Mord zur besten Sendezeit
»Hat Arabella selbst Kinder gehabt?«
Faith lachte leise in ihr Glas. »Fragen Sie Sean. Fragen Sie Denise.«
»Und die sind …?«
Faiths Gesicht, das bis dahin offen gewesen war, schnappte nun zu, als hätte sie einem Eindringling die Tür vor der Nase zugeschmettert.
»Leute, mit denen sie gearbeitet hat. Leute, die sich bei ihr angekuschelt haben.«
Dieser Mordfall, überlegte Honey, wird von Minute zu Minute undurchsichtiger. Sollte ich mich jetzt erkundigen, was sie damit meint? Oder sollte ich die Bemerkung einfach im Raum stehenlassen? Angeheiterte Leute können ja beim geringsten Anlass ausrasten. Ach was, zum Teufel!
»Im wahrsten Sinn des Wortes?«, fragte sie und schlug alle Vorsicht in den Wind.
Faith musterte sie mit glasigen Augen. »Ihre ganz persönlichen Fußabtreter – aus welchem Grund auch immer.«
Eine höchst verwirrte Verbindungsfrau zur Kripo nahm auf dem Beifahrersitz des rosa Cadillac Platz.
Mary Jane war ganz versessen darauf, herauszufinden, was sie erreicht hatte. »Und? Hast du für mich einen Auftritt in einer ihrer Fernsehshows herausgeschlagen?«
»Sie hat gesagt, sie behält deinen Namen im Hinterkopf.«
Das war alles andere als die Wahrheit, und selbst wenn Faith Page so etwas allen Ernstes gesagt hätte, so hätte Honey bezweifelt, dass es irgendeine Konsequenz haben würde. So wie Honey das sah, lag Faith nur daran, dass es Faith gutging. Wenn ein Klient durch eigene Bemühungen Erfolg hatte, würde Faith sich das als Verdienst anrechnen – und ihre Provision einstreichen.
Sechzehn
Lindsey gähnte gerade den Bildschirm ihres Computers an, als Anna von oben kam. Sie schaute mit gerunzelter Stirn auf ein Blatt Papier und kaute auf einem Kugelschreiber herum.
»Diese Liste«, sagte sie zu Lindsey, »die stimmt nicht.«
»Echt?« Lindsey unterdrückte ein weiteres Gähnen. Sie war zwei Tage nicht da gewesen, und die viele Aufregung und reichlich Aktivitäten im Freien – bei denen sie unter anderem ihren neuen Freund Emmett sehr viel näher kennengelernt hatte, im wahrsten Sinne des Wortes –, all das hatte seinen Tribut gefordert. »Welche Liste?«
»Polierer. Nicht für Holz. Für Metall.«
Die Erwähnung von Metallpolitur – denn das meinte Anna wohl – weckte Lindsey sofort auf.
»Lass mich mal sehen«, sagte sie und riss Anna den Zettel aus der Hand.
Anna schaute beleidigt. »Ist nicht nötig, mir die wegzunehmen. Du kannst da lesen, dass wir sechs Dosen Metallpolitur haben sollten, aber es ist nur eine da. Und ich habe keine fünf aufgebraucht. Könnte ich gar nicht. Ich pflege mit dieser Politur nur das Silber und das Messing. Alles, was glänzt. Und da sind die Griffe in der Toilette und die Handtuchstangen und solche Sachen nicht dabei. Die mache ich immer mit einem feuchten Lappen sauber.«
»Ah«, sagte Lindsey. »Das ist ein Ausreißer.«
Anna neigte den Kopf auf die Seite und schaute fragend. »Was ist ein Ausreißer?«
»Ein Ausreißer, das ist eine einmalige Angelegenheit. Wenn zum Beispiel Mutter plötzlich auf einer Auktion einen großen Messingaffen gekauft hätte, dann hätten wir fürs Polieren einen Haufen Metallpolitur gebraucht.«
»Aber Mrs. Driver hat keinen Messingaffen bei einer Auktion gekauft. Das wüsste ich. Das hätte sie mir doch gesagt.«
Lindsey lächelte geduldig. »Das ist egal, Anna. Wenn du keine Metallpolitur mehr hast, sag mir einfach Bescheid, und dann gehe ich und hole welche bei Waitrose. Wirklich, das auf der Liste war nur ein Ausreißer.«
Anna war überhaupt nicht überzeugt von dieser Geschichte mit den Ausreißern, aber schließlich war Lindsey die Tochter der Besitzerin, und Anna mochte ihren Job, sie mochte die ganze Familie und hatte zudem selbst eine ständig wachsende Familie zu versorgen. Und eigentlich ging es sie ja auch nichts an, was ihre Arbeitgeber mit all der Metallpolitur machten. Und wenn sie einen Messingaffen kaufen wollten, dann war das ihre Sache. Clint hatte mal gesagt: »Es ist so kalt, dass sogar einem Messingaffen die Eier abfrieren würden.« Vielleicht hatte es damit was zu tun? Anna nahm manches ein bisschen zu wörtlich. Zum Beispiel Clints Angebot, sich einmal seine Tätowierungen anzuschauen. Und jetzt war wieder Nachwuchs unterwegs.
Anna murmelte irgendwas auf Polnisch vor sich hin und ging wieder die Treppe hoch, um sich mit ihrem nagelneuen Dyson-Staubsauger und jeder Menge Reinigungsmittel über die Zimmer herzumachen.
Lindsey war ein bisschen wütend und hatte ein
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