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Mord zur besten Sendezeit

Mord zur besten Sendezeit

Titel: Mord zur besten Sendezeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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allgemeine Erscheinungsbild einzufügen, war mein Schuhwerk Timberlands mit Schäften bis zum Knöchel. Dann machte ich mich auf, die Flatbush hinunter zur Ecke Atlantic Avenue. Der Stellplatz war offen. Das Ganze war ein von der Polizei bestellter Auto-Auktionator. Wenn die Bullen ein Auto von einem Drogenhändler oder Vergewaltiger oder Mörder beschlagnahmten, dann wurde es hier abgestellt oder bei einem der anderen Auktionatoren in der Stadt. Der Erlös aus der Versteigerung eines solchen Autos ging an die Familien der Opfer. Die Versteigerer machten sich noch nicht einmal die Mühe, die Autos zu waschen. Die Käufer brachten Bargeld und Automechaniker mit. Ich habe schon Geschichten von Leuten gehört, die mit einem Camaro für fünfhundert Eier davongefahren sind, um später Kokain im Wert von Tausenden von Dollar irgendwo im Auspufftopf zu finden. Aber ich glaube nicht an solche Geschichten. Ralph, der Typ, der den Laden für die Bullen betreibt, durchkämmt jedes einzelne Auto selbst, das er in die Hände bekommt, da er immer wieder aufs neue hofft, etwas zu finden. Das geht nun schon zehn lange Jahre so.
    Ich fand Ralph, als er gerade das Handschuhfach eines weißen Lincoln Cabriolets durchkämmte. Er freute sich, mich zu sehen. Er findet, ich sei eine gerissene Frau. Wir haben uns vor ein paar Jahren im Savarin kennengelernt, meiner Stammkneipe, wenn es mir um Bacon and Eggs geht. Wir saßen beide am Tresen und redeten über den Kaffee, den es dort gab. Dann beichtete er mir, daß er gerade seiner Frau weglaufen wollte. Er konnte aber den letzten Schritt nicht tun. Ich sagte ihm, er sei ein Feigling. Er aß seinen überbackenen Käse auf und sauste ab, zurück nach Hause. Später sagte er mir, er hätte einfach eine Bestätigung gebraucht.
    »Wanda«, sagte er. »Ich schwimme in Geld. He, gib mir doch mal das Werkzeug rüber.« Ich fand die Zange und schlug sie ihm in die Hand. »Unter der Motorhaube habe ich hundert Ohren gefunden. Endlich zahlt es sich aus.«
    Ich sagte: »Ich gehe also davon aus, daß dies ein guter Moment wäre, dich um ein Darlehen anzugehen.«
    Er warf den Kopf in den Nacken und lachte ganz tief aus dem Bauch. Er verlieh nie Geld. »Wie viele Stunden sind es noch, bis du aus deinen Träumen aufwachst?« fragte er mich.
    Herrjeh, muß ich aber schlecht aussehen, dachte ich. »Ralph, ich brauche ein Auto, ungefähr zehn Stunden lang.«
    Er lächelte eine ganze Klaviertastatur voller Zähne. »Wieviel Meilen?«
    »Ungefähr sechshundert.« Ich zahlte ihm meistens fünfundzwanzig Cents die Meile, schwarz.
    »Nimm den Cordoba da in der Ecke. Der Tacho ist kaputt.« Er zeigte auf einen rostigen grünen Chrysler.
    »Ich hätte aber lieber den Porsche da drüben.« Ganz hinten auf dem Gelände stand und herrschte ein glänzender schwarzer Porsche. Mit diesem Baby wäre ich in weniger als drei Stunden in Vermont und zurück.
    »Das glaube ich gerne, daß du den am liebsten hättest«, sagte Ralph mit einem Lächeln. Er stieg aus dem Lincoln und ging mit mir in sein Büro. Er fand die Schlüssel vom Chrysler an einem Schlüsselbrett und sagte: »Die Bullen schließen unseren Laden hier um Punkt fünf. Wehe, du bist bis dahin nicht zurück, dann kriege ich gewaltigen Ärger. Und wenn meine Frau davon erfährt, könnte das richtiggehend häßlich werden.«
    Ich hatte Ralphs Frau noch nie kennengelernt. Den Geschichten nach zu urteilen, die er mir bei dem Kaffee im Savarin erzählt hatte, war ich mir auch nicht sicher, ob ich das eigentlich wollte. Nicht, daß sie grausam oder gemein oder irgend so etwas gewesen wäre. Ich wußte einfach nur zuviel über sie und über ihr Eheleben, als daß ich sie von Angesicht zu Angesicht hätte sehen wollen.
    »Neuneinhalb Stunden«, versprach ich. Er knallte mir die Schlüssel in die Hand und schloß das Tor auf. Ich fuhr geradeaus auf die Manhattan Bridge. Der nächste Halt war dem Tanken Vorbehalten. Und dann: Thetford, Vermont.
    Ich hatte diese Reise schon millionenfach gemacht, als ich zum College in Dartmouth, New Hampshire ging, und auch schon davor, als ich mit meinen Eltern zum College hochgefahren war. Mein Vater war ein Ehemaliger und hatte das, was allgemein als die Dartmouth-Seuche bekannt ist: Man verbringt vier Jahre damit zu versuchen, da herauszukommen, und den Rest seines Lebens versucht man, wieder hineinzukommen. Mein Vater schien halbwegs davon kuriert zu sein, als er sich bereit erklärte, sich mit meiner Mutter in Florida zur Ruhe zu

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