Mord zur Geisterstunde
in den verschiedensten Farben und Größen: Teddybären mit rosa-weiß karierten Kleidchen, Teddybären in Leder, nach Apfel duftende Teddybären in Lindgrün, Teddybären mit Malerkitteln und schicken Baskenmützen.
|265| Honeys Augenmerk fiel auf eine Reihe von Bannern, die von der Decke hingen und an den Regalen entlang drapiert waren.
Teddybären für alle Gelegenheiten!
Kuscheln mit Dudley.
Mit einem Teddy bist du nie allein.
Nimm mich mit ins Bett. Hab mich lieb.
Na ja, überlegte Honey. Wenn ein lebloser Teddy alles ist, was man hat … Oder waren die Dinger heutzutage batteriebetrieben?
Ihre Mutter war keineswegs festgenommen worden, sondern saß mit in den Nacken geworfenem Kopf und geschlossenen Augen auf einem Stuhl. Eine Verkäuferin mit Teddybärohren, einer schwarzen Plastiknase und einem rosa-weiß karierten Kleidchen – dem genauen Gegenstück zu den Kleidchen, die die Teddys in den Regalen trugen – fächelte ihr mit einer Zeitung Luft zu.
Es sah ganz so aus, als erwartete man von den Angestellten von »Teddyitis«, dass sie sich von Kopf bis Fuß in Teddy-Zeug hüllten. Honey verzog das Gesicht und dankte ihrem Schöpfer dafür, dass in diesem Geschäft keine Reizwäsche oder Erotik-Spielzeuge verkauft wurden. Teddys waren weich und kuschelig und konnten keinen großen Schaden anrichten. Gummidildos wären da schon eine ganz andere Sache gewesen.
Honey steuerte auf den am wichtigsten aussehenden Polizisten zu. Sie hatte beschlossen, einen leicht flehenden Ton anzuschlagen und ein bisschen mit den Wimpern zu klimpern. »Es tut mir so leid. Ich bin gekommen, so schnell ich konnte. Ich habe gehört, dass meine Mutter einen kleinen Anfall hatte.«
Der Polizist zeigte viel Verständnis. »Das hatte sie, ganz gewiss. Leidet sie an irgendeiner geistigen Störung?«
»Ja, an Dickschädeligkeit.«
Die falschen Wimpern der älteren Dame auf dem Stuhl bebten und warfen Schatten auf Wangen, die zart mit Rouge von Lancôme getönt waren. Honey ließ sich nicht zum Narren halten. Genauso wenig Lindsey. Die hatte sich die rechte Hand vor den Mund gepresst, um nicht vor Lachen loszuprusten.
Auf einem zweiten Stuhl saß ein kleiner, untersetzter Mann, |266| der selbst ein bisschen wie ein Teddybär aussah. Er drückte sich ein Handtuch an die Nase.
Lindsey erkundigte sich nach seinem Wohlbefinden.
»Ich habe sowieso schon Probleme mit den Nebenhöhlen«, klagte er. »Der Teddy hat mich gehauen.«
Wobei ihm meine Mutter geholfen hat, überlegte Honey peinlich berührt.
Sie lächelte und schlüpfte in die Rolle der leidgeplagten Tochter. Sie erkundigte sich bei dem Polizisten, ob sie nun ihre gute alte Mama mit nach Hause nehmen und zu Bett bringen dürfte.
Seine Augen blitzten. »Der Manager sieht von einer Anzeige ab – wenn derlei nie wieder vorkommt.«
Nein. Das konnte sie verstehen. Er hatte alle Hände voll damit zu tun, eine feuchte Kompresse an seine Nase zu drücken. Da konnte er nicht noch auf der Polizeiwache Formulare ausfüllen.
»Sie ist in einem seltsamen Alter«, meinte Honey. »Wenn es schlimmer wird, dann wird uns nichts anderes übrig bleiben, als sie irgendwo einzuliefern.«
Sie bemerkte, dass es ihrer Mutter um die Mundwinkel zuckte. Eines war Gloria Cross ganz gewiss nicht: senil. Nicht nur das, sie genoss ihr Leben zudem auch noch so wie eh und je. Immer noch kaufte sie mit Begeisterung Kleider, trug Seidenstümpfe und aufreizende Strumpfhalter und hatte durchaus ein Auge für attraktive Männer. Letzteres war nach Honeys Meinung den Hormonpillen zuzuschreiben. Wenn man Gloria in ein Altenheim steckte, konnte man sie genauso gut bei lebendigem Leibe begraben.
Honeys Worte hatten bei Gloria eine Spontanheilung bewirkt. Dass sie noch stöhnte und zögerlich die Augen aufschlug, war reinste Schmierenkomödie. »Wo bin ich?«, flüsterte sie mit versagender Stimme.
»Im Teddybärhimmel«, knurrte Honey. »Jetzt mach schon. Marsch ins Bett, mit einer Tasse heißer Schokolade und einer Schlaftablette – oder zwei.«
Gloria Cross wog nur sieben Pfund mehr, als sie mit zwanzig auf die Waage gebracht hatte. Man konnte sie also mühelos wieder |267| in den Stand hochziehen. Gemeinsam bahnten die drei Frauen sich einen Weg durch die Zuschauermenge.
Neville stand noch immer da und grinste von einem Ohr zum anderen. »Das war besser als damals die Schießerei im OK Corral. Ich sehe, die Polizei lässt Ihre Mutter laufen?«
»Der Manager sieht von einer Anzeige ab.«
»Der
Weitere Kostenlose Bücher