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Mord zur Bescherung

Mord zur Bescherung

Titel: Mord zur Bescherung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean G. Goodhind
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normal.
    »Was hat denn dieses Lächeln zu bedeuten?«, fragte Jake Truebody.
    Lindsey sog sich eine vernünftig klingende Erklärung aus den Fingern.
    »Es ist einfach die Weihnachtszeit. Da sind hier alle so gutgelaunt, nicht?«
    »Manche schon«, antwortete er. »Aber mir kommen da immer die Erinnerungen an vergangene Weihnachtsfeste. Und manche sind eher bittersüß.«
    Überall in dem winzigen Buchladen hörte man fröhliche Weihnachtswünsche. Die Fassade war nur etwa drei Meter breit, aber im Inneren schien der Laden endlos weiterzugehen, eine schmale und sehr tiefe Höhle. Eine Abteilung von Büchern folgte auf die andere, und mit jeder wurde der Laden ein wenig schmaler.
    John Rees drückte Honey einen Kuss auf die Wange und drückte ihr ein großes Glas Sherry in die Hand.
    »Harvey’s Bristol Cream«, sagte er und deutete auf das blaue Glas, das er ihr gereicht hatte. »Vom Allerfeinsten.«
    »Das habe ich schon bemerkt. Auch bei den Gläsern. Sehr schön.«
    »Bristol Blue. Ich habe sie in einem Laden in Bristol gekauft.«
    Er gab ihr ein Blätterteigpastetchen, das mit grünemKäse und einer einzelnen Krabbe verziert war. »Wie ist das Leben?«
    »Prima.«
    »Und was macht dein Polizist? Immer noch alles bestens mit euch?«
    Sie hatte gewusst, dass er sich danach erkundigen würde. Es hatte eine Zeit gegeben, als John Rees durchaus ein Mitbewerber im Rennen um ihre Zuneigung gewesen war. Doherty war ihm aber zuvorgekommen.
    »Ja, alles bestens.«
    »Jammerschade.« Er verzog sein Gesicht in gespielter Trauer. Vielleicht lag es an seinem Bart und seiner Kopfform, aber er erinnerte sie an eine Maske aus einer griechischen Tragödie. Jetzt lächelte er wieder, und es wurde eine griechische Komödie daraus.
    Ja, es hatte durchaus eine Zeit gegeben, in der John Rees eine Chance hatte, das Bett mit ihr zu teilen – kurzfristig oder langfristig. Der Amerikaner mit der warmen Stimme war groß und schmal, und sein Geschmack für Kleidung unterschied sich nicht sonderlich von dem von Detective Chief Inspector Steve Doherty. Er trug ein Jeanshemd über einer Jeanshose in einem leicht anderen Farbton. Das wirkte selbstbewusst und maskulin, war so zusammengestellt, weil es bequem war, nicht weil er damit Eindruck schinden wollte.
    »Ich habe von dem Mord gehört«, sagte er. »Der arme alte Clarence Scrimshaw.«
    »Du kanntest ihn?«
    »Na klar. Er ist ab und zu hier vorbeigekommen. Obwohl er, ehrlich gesagt, in einer ganz anderen Liga gespielt hat als ich. Großer Sammler. Hohe Summen.«
    Honey war verwirrt und mehr als nur ein bisschen neugierig. Sie dachte nun nicht mehr darüber nach, wie es wohlmit John Rees im Bett gewesen wäre, und ging gleich zu einer Frage über.
    »Du meinst, der hat tatsächlich für was Geld ausgegeben? Seine Angestellten und alle, die ihn auch nur entfernt kannten, haben ihn als den knauserigsten Geizhals aller Zeiten dargestellt. Ebenezer Scrooge, wie er leibt und lebt.«
    John nippte an seinem Sherry und wischte sich mit Finger und Daumen die Oberlippe, ehe er antwortete.
    »Er hat Bibeln gesammelt.«
    »Ich bin ganz Ohr.«
    »Sehr alte Bibeln.«
    »Sollte ich alt als Synonym für wertvoll verstehen?«
    »Darauf kannst du wetten!«
    »Größenordnung?«
    Er zuckte die Achseln. »Alles von zehntausend Pfund aufwärts bis weit über hunderttausend. Hängt davon ab, wie selten die Exemplare sind. Eine Bibel von Tyndale aus dem Jahr 1537 bringt einen guten Preis, obwohl es gerüchteweise ältere und seltenere gibt. Zum Beispiel Wycliffe. Es heißt, dass man seine handgeschriebenen Bibeln seinerzeit dazu benutzt hat, seinen Zeitgenossen Jan Hus auf dem Scheiterhaufen zu verbrennen. Er hat ja auch Martin Luther vorhergesagt. Wenn du also eine dieser Bibeln finden würdest, dann ist der Preis nach oben hin offen …«
    »Weißt du sonst noch was über ihn?«
    »Ein bisschen. Ich weiß, wo er lebt. Ich kenne ein paar von seinen Autoren. Aber mir sind keine Namen von Verwandten bekannt, und ich weiß auch nicht, ob er überhaupt welche hatte.«
    Honey trank ihr Sherryglas leer und wischte sich mit einem letzten Kuss auf seinen Mund die Lippen.
    »Danke für den Sherry und das Kanapee. Wie wäre es, wenn ich mich für deine Gastfreundschaft revanchiere unddu am ersten Feiertag nach dem Mittagessen zu uns kommst? Ein, zwei Drinks? Ein, zwei Mince Pies 7 ? Schottisches Shortbread 8 ?«
    »Mit Shortbread kannst du mich aus dem Urwald locken, aber leider muss ich ablehnen. Ich habe eine

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