hand – von anderen Leuten und Verwandten, zumeist jedoch von ihrer Mutter.
    Und dann war der Professor ausgerechnet kurz vor Weihnachten aufgetaucht. Warum gerade jetzt? Und warum hier? Warum hatte er sich ausgerechnet sie und ihre Mutter ausgesucht? Und warum war sie so freundlich gewesen, ihm eine Stadtführung anzubieten?
    Gut, er hatte sie am Anfang interessiert, weil er ihren Vater kannte. Außerdem hatte sich gerade der Polizist über die Verlobung ihrer Mutter mit Steve Doherty verplappert, und sie war deswegen ein bisschen eingeschnappt. Darum hatte sie die Verabredungen mit dem Professor eingehalten. Erstens wegen seiner Verbindung zu ihrem Vater und zweitens, um ihre Mutter zu ärgern, weil die ihr nichts von der Verlobung mit Doherty erzählt hatte. Nicht, dass es ihr wirklich was ausmachte – eigentlich machte es ihr überhaupt nichts aus. Sie verspürte nur das Bedürfnis, sich zu beweisen,damit die beiden endlich einsahen, dass sie kein Kind mehr war.
    Jake Truebody und Lindsey stiegen jetzt die Treppe neben der Pulteney Bridge hinunter und spazierten über den Treidelpfad. Es wurde langsam dunkel, aber es waren noch viele Leute unterwegs, manche ein wenig angetrunken, andere mit Einkaufstüten beladen.
    Jake seufzte und schaute zum Himmel hinauf. »Sehen Sie sich nur all die Sterne an. Das erinnert mich an ein Weihnachtsfest in meiner Kindheit. Damals war ich sieben. Wir

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