Mord zur besten Sendezeit
Es war alles mein Fehler. Ich hätte nicht so lästern sollen. Verhaften Sie mich, wenn Sie wollen, aber nicht ihn. Ich habe ihn praktisch dazu gezwungen.«
Honey schaute den jungen Mann mit einer Mischung aus Mitleid und Enttäuschung an. Mitleid, weil er ihr wirklich leidtat, Enttäuschung, weil Adam nicht hier war, um sich zu verteidigen oder zu belasten. Eins war mal sicher: Adam Rolfe war nun wieder im Spiel. Er war ihr Hauptverdächtiger, mehr denn je.
»Sie brauchen nicht mit reinzukommen«, sagte Dominic, als sie seine Adresse erreicht hatten.
»Ihre Mutter wird sich nach dem da erkundigen«, meinte Honey und deutete auf den Bluterguss auf seiner Wange.
Er warf sich mit einer Kopfbewegung die Haarsträhnen aus der Stirn, die ihm natürlich gleich wieder in die Augen fielen.
»Ach, ich sage ihr einfach, dass ich mit ein paar besoffenen, Bier trinkenden Rüpeln aneinandergeraten bin.«
Vierundzwanzig
Als Honey endlich das Hotel wieder erreicht hatte, hatten die Bewohner des Kopftuchs sich bereits sehr unangenehm bemerkbar gemacht, und ihr Kopf juckte höllisch.
»Hier«, sagte sie zum Taxifahrer und hielt ihm eine Zehn-Pfund-Note hin. »Der Rest ist für Sie.«
Das Jucken wurde immer schlimmer. Honey hatte es so eilig, aus dem Taxi herauszukommen, dass das Seidentuch zu Boden flatterte. Sie hob es nicht auf. Sollte sich doch jemand anderer um die restlichen Bewohner kümmern.
Sie wanderte in den Empfangsbereich, das Handy fest zwischen Schulter und Ohr eingeklemmt. Doherty hörte sich an, was sie ihm zu erzählen hatte.
»Für Adam Rolfe sieht die Sache jetzt ziemlich düster aus, nicht?«
Er stimmte ihr zu und fügte dann noch hinzu: »Hast du schon mal was von einem gewissen Sean Fox gehört?«
Das bejahte sie. »Faith Page hat kurz angedeutet, er hätte Arabella sehr nahegestanden. Sean und noch jemand. Die beiden haben mit ihr zusammengearbeitet, ich glaube, bei der letzten Sendung, die sie moderiert hat.«
»Hm. Meine Kollegen haben Sean gefunden, an einem Baum aufgeknüpft. Es sieht ganz so aus, als hätte er Selbstmord begangen. Allerdings gibt es keinen Abschiedsbrief, und laut Aussage seiner Freunde hat nichts darauf hingedeutet, dass er depressiv war.«
Honey runzelte die Stirn, während sie versuchte, sich an den Namen der jungen Frau zu erinnern, die mit Fox zusammengearbeitet hatte. »Der Name fällt mir bestimmt noch ein. Dann melde ich mich.«
»Ich habe einen besseren Vorschlag. Sobald du dich erinnerst,geh sie besuchen und frage sie, was sie von der Sache weiß. Es ist gar nicht so einfach, einen Fall vom Bett aus zu koordinieren. Da wäre es doch nur vernünftig, wenn du mir persönlich Bericht erstattest, sobald du Zeit hast. Wir könnten dann zusammen eine Strategie planen.«
Sie konnte sich das zweideutige Zwinkern seiner Augen vorstellen und hatte auch eine Ahnung, in welche Richtung sich die Strategieplanung entwickeln würde. Sie versprach, seinen Vorschlag zu überdenken, und beendete das Gespräch.
Lindsey hatte Dienst am Empfang und war ein wenig aufgeregt. »Eine gewisse Sofia Camilleri wartet im Salon auf dich. Sie sagt, es wäre dringend.«
Honey stöhnte leise. »Verdammt. Ich muss erst noch duschen.«
Sie kratzte sich heftig am Kopf. »Hat sie gesagt, was sie will?«
Lindsey schüttelte den Kopf. »Nein, aber sie wirkte ziemlich nervös. Und sie hat immer wieder italienische Brocken eingestreut. Ich habe ihr einen Kognak gegeben, damit sie sich ein bisschen beruhigt. Sie ist anscheinend Opernsängerin. Jedenfalls laut Mr. Rizzo aus Zimmer vierzehn.«
»Ah!«, meinte Honey. Wenn Mr. Rizzo das sagte, dann musste es stimmen. Andere Gäste hatten sich über die Musik beschwert, die beim Frühstück aus den Kopfhörern seines MP3-Players an ihre Ohren drang. Es war immer irgendein Opernklassiker, und beinahe immer italienische Oper.
Der Salon für die Hotelgäste lag hinten im Hotel und bot einen Blick auf den Innenhof und einen kleinen Garten. Blumenbeete mit vielen Teerosen schlossen diesen Bereich vom Kutscherhäuschen ab, in dem Honey mit ihrer Tochter wohnte.
Im Salon unterbrachen einige nilgrüne Flächen das üppige Sahnegelb, in dem die Wände gestrichen waren. Gemütliche Sofas und Sessel, die mit Brokat und rosenbedrucktem Chintz bezogen waren, standen in kleinen Gruppen da. So konnten sich bis zu sechs Personen zwanglos zusammensetzen und ihreGetränke sicher auf den Tischchen vor sich abstellen. Ein riesiger Spiegel im Goldrahmen beherrschte den
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