Mord zur Bescherung
auch.«
Honey pustete in einen Ballon und hielt dann inne. »Mein Frisörbesuch war ein echter Glückstreffer.«
Er verstand das falsch und betrachtete ihr Haar. »Die haben das wirklich toll hingekriegt. Das ist doch viel besser, als Weihnachten mit einer Papiertüte über dem Kopf herumzulaufen.«
»Das habe ich nicht gemeint. Die haben dort eine gute Aussicht auf das Gebäude von Mallory und Scrimshaw. Vielleicht hat Ariadne, die wohl die Eigentümerin des Salonsist, Tallulah, das Mädchen, das mich so schön frisiert hat, einfach nur so ausgeschimpft. Vielleicht auch nicht. Sie scheint unter Verfolgungswahn zu leiden.«
»Ja, das könnte möglicherweise was zu bedeuten haben, oder eben nicht. Wir haben die Leute da schon befragt. Sergeant Catchpole, der Beamte, den ich hingeschickt habe, meinte, dass wohl niemand was bemerkt hat.«
»Tallulah hat was von einem großen und auffälligen Schmuckstück gesagt, das jemand trug und das man selbst durch den Nebel hindurch sehen konnte. Sie hat nicht gesagt, dass die Person verdächtig aussah. Sie hat nur den Schmuck bemerkt.«
Der Ballon wurde ordentlich größer, als Honey noch einmal kräftig hineinpustete.
Jenseits der Tür zum Speiseraum gingen zwei Gestalten vorbei, Lindsey und Professor Jake Truebody. Honey spürte, wie sich ihre Züge verhärteten.
Doherty folgte ihrem Blick. »Hör auf, so mit den Zähnen zu knirschen.«
»Hab ich ja gar nicht gemacht.«
»Du hast jedenfalls eine ziemlich gute Vorstellung als Medusa gegeben. Du weißt schon, die mythologische Schreckgestalt mit den Schlangenhaaren, deren Blicke die Menschen zu Stein erstarren lassen.«
»Du meine Güte!«
Sie spürte, wie Dohertys Augen auf ihr ruhten. Mit Körpersprache kannte sich Doherty bestens aus. Überhaupt mit Körpern. Punktum.
Er neigte den Kopf ein wenig zur Seite, und eine Haarsträhne fiel ihm ins Gesicht und verlieh ihm das jungenhafte Aussehen, von dem sie manchmal träumte, wenn sie ihn eine Weile nicht gesehen hatte.
Neunzehn
In Honeys Hinterkopf hielt sich hartnäckig der Gedanke, den Mord für die Werbekampagne im nächsten Jahr auszunutzen. Sie grübelte noch immer darüber nach, als sie bereits in ihrem Lieblingsauktionshaus war. Deswegen entging ihr wohl auch das hübsche Spitzenhemdhöschen aus den 1920er Jahren.
Auf dem Heimweg schaute sie bei Casper vorbei.
Caspers Hotel, das La Reine Rouge war sehr elegant und luxuriös eingerichtet. Wenn es um Repräsentation ging, dann wussten Casper und seine Freunde mit Sicherheit, wie man was Hübsches zusammenwarf. Obwohl: Zusammengeworfen wurde bei Casper und seiner Schar gutaussehender junger Männer niemals etwas. Sie wählten sorgsam aus, sie zögerten und überlegten hin und her.
Caspers große Leidenschaft waren Uhren. Bei ihm gab es keine schlichte Standuhr, die verloren irgendwo in einer Ecke stand und mit blechernem Klang die Viertelstunden schlug. Caspers Uhren waren von so edler Herkunft, dass einige von Rechts wegen in einem Banksafe oder in einem Museum hätten stehen sollen. Eine davon, ein großes Ungeheuer aus weißem Porzellan, mit Putten, Najaden und Weintrauben verziert, stammte aus dem neunzehnten Jahrhundert und war sogar auf der Pariser Weltausstellung zu sehen gewesen.
Honeys Füße versanken in den üppigen türkischen Teppichen, mit denen der Empfangsbereich ausgelegt war. Man führte sie in Caspers Büro.
Zunächst wollte er alles über den aktuellen Mordfall wissen, also erstattete sie Bericht.
»Und dann diese Sache mit den roten Nasen. Damit bin ich gar nicht einverstanden. Ich denke, da sollten Sie sich auch einschalten.«
Sie wollte ihm lieber nicht erzählen, dass sie sich bereits eingeschaltet und gründlich geirrt hatte. Erstens hatte sie einen unschuldigen Klempner verdächtigt, ein Rowdy zu sein, zweitens einen Schwimmer für den Wasserkasten einer Toilette mit einer roten Plastiknase verwechselt. Zu allem Überfluss hatte sich auch der Klempner geirrt und das Baguette, das Honey schwang, für einen Baseballschläger gehalten. Honey erinnerte sich wirklich nur sehr ungern an diesen überaus peinlichen Vorfall.
Sie versprach Casper, zu tun, was in ihrer Macht stand.
Sie erwähnte mit keinem Wort ihren Plan, sich in Zukunft auf ihre Rolle als Verbindungsfrau zur Kripo zu berufen und im Hotel Mord-Wochenenden abzuhalten.
Ja, das könnte ich anbieten, überlegte sie, als sie zu ihrem eigenen Hotel zurückspazierte. Ich könnte Vorträge über mein Leben als Verbindungsfrau
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