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Mord zur besten Sendezeit

Mord zur besten Sendezeit

Titel: Mord zur besten Sendezeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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einen Ausschlag an Ihrem Hals?«
    »Verdammt!« rief er aus und kratzte sich wieder. »Müssen Sie mich daran erinnern?«
    »Brennesseln? Eine allergische Reaktion auf ein neues After-Shave? Oder gar«, sagte ich zögernd, »der Fluch des bösen Blicks?« Ich hob dramatisch eine Augenbraue in die Höhe und sog an meiner Zigarre.
    »Ich nehme Cortison dagegen«, sagte er, was immerhin seinen angeschwollenen Kopf erklärte.
    Ich blies den Rauch nach links aus. »Ich habe eine Pistole in der Hand«, ließ ich ihn wissen.
    »Das habe ich auch«, sagte er, und ich bemerkte, daß seine kratzende Hand unter den Tisch gefallen war. Diese Unterhaltung wurde langsam heißer. Mein Deodorant erwies sich allerdings bislang als zuverlässig.
    Ich sagte: »Der Daily Mirror ist meine Lieblingszeitung. Es ist mein Lebensziel, einmal auf der Tratschseite zu erscheinen.«
    »Ich werde sehen, was ich da für Sie tun kann«, sagte er und stand auf. Seine Hand war leer. Ich tat so, als hätte ich meine Tasche fallen gelassen. Ich bückte mich und warf einen Blick unter seinen Schreibtisch. Ein Pistolenhalfter war dort angebracht, und der Lauf der Pistole befand sich genau in Bauchhöhe. Ich richtete mich wieder auf.
    »Wissen Sie, wenn jemand meine Katze Otis entführen würde und ihre Beine abschnitte, dann würde ich doch wissen wollen, wer das getan hat«, wagte ich mich vor. »Ich würde für eine solche Information sogar gut bezahlen.« Eine dezente Argumentationsführung ist nicht meine Stärke, falls das noch nicht aufgefallen ist.
    Singer lächelte, als wüßte er eine gute Geschäftsfrau zu schätzen. »Wir könnten uns da einigen. Sie finden zwei Dinge für mich heraus. Sie finden heraus, wer meinen kleinen Freundchen weh getan hat, und Sie finden heraus, ob Buster über das lügt, was an jenem Tag mit Sabrina passierte.« Sinclair beobachtete meine Reaktion. »Buster hatte immer schon ein aktives Innenleben.«
    »Sie sind da eine Art Experte?«
    »Ich glaube, ich verstehe meinen Sohn«, sagte er nachdenklich.
    »Ich meine, in bezug auf Taranteln«, korrigierte ich. »Warum würde jemand ihre Beine abreißen, außer um seine sadistische Freude daran zu haben?«
    Singer kam um seinen Schreibtisch herum. Er rieb sich nachdenklich das Kinn und spitzte seine dünnen Lippen. Er hatte seinen Stinkpfriemel brennend im Aschenbecher auf seinem Schreibtisch liegenlassen. Ich hielt meinen noch fest. Er legte seine Hand unter meinen Ellbogen, um mich hinauszuführen. »Ich wüßte da keinen Grund zu nennen.«
    »Auch keine Vermutung, und sei sie noch so weit hergeholt?«
    »Ich kann im Moment nur daran denken, daß ich meinen Mitgliedsbeitrag für die > Gesellschaft zum Schutz der nicht niedlichen Tierarten< abschicken muß«, sagte er. »Wir einigen uns auf fünfhundert am Tag.«
    »Eintausend. Der heutige Tag wird mit berechnet.« Ich könnte mich ja immer noch runterhandeln lassen.
    »Sechshundert, oder ich zeige Sie an bei diesen reizenden Detectives — O’Fanny und Eichhörnchen — oder wie heißen die doch gleich?«
    »Sechshundert, und der heutige Tag wird mit berechnet. Sofort zu bezahlen.«
    »Ihr Amerikaner seid immer so ungeduldig, wenn es sich um Geld dreht.«Ich leckte mir die Lippen, während er sechs Hunderter von einer dicken Rolle grüner Geldscheine abpellte. »Das dauernde Bedürfnis nach sofortiger Befriedigung. Das bewundere ich an einer Frau.« Ich faßte das als Kompliment auf und lächelte, so nett ich konnte.
    Ich achtete darauf, daß die Tür mich nicht am Po traf, als ich ging. Ich wanderte mit neuer Zielstrebigkeit hinaus. Mein schlechtes Gewissen löste sich auf — jetzt mußte ich Buster nicht mehr als Feind ansehen. Uhrencheck: zwei Uhr nachmittags am Sonntag. Ich nahm ein Taxi in die Twenty-third Street und Second Avenue. Der Fahrer hatte für meinen Riesenschein kein Wechselgeld. Wir fuhren zu einem Kiosk, und ich bekam ihn klein, indem ich mir eine Plastikpackung mit vier riesigen cremegefüllten Doppelkeksen kaufte. Dann zahlte ich meine Fahrt und ging über die Straße zu Creepy Crawly, einer Zoohandlung.
    Ich schob mich durch die Glastür und drang weiter ins Innere vor. Ich war froh, daß es hier keine Hunde oder Katzen in Käfigen gab. Ungefähr fünfzig Aquarien leuchteten in verschiedenen Farben, und ein Regal nach dem anderen war mit Plastikmuscheln und Keramiktotenköpfen und Burgen angefüllt. Ich sah niemanden, also schlenderte ich auf die Aquarien zu, die weiter hinten standen. In einem

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