Mord zur besten Sendezeit
Frau unter dem weißen Polohemd sahen aus wie spitze Eistüten. Daraus schloss Honey, dass sie einen papierdünnen Sport-BH tragen musste. Im Gegensatz zu Honeys Modell mit den extrem breiten Trägern und großen Körbchen, da bestand wenigstens keinerlei Gefahr, dass irgendwas hervorquoll.
»Wenn Sie bitte dort drüben warten würden«, sagte die Empfangsdame, als sie ihre Aufgabe erledigt hatte.
Honey setzte sich auf eine schwarze Ledercouch, die zwischen zwei tropische Palmen gequetscht war.
Victor Bromwell, der persönliche Fitnesstrainer, hatte die dunkelbraun-goldene Farbe eines gutpolierten antiken Sideboards von Sheraton, allerdings zum Glück wesentlich geradere Beine. Seine Zähne strahlten perlweiß, als er Honey anlächelte.
»Hallo. Nett, Sie kennenzulernen.«
Der Mann war Testosteron pur, und sein Körper war in hautenges Elastan gehüllt.
Honey schüttelte die ihr entgegengestreckte Hand. Seine Augen musterten sie. Sie tat ein Gleiches und musterte ihn ebenfalls unbeirrt, vom Scheitel bis zur Sohle und – nach einem kleinen Zögern – von der Sohle bis zum Scheitel. Elastan hielt alles an seinem Platz, überließ aber auch nichts der Phantasie.
»Ich benötige Ihre Hilfe, Mr. Bromwell. Und zwar ziemlich dringend.«
Er breitete die Arme aus. »He, gute Frau. Es gibt kein Problem, bei dem ich, Victor Bromwell, Ihnen nicht helfen kann. Umformen. Definieren. Reduzieren.« Er beugte sich näher zuihr hin und sprach leise weiter. »Es gibt keinen Teil Ihres Körpers, mit dem ich nicht was anfangen könnte, so dass Sie ein Supergefühl davon bekommen. Eine neue Frau wollen Sie werden? Vergessen Sie es. Baby, ich kann auch mit der alten Frau wahre Wunder vollbringen.«
Honey spürte, wie sich ihr Kiefer verkrampfte und sie mit den Zähnen zu knirschen begann. Bildete sie sich das nur ein, oder spürte sie wirklich aus der Entfernung seine Körperwärme?
»Das klingt ja alles sehr interessant, Mr. Bromwell«, sagte sie und vermied es sorgfältig, die Augen unterhalb seines Äquators wandern zu lassen.
»Glauben Sie, wir könnten uns irgendwo unter vier Augen unterhalten?«
Sein Gesicht strahlte wie ein Weihnachtsbaum. »He, Hannah, wenn Sie das alles lieber vertraulich besprechen möchten, geht das mit mir in Ordnung.«
Meine Güte, war der Typ von sich eingenommen!
Er führte sie durch eine Tür in ein Zimmer, das kaum mehr als eine Umkleidekabine war. An eine Wand war eine Größentabelle gemalt. Daneben standen ein kleiner Tisch und ein Stuhl, links davon eine Waage.
Sobald er die Tür geschlossen hatte, schien der Raum noch mehr zusammenzuschrumpfen. Das Zimmer hatte kein Fenster, und nur eine Halogenlampe an der Decke spendete ein wenig Licht.
»Also gut«, sagte Victor, der nun noch näher vor ihr stand, und senkte seine Stimme auf Schlafzimmerlautstärke. »Wo möchten Sie anfangen? Gibt es einen bestimmten Körperteil, der Ihnen besondere Sorgen macht? Wenn ja, dann zeigen Sie ihn mir. Jetzt gleich.«
»Also gut, Mr. Bromwell …«
»Victor, besser noch Vic.«
»Gut. Victor.«
Victor Bromwell war über eins achtzig groß, hatte wohldefinierteMuskelpakete und die künstlich geschönten Zähne eines Superstars. Oberschenkel- und Armmuskeln quollen aus den kurzen Hosen und dem knappen Muskelshirt seiner Sportbekleidung. Zumindest prangte kein goldenes Medaillon auf seiner Sportlerbrust, aber er trug in einem Ohrläppchen einen goldenen Ohrstecker. Die großen Füße wirkten in den tollsten Nike-Sportschuhen noch ein wenig größer. Er stand breitbeinig da, hatte die Arme vor der Brust verschränkt und stellte seine Muskeln zur Schau. Sein Bizeps hatte den gleichen Umfang wie Honeys Oberschenkel, war aber viel fester.
Honey wusste, dass er sich für sie so aufgebaut hatte. Der Typ war ein Angeber, wie er im Buche stand.
»Also, Baby. Wie war noch mal Ihr Name?«
»Honey Driver. Darf ich Ihnen eine Frage stellen?«
»Na los!«
»Bringen Sie diese Sprüche bei allen Frauen an, die zum Fitnesstraining zu Ihnen kommen?«
Er grinste. »Nur bei denen, die wirklich niedlich aussehen, so wie Sie, Baby. Ich habe Respekt vor älteren Damen. Die wissen, was sie wollen, wenn Sie wissen, was ich meine?«
O ja, das wusste sie.
»Hat Arabella Rolfe gewusst, was sie wollte?«
Seine Stirn umwölkte sich. »Arabella? Wieso erkundigen Sie sich ausgerechnet nach der?«
»Ich stelle Nachforschungen bezüglich ihres Todes an.«
Die Venen in seinen nackten Armen schwollen zur Größe von
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