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Mord zur Geisterstunde

Mord zur Geisterstunde

Titel: Mord zur Geisterstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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vorbeikamen. Honey sah über der Tür schon einen neuen Namen prangen.
    »Die nächsten Pächter sind schon eingezogen.«
    »Was verkaufen die denn?«
    »Ich bin mir nicht sicher. Der Laden nennt sich ›Teddyitis‹. Gestern Abend habe ich übrigens wieder den Typen mit dem Motorrad gehört«, sagte sie und wechselte das Thema. »Als ich das Fenster oben im Treppenhaus zugemacht habe. Das Motorrad hat in der Nähe angehalten. Bis ich allerdings meinen Kopf aus dem Fenster gestreckt hatte, war es schon weg.«
    Steve Doherty verzog das Gesicht. »Oh, ich habe vergessen, dir das zu sagen. Warren Price haben wir geschnappt. Wir haben einen Zeugen für den Überfall auf Karen. Der kann es also nicht gewesen sein.«
    »Du hast vergessen, es mir zu sagen!«
    »Wie geht es mit der Diät?«, erkundigte er sich angelegentlich, in der Hoffnung, sie abzulenken.
    Sie warf ihm einen bitterbösen Blick zu. »Was soll das denn nun heißen?«
    »Nichts. Ich habe nur wissen wollen, was deine Diät macht.«
    »Willst du damit andeuten, dass ich zu dick bin?«
    Er schüttelte mit Nachdruck den Kopf. »Nein! Nein, nein, keineswegs!«
    »Ich habe diese Woche noch mal zwei Pfund abgenommen.«
    »Toll!«
    »Und das Joggen?«
    »Habe ich aufgegeben. Plattfüße.«

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    Simon Taylor begutachtete die bunten Broschüren, die im Reisebüro auf allen Regalen lockten. Eine Assistentin hatte ihn bemerkt, strich sich den Rock glatt und setzte ihr schönstes Lächeln auf.
    »Kann ich Ihnen helfen, Sir?«
    Sie roch nach billigem Make-up aus der Wühlkiste »zwei für zehn Pfund«. Ihre Wangen leuchteten in einem künstlichen Pfirsichton. Sie war hübsch wie eine bemalte Porzellanpuppe, hübsch, aber nicht ganz echt.
    Simon merkte, wie er errötete. Es kam nicht oft vor, dass hübsche Frauen ihn ansprachen und Sir nannten.
    »Ich hätte gern diesen Prospekt hier und dann bitte noch den da drüben.«
    Beides waren Werbebroschüren für Südamerika. Er hatte gehört, dass das der Ort war, an den man sich zurückzog, wenn man verfolgt wurde – insbesondere von der Polizei.
    »Hier bitte, meine Karte«, sagte sie und strahlte ihn an. »Wenn Sie alles durchgelesen haben, rufen Sie mich einfach an.«
    Er erwiderte, das würde er machen. Er hatte nicht die geringste Absicht, sie anzurufen. Er würde diese Broschüren in aller Ruhe auf einer Parkbank studieren, irgendwo weit weg, wo ihn niemand – am allerwenigsten seine Mutter – sehen konnte. Im Internet hatte er sich bei seinen Recherchen bereits »Abgelegene Ferienorte in exotischer Ferne« angeschaut. Nun würden ihm die bunten Bilder bei der Entscheidung helfen.
    Er kaufte sich bei Greggs eine warme Pastete und bei Starbucks einen Caffè latte. Die Arbeit konnte ihm gestohlen bleiben. Er hatte den Kram satt bis obenhin. Na, er würde jedenfalls, überlegte er und lächelte in den klaren blauen Himmel hinein, |239| bald nicht mehr arbeiten müssen. Wenn alles nach Plan verlief.
    In der Woche war der Royal Victoria Park ziemlich menschenleer. An den Wochenenden und in den Schulferien wimmelte er von Eltern und Kindern. Simon ließ sich auf einer leeren Bank nieder, stellte die fettige Papiertüte und den Styroporbecher neben sich ab.
    Er konnte einfach nicht aufhören zu lächeln. Es war erstaunlich, wie viele Leute zurücklächelten: ein älteres Paar, eine Frau, die ein Baby in einem Kinderwagen vor sich herschob, und ein Mann mit schäbiger Kleidung und grau meliertem Bart, wahrscheinlich irgendein Dozent von der Uni.
    Simon lächelte immer noch, als er nach seinem Mobiltelefon griff und die Taste für die Wahlwiederholung drückte.
    »Ich warte noch auf meinen Anteil.«
    Das Schweigen am anderen Ende der Leitung fand er richtig aufregend. Es war wie beim Angeln, wenn man einen Wurm am Haken hatte. Erst fand er das Gefühl ganz toll, aber nach einer Weile schien das Schweigen doch ein wenig zu lange zu dauern. Simons Lächeln gefror. Ein nervöser Knoten ballte sich in seiner Magengrube zusammen. Die Panik war nicht weit.
    »Haben Sie gehört? Ich will meinen Anteil haben.« Er mimte den knallharten Burschen. Allerdings fühlte er sich keineswegs so. Gewieft sein, das war für ihn kaum mehr als ein Wort. Irgendwie hatte er es nie geschafft, so clever zu sein wie die anderen.
    Diesmal wurde das Schweigen nach einer Weile unterbrochen.
    »In Ordnung. Wo?«
    Sie mussten sich treffen. Er wünschte, das ließe sich vermeiden. Es war gefährlich, aber unumgänglich. Er hatte sorgfältig

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