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Mord zur besten Sendezeit

Mord zur besten Sendezeit

Titel: Mord zur besten Sendezeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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eingebauten Telefons hoch. Er wählte drei Nummern, woraus ich schloß, daß er wohl Buster anrief. Erwartete und schaute die Kronleuchter an. Ich glaubte nicht, daß meine Augen bis da oben hin blicken konnten — selbst mit Brille nicht. Ich schaute zu Alex und hielt den Daumen hoch. »Hallo?« sagte der Doorman in den Hörer. »Ist da die Polizei? Eine verdächtige Frau steht vor mir. Sie scheint gefährlich zu sein. Ganz recht. Das Singer Plaza. Soll ich sie in Gewahrsam nehmen? Ja, ich bin bewaffnet. Danke sehr. Auf Wiederhören.« Er legte auf.
    »Und, wollen Sie mich jetzt nicht in Gewahrsam nehmen?«
    »Möchten Sie jetzt nicht lieber gehen, Madam? Die Polizei wird gleich hier sein.«
    »Aber Sie haben doch nur die Wetteransage angerufen.«
    Er holte noch einmal sehr tief Luft und sagte: »Wenn Sie sich also einen Moment setzen wollen, ich werde Sie gleich benachrichtigen.«
    Ich setzte mich einen Moment. Er spielte mit irgendwelchen Knöpfen auf der Marmorkonsole. Ich saß neben einem Marmorelefanten auf einer chintzbedeckten Bank, ungefähr drei Meter von ihm entfernt. Mit Hartnäckigkeit kommt man in diesen Situationen meistens am besten voran, dachte ich. Ich stellte mich darauf ein, so lange hier zu warten, bis ich aufs Klo mußte. Ich besah mir die wilden Kreaturen, die in der Eingangshalle auf der Pirsch waren. Zwei Löwen, drei Tiger, zwei Elefanten und zwei Wildebeasts. Ich wußte, daß es Wildebeasts waren, weil ich im öffentlich-rechtlichen Sender immer die Natursendungen sehe. Ich wandte mich Alex zu. Er machte mir ein Daumen-runter-Zeichen.
    Ich drehte mich wieder zum Doorman. Er hielt gerade ein zweiläufiges Gewehr auf mein Kinn gerichtet. »Möchten Sie jetzt nicht doch lieber gehen, Madam, oder sollen wir gemeinsam auf die Polizei warten?«
    »Es tut mir wahnsinnig leid, daß ich heute in solcher Eile bin«, sagte ich und nahm den Hinweis ernst. Alex nahm ihn auch ernst. Er stand schon draußen, als ich die Drehtür erreicht hatte. Der Doorman ließ das Gewehr keine Sekunde lang sinken, während ich mich aus dem Staube machte. Alex besorgte uns gerade ein Taxi, als wir die Martinshörner näherkommen hörten. Wir warfen uns hinein. Zum Fahrer sagte ich: »Irgendwohin, und das schnell.«
    »Irgendwo« stellte sich als der Silver Star Diner auf der Second Avenue und Sixty-seventh Street heraus, ungefähr drei Blocks entfernt. Wir hatten nur so viel Geld mit, um bis zum nächsten Geldautomaten zu kommen. Der Laden ist eher speckig, aber trotzdem nett. Es ist meine Stammkneipe, wann auch immer ich bei Max ausschlafe. Normalerweise nehme ich dann eine Zeitung mit. Alex war heute aber auch ganz unterhaltsam. Wir setzten uns an einen viereckigen Tisch, auf dem ein Papiertischtuch lag, das knisterte, wenn wir die Beine bewegten. Der Kellner trug ein weißes T-Shirt und schwarze Hosen — eben ein Kellner in Grundausstattung. Ausgestopfte Tierköpfe schauten von der Wand neben der Küche herab. Anscheinend war der Besitzer dieses Ladens ein großer Jäger. Und anscheinend war das auch der Grund, warum die Burger sich hier eher schlecht verkauften.
    Alex bestellte nur einen Kaffee. Ich bestellte mir ein volles Frühstück mit Pfannkuchen und Bacon, die beide in dickem Ahornsirup schwammen. Ein Bedürfnis nach sauren Gurken bremste ich gerade noch. Ich fragte mich, ob das hier noch Entzug war oder ob sich eine Schwangerschaft ankündigte. Ich verbannte den Gedanken.
    »Sie könnte ja auch entfernt mit ihnen verwandt sein«, schlug Alex in Bezug auf Lola vor. Er begleitete die Bewegungen meiner Gabel förmlich mit der Stoppuhr.
    »Du hättest auch etwas bestellen können«, sagte ich.
    »Vielleicht war Sabrina in einem Zimmer voller Menschen ausgerechnet von ihr angezogen«, fügte Alex hinzu. »Lola war vielleicht einfach ihr Schicksal.«
    »Meine Theorie ist eher, daß Lola als Aushilfe im Studio gearbeitet hat. Sabrina hat sie da kennengelernt, und sie haben gleich zueinander gefunden.«
    Alex borgte sich meine Gabel aus und schnitt sich einen Teil von meinen Pfannkuchen ab. Der Sirup tropfte auf den Salzstreuer, während sich die Gabel seinem Mund näherte. Ich wartete. Er gab mir die Gabel zurück und nahm sich einen Baconstreifen. Das allerdings machte mich wütend.
    Man konnte es wohl erkennen. Er sagte: »In diesem Diner-Licht siehst du wunderschön aus.«
    Ich sagte: »Ich kann gar nicht glauben, daß Lola mir nicht erzählt hat, was sie alles so erlebt. Wenn ich Sabrina Delorean kennengelernt

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