Mord zur Geisterstunde
Stunde mit Informationen nur so bombardiert worden. Erst diese Angelegenheiten mit den Filmspulen, die angeblich von der
Titanic
stammten – und so eine Verbindung zur größten Katastrophe der angloamerikanischen Seefahrtsgeschichte hatten. Nun die Enthüllung darüber, dass Simon Taylor mit echten Titeln gehandelt hatte, George Hamilton dagegen nicht. Und dazu kam noch der Mord an Simon Taylor – der auf außerordentlich bizarre Art und Weise gestorben war.
Warum war Lady Templeton-Jones zu Simon Taylor gegangen? Worüber hatten die beiden im Garrick’s Head gesprochen, ehe die Lady ermordet wurde?
Doherty konnte wohl Gedanken lesen. »Schade, dass wir nicht noch einmal mit Mr. Taylor gesprochen haben«, meinte er.
|263| Nun erzählte Honey ihm, was man ihr von den Filmspulen berichtet hatte.
»O je, o je«, murmelte Lindsey. »Was ist denn jetzt los?«
Ein kleiner Kommentar nur, aber er brachte Honey wieder in die Wirklichkeit zurück.
Plötzlich krächzten die Funkgeräte von zwei Polizisten in Uniform, die nichts mit der Morduntersuchung zu tun hatten, aber so neugierig stehen geblieben waren wie die anderen Passanten. Die beiden trabten los.
»Hallo«, sagte Steve und schaute mit zusammengekniffenen Augen hinter ihnen her. »Ein Vorfall auf einer Straße.«
In der Nähe stand ein Bobby, der die Nachricht auch bekommen hatte, und grinste breit. Steve knurrte ihn an, er sollte sich gefälligst sein Lachen schenken. »Wir befinden uns hier am Tatort eines Mordes. Was ist denn so verdammt komisch?«
Der Polizist mühte sich sichtlich, nicht laut loszuprusten. »Prügelei in einem Teddybärladen in der Queen Caroline Alley, gleich bei der Milsom Street. Eine Frau bedroht den Manager des Ladens, weil er sie aus diesen Geschäftsräumen rausgeworfen hat. Hat ihm anscheinend eins mit einem Teddy übergezogen.«
Honey packte Lindsey beim Handgelenk. »Komm, schnell!«
»Großmutter kann ganz schön unangenehm werden, wenn man sie ärgert!«, schnaufte Lindsey, die schon losrannte.
Honey schaute grimmig. »Was heißt hier unangenehm! Ich mache mir wirklich Sorgen um den Kopf des Ladenmanagers!«
»Ich komme später nach!«, rief ihr Doherty hinterher. Honey ärgerte sich, weil sie sich seinen amüsierten Blick vorstellen konnte. Zweifellos hatte er sofort erraten, warum sie auf der Stelle losgesprintet waren. Er hatte ihre Mutter ja bereits kennengelernt und wusste, dass sie den Laden verloren hatte. Außerdem war ihm bekannt, dass sie manchmal ein wenig unorthodox reagierte, wenn sie eine ihrer Launen hatte.
Honeys Telefon klingelte. Sie schaffte es, gleichzeitig zu rennen und zu sprechen. Das war einer der Vorteile, wenn man ein paar Kilo weniger wog. Casper war völlig indigniert.
»Es ist wirklich eine Katastrophe! Eines der schönsten und |264| meistgeschätzten Theater im ganzen Land. Wie kann dieser Mann es wagen, dort zu sterben! Wie ist er überhaupt zu Tode gekommen?«
»Er ist in den Hintern gestochen worden«, schnaufte Honey atemlos. »Es geht jetzt nicht. Ich rufe später zurück.«
Sie konnte sich Caspers Entrüstung bildlich vorstellen. Normalerweise hätte sie es nicht gewagt, ihn so abzuwürgen. Doch hier ging es um ihre Familie.
Zum Glück hatte sie ihre Einkaufsschuhe an den Füßen, abgestoßene, ziemlich hässliche Schnürschuhe, aber Mannomann, zumindest konnte sie damit rennen. Die Jeans waren auch nicht schlecht, ebenso der schwarze Rollkragenpullover und die grüne Kordjacke. Diese Jacke machte die leicht schäbigen Schuhe ein wenig wett, die ebenfalls flaschengrün waren. Aufeinander abgestimmte Farben, das war immer gut. Niemand bemerkte, wie schäbig die Schuhe waren, solange nur die Farbe passte.
Draußen vor dem Teddybärladen hatte sich eine Menschentraube gebildet. Einen der Schaulustigen kannte Honey: Neville, Caspers Hotelmanager. Er war im Freizeitdress: rosa Jeans, limettengrüner Pullover und rosa Seidenschal. Und er war mindestens so neugierig wie alle anderen.
»Du meine Güte«, kommentierte er aufgeregt, als er Honey sah. »Ich habe noch nie erlebt, dass jemand das mit einem Teddybär gemacht hat!«
Honey senkte den Kopf zum Angriff und pflügte sich durch die Menschenmenge. Sie versuchte, das belustigte Kichern der Leute zu überhören.
Lindsey folgte ihr auf den Fersen. Irgendwie war sie stolz auf ihre Großmutter. »Oma hat eine ganz schöne Zuschauerzahl angelockt!«
»Hoffentlich ist kein Blut geflossen!«
Auf dem Boden lagen Berge von Teddybären
Weitere Kostenlose Bücher